Angel Heart

"No matter how cleverly you sneak up on a mirror, your reflection always looks you straight in the eye."
- aus Angel Heart

Zur Handlung:
Der mysteriöse Louis Cyphre tritt mit einem scheinbar recht einfachen Auftrag an den Privatdetektiv Harry Angel heran: er solle den Aufenthaltsort eines Mannes Johnny Favorite herausfinden. Doch nicht nur, dass dieser auf recht unklaren Umständen aus der Psychiatrie, in der er sitzen sollte, entflohen ist, bald auch tauchen die ersten Leichen auf Harrys Weg auf und schnell merkt er, dass dieser Auftrag weit mehr als ein Routinejob zu werden scheint.

Zur Umsetzung:
Wer sich mit unheimlichen Filmen befasst, der stößt vermutlich bereits nach sehr kurzer Zeit auf den Titel des vorliegenden Filmes. "Angel Heart" gehört wohl definitiv zu den totalen Insider-Tipps, in der Rollenspielszene wohl alleine schon, weil es wohl kein White Wolf-System gibt, das ihn nicht in irgendeinem Buch mal empfiehlt.
Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich solche "sicheren" Tipps gerne austeste, und so landete auch "Angel Heart" dann letztlich in meinem DVD-Player.

Bei dem 1987 gedrehten Film handelt es sich mal wieder um eine Verfilmung des Romans "Falling Angel" des Autors William Hjortsberg, welcher auch beispielsweise das Drehbuch zum Fantasy-Klassiker "Legend" verfasste. Adaptiert und umgesetzt wurde es dann von Alan Parker, dessen größter Erfolg wohl "Evita" gewesen sein dürfte und der uns hier bereits in der Rezi zum "Leben des David Gale" untergekommen ist.
Was dem Film allerdings vermutlich öffentlich erst einmal mehr Aufmerksamkeit einbrachte ist die Besetzung. Mickey Rourke hat sich im Laufe seiner Karriere ja nicht nur durch beste Filme ausgezeichnet, ist aber nichtsdestotrotz ein hervorragender Mime und spielt hier den Detektiv Harry Angel, perfekt zwischen Neugierde, innerer Zerrissenheit und Paranoia. Er beeindruckt dabei wirklich und es scheint, als sei die Rolle wie für ihn gemacht.
Sein Auftraggeber ist noch eine ganze Kategorie bekannter, denn für die Rolle des Louis Cyphre konnte man Robert De Niro verpflichten. Der gibt zwar nicht die Darbietung seines Lebens, aber ist dennoch ebenfalls ein großartiger Schauspieler und verkörpert sehr gut die schattenhafte Gestalt, die Cyphre darstellt.
Weniger berühmt aber dem, der schon was länger Fernsehzuschauer ist, sicherlich bekannt ist auch Lisa Bonet, die von 1984 bis 1991 die Denise Huxtable in der "Cosby Show" spielte. Auf filmischer Seite war sie in den letzten Jahren eher selten zu sehen, mit "Enemy of the State" (neben Will Smith) und "High Fidelity" (neben John Cusack) als Ausnahmen. Hier spielt sie jedenfalls auch sehr souverän, in einer Rolle, die sicherlich nicht nach einem Oscar schreit, aber dennoch von ihr gekonnt ausgefüllt wird.

Doch es sind nicht die Darsteller, die den Film auszeichnen, ebensowenig wie der (durchaus sehr gute) Score von Trevor Jones, sondern es ist alleine die Story und die Inszenierung.
Die Handlung, ganz klar, ist keine übermäßig innovative. Wer mit dem Genre vertraut ist und den einen oder anderen Mystery Thriller kennt, der vermutlich auch den Plot recht bald durchschauen können – wenn das auch 1987 vielleicht noch nicht so ausgeprägt war.
Was aber definitiv beeindruckt ist die vielschichtige Darbietung. Inhaltlich lässt sich das vielleicht am deutlichsten an den sprechenden Namen vorführen. Harry Angel ist der Protagonist und die zentrale Figur der Handlung, Louis Cyphre dagegen der schattenhafte Auftraggeber. Lisa Bonets spät auftauchender und durchaus wichtiger Charakter heißt "Epiphany" und auch die Namen Fowler, Toots Sweet, Favorite und Winesap können dem aufmerksamen Zuschauer schon schnell viel verraten.
Das ist schön, erweckt es doch nicht nur den Eindruck, dass hier mal vorzeitig nachgedacht wurde, sondern auch wirklich Mühe in der Konzeption steckt – und für den besagten aufmerksamen Zuschauer ist es einfach schön, gefordert zu werden.
Viel gewaltiger aber noch ist die Bildsprache des Films. Man merkt, dass jeder Winkel durchdacht und jede Einstellung sorgfältig geplant wurde. Es gibt sehr viele Symbole, vor allem ein großes Übergewicht an sich langsam drehenden Ventilatoren, zu deren Bedeutung ich mich aus Spoiler-gründen hier aber nicht weiter äußern werden, es gibt sehr deutliche Unterschiede in der Inszenierung der einzelnen Locations des Films und als Krönung einige sehr gut inszenierte und sinnvolle Traumsequenzen.
Kurzum: an diesem Film kann man rundum seine Freude haben, selbst wenn man die Handlung ignoriert.
Da diese aber auch noch zumindest 'gut' zu nennen ist, wenn auch etwas ausgelaugt, und von vielen guten Darstellern sehr gekonnt getragen wird, kann man "Angel Heart" wirklich nur ein dickes Lob aussprechen.

Gleiches gilt dann auch noch mal für die DVD. Zunächst einmal sei klar gelobt, dass man sich an den nicht ganz kostenfreien Prozess gewagt hat, den Film erneut der FSK vorzulegen, wodurch die DVD-Veröffentlichung nun ungekürzt ab 16 möglich war, wohingegen die als VHS-Kassette noch eine 18er war.
Der Film liegt in einem für sein Alter extrem guten Bild mit einem Format von 1:1,85 vor, der Ton ist auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Französisch jeweils in Dolby Surround zu haben.
Das Bonusmaterial ist nicht weiter nennenswert und uninteressant zu nennen, rührt eben die Werbetrommel für einen Film den man eh gerade schon gekauft hat, aber in Anbetracht, das "Angel Heart" bereits für knapp 10 € angeboten wird und der Hauptfilm einfach nur zu loben ist, kann man hier guten Gewissens sagen: der Kauf lohnt sich!


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