Cast Away - Verschollen

"I … have made … fire!"
aus Cast Away

Zur Handlung:
Chuck Noland, gespielt von Tom Hanks, arbeitet bei FedEx und ist ein ganz und gar furchtbarer Workaholic. Dann aber schmiert sein Flugzeug ab, und er ist allein und gefangen auf einer einsamen Insel. Dort wandelt er sich dann vom Großstadt-Freak mit ständiger Terminnot hin zum ausgeglichenen Inselmenschen, der, nachdem er einen totalen Kahlschlag auf der Insel vollzogen hat, wieder einen Weg in die Zivilisation zurückfindet und dort dann doch verloren wirkt, denn alles dort erscheint ihm nun fremd … und anders als auf seiner kleinen Insel weiß er gar nicht mehr, wohin er gehört…

Zur Umsetzung:
Herzlich Willkommen meine Damen und Herren zu einer weiteren Ausgabe von "die DORP begeht Ketzerei".
Der vorliegende Film ist in seinem Erscheinungsjahr endlos gelobt worden, Kritiker und Zuschauer waren sich einig, Regisseur und Produzent Robert Zemeckis ("Zurück in die Zukunft", "Schatten der Wahrheit") behielt seinen exzellenten Ruf, Tom Hanks einmal mehr zum schauspielerischen Großmeister erkoren - und irgendwie ging es uns bei der Betrachtung ganz anders.
Das Problem beginnt schon bei der Handlung, besser gesagt, bei ihrem Fehlen. An sich ist der Film, auch mit seiner Botschaft über die Sinnlosigkeit und das Verlorensein in unserem ach so urbanen und modernen, ja ganz nett konzipiert, doch krankt er schlicht daran, dass mindestens 70% seiner 138 Minuten langen Handlung auf der Insel spielen.
Dort schleppt sich Tom von Monat zu Monat, stellt sich oftmals unverständlich dumm an und während der normale Zuschauer vielleicht noch ergriffen beschaut, wie Hanks ein Feuer entfacht, so wundert sich der etwas im Wildnisleben Bewanderte höchstens, warum er dafür so lange braucht.
So taumelt der Film zwar zwischen einigen durchaus bemerkenswerten Einzelszenen umher (etwa jene, wo er sich einen Zahn ziehen muss, die schon gut umgesetzt ist), aber das vollständige Fehlen des ominösen Bindeglieds namens "Spannungsbogen" lässt den Zuschauer eben, trotz durchweg professioneller Inszenierung - es ist und bleibt halt Zemeckis - auch nie wirklich mit dem Gezeigten warm werden.

Ebenso wie das Fehlen der Handlung muss der Zuschauer aber auch das Fehlen anderer Darsteller verschmerzen. Hanks ist sicherlich gut, wenn auch, nach Forrest Gump, etwas zu sehr in den obersten Himmel der Schauspielkoryphäen gehoben, aber auch er ist nicht gut genug um über anderthalb Stunden den Alleinunterhalter zu mimen.
Er gibt sich redlich Mühe, gipfelt auch manches mal in schierem Over-Acting, aber auch er versteht es nicht, den Zuschauer in seinen Bann zu schlagen.
Ihm zur Seite steht … ein Volleyball. Mit ihm gestrandet wird das Dingen bald zu seinem einzigen Freund, seinem einzigen Verbündeten auf der einsamen Insel. Es mag dabei zwar sein, dass sich ein Mensch in ein solch verzweifelten Lage auch an so ein personifiziertes Ding klammern kann, um wenigstens die Illusion von Gesellschaft zu haben, das Problem aber bleibt, dass dem Zuschauer dies nicht möglich ist.
Der Ball ist ein Ball und bleibt das auch bis zum Ende der Geschichte, egal wie sehr sich der Film bemüht, und wenn der Ball zum Schluss dramatisch wegtreibt, unerreichbar für Hanks, so treibt auch jegliche Dramatik davon, ebenso unerreichbar für den Zuschauer.

Das bedeutet aber eigentlich nicht einmal, dass der Film nicht durchaus andere potentiell gute Schauspieler zu verzeichnen hat.
Helen Hunt, die seit "Twister" allseits bekannt und sein "Besser geht's nicht" auch mit Ruhm und Lorbeeren überhäuft wurde, spielt auch hier gekonnt und überzeugend die Ehefrau von Hanks … leider aber nur in sehr, sehr wenigen Szenen … und somit verlässt den Film auch seine letzte Chance zu punkten.
Da nützt auch die durch die Bank weg sauber und gekonnt produzierte DVD nichts…

Fazit:
"Cast Away" ist ein Film der vielen "Warum"s?
Warum passiert da nichts?
Warum hat man dem Film jegliche Chance auf Interaktion, die ja selbst Crusoe mit seinem Freitag noch hatte, genommen?
Warum kommt Helen Hunt so zu kurz?
Warum ist der Film so lang?
Und vor allem:
Warum sollte man sich dieses Werk ansehen, geschweige denn kaufen??


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