Angel – Season 3

Lilah: You know, I always forget. At the very bottom of hell, in the ninth circle, the devil’s frozen in ice, right? He’s got three heads, three mouths, and these mouths are reserved for the worst sinners. I can’t remember, who is in the center mouth? What was his name? The one person in all of human history who was deemed the greatest sinner. Who is it?
Wesley: Judas Iscariot.
Lilah: Right. The worst spot in hell is reserved for those who betray.

- aus Angel – Season 3

Zur Handlung:
Nach einem letzten Zusammentreffen mit Angel ist Darla offenbar schwanger – unmöglich, da Vampire keine Kinder haben können. Das ist aber sicherlich noch das geringste Übel, denn Holtz, ein verbissener Vampirjäger aus der Zeit Angelus‘ kehrt auf mystischem Wege zurück in die Welt, um endlich seine Rache vollziehen zu können. Gleichwohl Angel nun ja eine Seele hat.
Doch auch damit nicht genug, denn hinter der Rückkehr des Vampirjägers steckt noch ein anderer, noch finsterer Schurke, der seinen eigenen dunklen Plan über große Zeit hinweg in die Wege geleitet hat.

Zur Umsetzung:
Das dritte Jahr um Angel, den Vampir mit Seele, und seine getreuen Gefährten beginnt ziemlich genau da, wo wir sie am Ende der zweiten Staffel verlassen haben. Sie sind aus Pylea zurück, haben sich mit Fred noch eine wirre Frau mitgebracht, die auf kurz oder lang Teil der Hauptcrew werden soll und blicken doch nur voraus auf ein weiteres Jahr der aufreibenden Ereignisse.
Noch stärker als im zweiten Jahr lässt Whedon hier eine Gesamthandlung auf die Betrachter los, die einen nur mit dem Kopf schütteln lässt. Vieles bleibt lange im Dunkeln und oft fragt man sich, was genau da nun gerade eigentlich passiert. Doch führen am Ende (sowie teilweise auch schon mitten in der Staffel) immer wieder Fäden zusammen und am Schluß erkennt man ein Bild von einer gewissen Genialität.
Die Geschichte um Darlas Schwangerschaft ist ein großes Rätsel, der Holtz-Part dagegen spielt wieder sehr mit dem in der letzten Rezension schon erwähnten Thema der Vergebung. Angel ist nicht mehr Angelus, bereut seine Taten und will sich bessern, doch Holtz war Jahrhunderte aus dem Rennen – warum sollte ihn das stören?
Die verbindende Zutat ist der eingangs erwähnte, weitere Schurke der Staffel, zu dem ich aus Spoiler-Gründen aber an dieser Stelle nicht mehr sagen möchte.

Grau ist die Farbe der Staffel. Neben der durch Holtz ausgelösten ambivalenten Betrachtung vieler Charaktere, führen die Großereignisse der Staffel auch etwa dazu, dass man W&H neu bewerten muss. Nicht die Initiatoren der Apokalypse, bloß einige unter vielen.
Auch schafft es Whedon hier, viele der Charaktere in Situationen zu bringen, in denen es keine richtige Entscheidung gibt. Vor allem Wesley fällt hier auf, trifft für sich im Laufe der Staffel eine Entscheidung und obschon man seine Motive nachvollziehen kann, sind die Konsequenzen bitter.
Wie schon das letzte Mal geschrieben gilt auch hier: die Darsteller wachsen mit der Herausforderung. Wesley legt den Grundstein für große Weiterentwicklung, Gunn bekommt endlich mehr Profil, über das Klischee des „coolen Schwarzen“ hinaus.
Amy Acker, die Fred spielt, ist eine unglaubliche Bereicherung für die Serie. Ihre quirlige Art und ihr nerdischer Charakter machen es eine Freude, ihre Charakterentwicklung zu beobachten. Doch auch das simple Handlungselement, eine weitere Frau in den Hahnenkorb von Angel Investigations (Cordy-Fans mögen mir verzeihen) zu werfen, bringt viele Erschütterungen mit sich. Da ist sie wieder, die Whedon-Soap, die wie gewohnt hervorragend funktioniert.
Die Soap folgt auch Groo auf dem Fuße. Der von Mark Lutz gespielte Champion aus Pylea findet ebenfalls seinen Weg nach L.A. (es muss an der Stadt liegen) und darf seinerseits ein emotionales Dreieck Groo-Cordy-Angel aufspannen. Und für Lacher sorgen, viele Lacher.
Zur Mitte der Staffel folgt noch eine weitere Ergänzung der regulären Besetzung, auf die ich aber nun nicht weiter eingehen werde, da dort doch manch dicker Spoiler lauert. Verwandtschaft, kann man sagen, akzeptabel, wenn auch nicht überragend gespielt von Vincent Kartheiser.

Neben den aufreibenden Episoden des Metaplots gibt es aber auch in Season 3 wieder weniger, dafür aber teilweise grandiose Einzelgeschichten. Besonderes Highlight für mich ist dabei eine Ballet-Episode, die vielschichtig arrangiert gleich auf mehreren Ebenen begeistert und gerade für die Entwicklung von Gunn und Wes wichtige Grundsteine legt, ebenso wie für Angel und Cordelia.
Nebenbei gesprochen kann man in der Episode auch erstmalig in der Geschichte des Fernsehens einen Blick auf Summer Glau erhaschen, die später in Whedons kurzlebiger wie großartiger SF-Serie „Firefly“ sowie im folgenden Kinofilm „Serenity“ die Rolle der River Tam spielen soll.
Sogar Freunde von Körpertausch-Episoden bekommen etwas geboten. Ich bin keiner davon, aber gut, lustig ist die Episode schon. Überhaupt gibt es trotz all dem Drama genug zu lachen in der dritten Staffel. Etwa wenn Cordelia und Wesley für Fred nachspielen (!), wie das mit der Beziehung zwischen Buffy und Angel ist ... zum Brüllen komisch!

Die Inszenierung der Staffel ist noch mal einige Stücke besser als zuvor. Aufwendige Sets (auch da ist die Ballett-Episode zu nennen), hervorragende Masken und ein paar Szenen, die einem deftig in Erinnerung bleiben. So wird der oben angedeutete Verwandtenbesuch von einer Zeitlupenkampfsequenz begleitet, die exzellent choreographiert ist und zeigt, dass Zeitlupen-Kämpfe mit kreiselnden Projektilen nicht immer wie eine Matrix-Kopie wirken müssen. Dazu Dämonen und zahlreiche Dimensionsportale – man bekommt wahrlich was geboten in Angels drittem Jahr.

Vor allem begeistert aber das Drama zwischen den Charakteren in der dritten Staffel. Alleine die letzte Einstellung der letzten Episode ist so mitreißend, so melodramatisch, dass man in die Fernbedienung beißen wird, weil man (zumindest mit dieser Box) nicht direkt erfahren kann, wie es weiter gehen wird.

Die DVDs werden auch zunehmen besser. Das Bild macht einen klaren Schritt nach vorne, der Ton ist wieder sehr gut. Das Bonusmaterial kann ausnahmsweise mal recht begeistern, vor allem mit zwei markanten deleted scenes und ganz netten, weiteren Infos.
Somit ist Angel auch im dritten Jahr wieder ein Schritt nach vorne gelungen. Noch schönere Charaktere, noch mehr Hintergrund, noch mehr Story, noch mehr Witz und noch mehr Effekte ergeben zusammen ein schönes Paket, dass einfach gefällt. Wer bisher schon etwas Gefallen an der Serie gefunden hat, wird hier sicherlich nicht enttäuscht werden.


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