Churchill – The Hollywood Years

Britischer Reporter #1: Will America come to our rescue?
Churchill: It ain‘t for me to say, I‘m one man acting alone here, but I‘ll tell you this: I‘ll do everything I can to stop the Nazis from taking over Europe.
Britischer Reporter #2: What can a man do alone, Mr. Churchill?
Churchill: Just give me the tools, I‘ll finish the job.
Britischer Reporter #3: What about peace in our time?
Churchill: Yeah, I‘ll give you peace. A piece of Hitler‘s ass.
- aus Churchill – The Hollywood Years

Im Frühling 1940 kommt der amerikanische G.I. Winston Churchill in London an, um den Briten die deutsche Enigmamaschine zu übergeben. Die aber kommen mit der Gesamtlange nicht so ganz klar, nicht zuletzt an ihrer britischen Art und ihrem versoffenen König liegt. Doch Churchill muss eine noch schlimmere Entdeckung machen: Adolf Hitler persönlich kommt nach London, um dort hinter verschlossenen Türen die Kapitulation der Briten zu Papier zu bringen.
Die einzige britische Unterstützung erhält Churchill in Form der jungen Queen Elizabeth … doch ausgerechnet diese will Hitler, zum Unwillen seiner Eva, zur Frau nehmen...

Zur Umsetzung:
Verwirrt? Das anders in Erinnerung? Nun, aus gutem Grund – das oben beschriebene Szenario ist natürlich nicht historisch, wohl aber sehr komisch. Denn es entstammt der britischen Komödie „Churchill – The Hollywood Years“, die es bisher aber noch nicht auf unseren Kontinent geschafft hat.
Regisseur Peter Richardson hat den vielleicht politisch inkorrektesten Film über das dritte Reich gedreht, der bisher je genehmigt wurde. Das es dabei aber kein Nischenprodukt ist, erkennt man ebenso an der Ausstattung wie an den Darstellern.
Denn in dem professionell produzierten Titel sind mit Christian Slater (großartig als Zigarre rauchender, Unterhemd tragender Winston Churchill!) und Neve Campbell (als ‚Elizabeth Britney Spears Windsor‘) auch gleich zwei amerikanische Schauspieler von gewisser Namhaftigkeit vertreten, sondern auch eine endlose Riege britischer Komiker und Schauspieler. Da wären etwa Harry Enfield als versoffener König, Miranda Richardson als Eva Braun und Anthony Sheer zu erwähnen, um auch nur mal einen Bruchteil beim Namen zu nennen.

Doch was nutzen all die großen Schauspieler, wenn es nichts zu lachen gibt? Nun, diese Sorge ist unbegründet, „Churchill“ ist zum Brüllen komisch. Nicht nur mal ein guter Gag hier und da, sondern Zoten und Lacher am laufenden Band sind angekündigt. Dabei schwankt der Humor wild zwischen britischem Schwarzhumor, zuckerartigen Hintergrundgags oder auch brooks‘schem Blödsinn, vereint Anspielungen auf die moderne Popkultur mit alten und neuen Witzen über die Nazis, spielt mit deutschen, amerikanischen und britischen Klischees und lebt zugegebenermaßen durchaus manchmal auch einfach von den „Das haben sie jetzt nicht wirklich getan?!“-Augenblicken.
Denn der Film ist respektlos und wer nun in dem Bereich eher sensibel ist, dem wird vermutlich auch das eine oder andere Lachen im Halse stecken bleiben. Dabei muss aber klar betont werden, dass sich die Witze hier nicht auf das dritte Reich, sondern vielmehr auf die zentralen Personen richten. Ein Hitler, den alle missverstehen oder gar nicht erkennen, eine eifersüchtige Eva Braun, die in einer deleted scene sogar eine Partnerschaftsberatung aufruft („My boyfriend, he‘s the chanceler of Germany...“) und auf der anderen Seite eben ein Churchill, der mit Panzerfaust oder Maschinengewehr gegen „Fritz“ in den Kampf zieht.
Der Film ist böse, aber umschifft alle ernsteren Themen zumindest auf dem direkten Wege. Ob man diese Trennung vornehmen kann, das muss dann jeder selbst entscheiden. Wer da aber ohne weitere Vorbehalte herangeht, den erwartem 80 Minuten pausenloses Tränenlachen, das in einem Finale mündet, wie man es lange nicht mehr erlebt hat! Auch tut es mal gut, den im amerikanischen Kriegsfilm zunehmend präsenten Hurra-Patriotismus mal etwas mehr durch den Kakao gezogen zu sehen.

Die britische RC2-DVD weiß dabei zu gefallen. Das in 1,85:1 abgemessene Bild ist gut und bringt den professionellen Kinolook des Films gut zur Geltung. Der Ton liegt in 5.1 vor, hat ordentlich Bass spendiert bekommen und und begeistert auch aufgrund der Musik – immerhin ist auch ein Anti-Hitler-Rap drunter...
An Bonusmaterial gibt es unter anderem die zuvor schon erwähnten deleted scenes, es gibt einen alternativen Anfang und ein alternatives Ende, eine „True Story Mockumentary“, einen Blick hinter die Kulissen, den amüsanten Trailer und allerlei TV-Spots. Es gibt auch ein paar Outtakes, da aber die lustigsten Pannen schon in den Credits zu sehen waren, handelt es sich dabei eher um Pflicht als Kür. Empfehlenswert ist aber sicher noch der Audiokommentar von Regisseur Richardson und Christian Slater, der in sehr gemütlicher Atmosphäre ein paar Hintergründe offenbart und schon gut damit beginnt, dass sich beide wundern, wohin das Huhn aus dem Pathé-Logo verschwunden ist...

Abschließend kann man sagen, dass das Erfolgsrezept des Films schon irgendwo in seinen Tabubrüchen liegt. Man lacht über Dinge, über die man eigentlich nicht lacht und auf dem Schirm tun Leute Dinge, die man eigentlich nicht tut (Prinzessin Elizabeth mit einem Kinnhaken niederstrecken, etwa). Das Konzept geht auf und man lacht als Zuschauer Tränen.
Dass die DVD dabei ebenfalls gut ist, das ist schön, aber auch nur eine nette Ergänzung. Vor allem ist Churchill eine der humorvollsten Komödien seit Jahren.


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