Constantine
Constantine: It's personal, isn't it? I didn't go to church enough, I didn't pray enough, I was five bucks short in the collection plate. Why?
Gabriel: You are going to die young because you smoked 30 cigarettes a day since you were 15. And you're going to go to hell because of the life you took. *kurze Pause* You're fucked.
- aus Constantine
John Constantine hat eine besondere Gabe: Seit er in Kindertagen versucht hat, sich das Leben zu nehmen, kann er über unsere Welt hinaus blicken und die Diener von Himmel und Hölle in ihrer wahren Form erkennen.
Die laufen nämlich in unserer Welt herum und wenn ihnen auch ein Pakt verbietet, direkt mit den Menschen zu interagieren, so dürfen sie diese doch manipulieren. Jene, die sich nicht daran halten, schickt Constantine zurück in die Hölle.
Allerdings scheint sich etwas Größeres anzubahnen, da mehr und mehr „Regelbrüche“ vorkommen. Doch John hat noch ein anderes Problem: 30 Zigaretten pro Tag seit der Pubertät zeigen nun doch Konsequenzen und ein Tumor schickt sich an, das Leben des Wahlexorzisten zu beenden. Was schlecht ist, denn als Katholik ist in sein Selbstmordversuch vor Jahren nichts anderes als ein Non-Stop-Ticket herab in die Hölle...
Zur Umsetzung:
Es war gestern, da saß ich in einer Politikvorlersung und unser Dozent erkläre uns, dass Heldenfiguren nicht funktionieren würden, wenn sie persönliche Probleme hätte oder anderweitig am reinen Strahlen gehindert würden. Ein Kommilitone warf Spiderman und Batman ein, doch es half nichts. Auch ein Gespräch nach der Vorlesung konnte keine Einigung erreichen.
Doch wie der Zufall es so wollte, hatte ich am Nachmittag ausnahmsweise mal etwas Leerlauf und damit Gelegenheit, die DVD, die schon seit zwei Wochen an meinem Player lehnte, auch endlich mal zu gucken: „Constantine“.
Und eines muss ich einfach vorweg schicken: wenn es jemals einen nicht-strahlenden Helden in einer Comicverfilmung gegeben hat, dann John Constantine. Er ist unhöflich, sarkastisch, gemein, ungerecht und Kettenraucher. Ich meine Kettenraucher, wann auch immer eine Fluppe aufgeraucht ist, zückt er schon die nächste.
Doch sein Charakter macht Spaß, gerade wegen all seiner schlechten Eigenschaften und dem guten Spiel von Keanu Reeves, dass einmal mehr die Frage aufwirft, was mit dem Mann in den Matrix-Sequels nur los war.
Nun aber von vorne. „Constantine“ ist einmal mehr eine Comic-Verfilmung, basierend auf den Hellblazer-Comics die bei Vertigo/DC erschienen sind und erscheinen. Allerdings ist es eine recht freie Adaption, die sich weder inhaltlich noch optisch akribisch an die Vorlage hält.
Dass das nicht immer schlecht sein muss, das zeigt der Film selbst auch ganz deutlich, denn gerade der Look des Films hatte mich eigentlich sofort.
Die Ausleuchtung und die Inszenierung bedienen sich heftig beim Film Noir, ohne aber in Klischees abzurutschen. Die Optik ist realistisch, wirkt aber dennoch durchgestyled, mit starker Nachcolorierung, überzeichneten Waffen (Constantines Schrotflinte ist in ein Kruzifix gearbeitet!) und wirklich herausragenden Special Effects. Vielen davon. Ich würde soweit gehen, „Constantine“ als einen Effektfilm zu bezeichnen, wäre die Handlung nicht sogar noch ganz brauchbar.
Zugegeben, ein Film mit Tiefgang ist es jetzt auch nicht geworden, aber er ist doch zumindest spannend, bringt es auf eine überrasschende Wendung und ist, wie schon gesagt, gut gespielt.
Neben Reeves übernimmt Rachel Weisz, Genrefreunden wohl noch aus den „Die Mumie“-Filmen bekannt, die zweite Hauptrolle und spielt eine überzeugende, taffe Polizistin, die gut neben Constantine bestehen kann. Dazu kommen noch Peter Stormare als der Teufel persönlich sowie Independent-Schauspielerin Tilda Swinton als großartig gespielter Engel Gabriel.
Regisseur Francis Lawrence ist es dabei auch gelungen, dem Film eine sehr saubere
Erzähl- und Dramaturgiekurve mit auf den Weg zu geben. Die Handlung entfaltet sich in angemessenem Tempo und das Verhältnis zwischen Dialog und Action stimmt, wobei Letztere auch nicht so extrem wild geschnitten ist, wie das in Hollywood derzeit angesagt zu sein scheint.
Wenn man das also einmal zusammenfassen darf, so hat man einen sehr gut produzierten und gekonnt umgesetzten Popcornfilm um Teufel und Engel. Andere Rezensionen zogen teilweise den Vergleich zur „God‘s Army“-Reihe, den aber fand ich schon eher unpassend. Denn werden in der von Christopher Walken dominierten Reihe vornehmlich Engel thematisiert, so geht es in Constantine wirklich um die Mischung beider Seiten, das Gleichgewicht.
Der Film kommt auf zwei DVDs daher. Das Bild ist sehr scharf und kommt im Seitenverhältnis 2,40:1 daher, den Ton gibt es in Deutsch und Englisch jeweils in 5.1, wobei es die 116 Minuten Spieldauer über auch immer wieder schön rumst. Untertitel gibt es in der willkürlich anmutenden Zusammenstellung Deutsch, Englisch, Arabisch, Hebräisch und Isländisch, sowie in Deutsch und Englisch für Hörgeschädigte. dazu den gewohnten Berg Untertitel.
Auf der ersten Disc gibt es einen Audiokommentar der Produzenten und Drehbuchautoren, ein Musikvideo sowie zwei Trailer. Die zweite Disc bietet dann das gewohnte Päckchen mit einem Making Of, Produktionsnotizen, einer Prävisualisierungsdokumentation, deleted scenes und einer Demo der PC-Version des Constantine-Spiels. Einziges echtes Highlight war für mich dabei aber die „Conjuring Constantine“-Doku, wo detailliert auf die Adaption des Comics eingegangen wird und wer sich beim Gucken anhaltend gefragt hat, warum Constantine kein blonder Brite in olivbraunem Mantel ist, der sollte hier einmal vorbeischauen. Denn selbst die Leute bei Vertigo/DC waren von der Neugestaltung angetan.
Lohnt der Kauf des Films also? Ich denke schon. Es ist ein richtig gut gemachten Okkult-Popcorn-Kino-Film, spannend und schön anzusehen, gut gespielt und auch ordentlich was für die Ohren. Das Bonusmaterial ist okay und zumindest mal einen Blick wert und die DVD selbst ist dank Pappschuber im Regal sogar noch recht schön anzusehen.
Wer dem Genre was abgewinnen kann, der sollte wirklich einmal einen Blick riskieren.
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