40 Wagen Westwärts / The Hallelujah Trail
"The Indian were back on the reservation, where the Peace Commission of 1867 had met with various warlike tribes and secured certain promises from them. In return, papers were given to Indians, certifying them to be good citizens who would obey the laws of the land.
Many gifts were distributed. Beads, pieces of cloth, ammunition and war-surplus rifles.
Naturally, these rifles were quite unfamiliar to the Indians. And of course, it was understood these weapons were to be used solely for the purpose of hunting game."
- aus 40 Wagen Westwärts
Eine furchtbare Katastrophe steht der Stadt Denver bevor: der Winter bricht an und der Whisky geht zur Neige, auf die eigentliche Lieferung ist aufgrund widriger Umstände (man dachte, Bert Keeler würde Whiskey liefern, aber der wurde plötzlich krank. Der dachte auch, Sam Buford würde Whiskey liefern, aber der ist mit einem Fuß in einer Bärenfalle hängen geblieben und hat dann Shelby nicht gesagt, dass er liefern soll … ihr versteht?) ) besteht keine Hoffnung mehr.
Doch es gibt eine Lösung: ein Wagentreck mit 40 Wagen Whisky soll Abhilfe schaffen…
Das wäre auch kein Problem, wären nicht auch Indianer, zwei Divisionen der US-Kavallerie, irische Fuhrleute sowie eine Gruppe militanter Abstinenzlerinnen in die Sache verwickelt…
Zur Umsetzung:
Wenn John Sturges einen Western dreht, dann stehen die Chancen auf einen Kultfilm nicht schlecht. "Die glorreichen Sieben", "Stadt in Angst" oder "Zwei rechnen ab" sind nur einige Beispiele seiner langen Karriere. Dann ist da Burt Lancaster in der Hauptrolle, doch wer sich schon sicher wähnt zu wissen, was ihn erwartet, der kennt "40 Wagen Westwärts" noch nicht!
Denn Mitte der 60er Jahre hat Sturges eine Idee - warum nicht mal eine Westernparodie drehen?
Und so griff der Mann, der das Genre so geprägt und auch ausgeschlachtet hatte, einmal noch tiefer in die Klischeetonne, als man es für möglich gehalten hätte, mixte das alles mit einer ganzen Horde wilder Charaktere und Schauspieler und heraus kam ein selbst heute noch zum Brüllen komischer Film.
Die Besetzung ist hochkarätig von der ersten bis zur letzten Rolle.
Lancaster spielt großartig und überzeichnet seinen Charakter Col. Thaddeus Gearhart auf herrlichste Weise, Lee Remick gibt die entschlossene Abstinenzlerin Cora Templeton Massingale, ebenfalls wunderbar. Dazu kommen dann noch Martin Landau und Robert J. Wilke als Chief Walks-Stooped-Over und Chief Five Barrels, Brian Keith, Donald Pleasence, Jim Hutton und viele mehr.
So ist dann auch alles, wie man es kennt … und dann doch nicht.
Die US-Kavallerie folgt ihren Richtlinien (oder auch nicht), die Abstinenzlerinnen wissen das auszunützen, ebenso wie ihre Wirkung auf die Herren, die Indianer haben alle Papiere, die belegen dass sie Freunde und gute Indianer sind, das Orakel hat nur Visionen, wenn es Betrunken ist, die Iren stehen ständig kurz vor einem Streik und der Transporteur beruft sich alle fünf Minuten darauf, dass er ein Steuerzahler und guter Republikaner ist.
Wo der Film dann noch Momente hat, in denen weder die Schauspieler noch das Setting einen zum Lachen bringen, greift noch der Off-Kommentar sowie der Wortwitz allgemein, ebenfalls erste Klasse.
Dabei zieht der Film auch im Deutschen wunderbar, denn die Charaktere selbst sind erstklassig übersetzt, der Off-Sprecher um einen zweiten Kommentator der Marke "Deutscher Holzhammerhumor" ergänzt worden, der aber wiederum einen ganz eigenen Charme entwickelt und auch das Sehvergnügen keinesfalls trübt.
Schön ist auch, dass der Film eigentlich schon ein waschechter Western ist. Er ist keine überdrehte Persiflage wie "Der Schuh des Manitu", ohne zu dessen Qualität nun Stellung zu beziehen.
Der Humor des Films ist trocken wie der Wilde Westen und das tut ihm gut, denn der Originalflair bleibt erhalten. Das ist sicherlich auch einer der Gründe, warum "40 Wagen Westwärts" auch heute noch, fast vierzig Jahre nach seinem Erscheinen, noch immer Spaß macht. Man kennt die alten Westernschinken und hat sich über ihre Absurdität das eine oder andere Mal sicherlich amüsieren können und genau diese Absurdität trägt dieser Film auf einem Silbertablett vor sich her.
Die Umsetzung ist dabei so routiniert und man merkt einfach, wie viel Spaß die Darsteller auch bei der Arbeit hatten. Es verwundert wohl niemand, dass es jeder genossen hat, in dieser großen Westernära eben auch mal etwas ausbrechen zu dürfen aus allen vorgaben und respektlos dem Genre alles heimzuzahlen.
Dabei hat der Film auch noch einen Musical-Einschlag, wie man es nur loben kann. Diverse Parteien haben ihre eigenen Lieder, was sich aber nicht nur im Score, sondern auch im Film selber niederschlägt. So ist beispielsweise der erste Auftritt der Abstinenzlerinnen fast eine große Gesangsszene zu nennen … und urkomisch noch dabei.
Auch zu loben ist dabei die Umsetzung auf DVD. Der Film sieht trotz seines Alters besser aus als mancher Film von heute, das Bild wurde grandios gereinigt und wenn er auch nicht mit Wundern wie "Lawrence von Arabien" mithalten kann, so sieht man doch die gesamte Spieldauer über kein Rauschen das Bild trüben, der Ton liegt in 5.1 vor und das in allen fünf vorhandenen Sprachen (neben Deutsch und Englisch auch Französisch, Italienisch und Spanisch).
Außerdem trägt es noch dazu bei, dass die fast Dreiminütige Ouvertüre ebenso enthalten ist wie die Intermission etwa in der Mitte des Film. Heute bei einer Spieldauer von 149 Minuten (ja, der Film hat Überlänge) sehr ungewohnt, dennoch … es gehört halt dazu.
Ansonsten findet man zwar nur den Original-Kinotrailer aus den 60ern auf der DVD, der wiederum ist aber schon kurios genug, um einen anderen Material vergessen zu machen.
Fazit:
Ein Fazit ist etwas vom Leser dieser Rezension abhängig.
Wer absolut mit dem Wilden Westen nichts anfangen kann, dem wird auch "40 Wagen Westwärts" nicht zusagen, denn bei allem Unfug ist Sturges' Film eben doch genau das: ein Western.
Wer aber das Genre entweder mag oder zumindest immer mit einem amüsierten Blick streifen konnte (und irgendwo dürfte wohl jeder Leser hier entweder Teil der Winnetou-Generation oder ein Nachfahre davon sein), der sollte sich den Film nicht entgehen lassen.
Trotz seiner Überlänge unterhält er bestens, hat eigentlich keinen großen Hänger, dafür aber gleich zwei Höhepunkte, nur sympathische oder aber skurrile Charaktere und naja, er macht halt einfach Spaß.
Wer also Western mag und das Genre dabei nicht gleich Bierernst nimmt: zugreifen!!
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