Hellsing - TV-Box

Oh, what's the matter? You've only lost two legs. Bring out your servant demons! Transform your body! Regenerate your legs and stand up! Pick up your gun and fire back! The night has just begun. The real fun is about to begin. Hurry! Hurry!! Hurry!! Hurry!! Hurry!! Hurry!! Hurry!!
- Alucard in „Hellsing“

Zur Handlung:
Vampire durchstreifen die Nacht. Untote machen die Straßen Londons unsicher. Seltsame Omen künden von einem düsteren Schicksal.
Doch eine Gruppe leistet Widerstand. Unter der Leitung von Sir Integral Wingates Hellsing kämpft die Hellsing Organization kämpft mit paramilitärischen Mitteln gegen die Kreaturen der Nacht...
Doch nicht nur Soldaten arbeiten für die Gruppe, auch der alte und mächtige Vampir Alucard hat sich auf ihre Seite geschlagen – eine Hilfe, die sie bitter nötig haben, denn immer mehr scheinen sich die Fronten zu verhärten und übernatürliche Übergriffe häufen sich...

Zur Umsetzung:
Hui, dies dürfte dann einmal mehr ein Novum auf unserer Seite sein, die erste Anime-Rezi überhaupt. Die Erklärung, was Animes sind und woher sie kommen schenke ich mir aber dennoch, abseits der Tatsache, dass die japanische Animationskunst auch beim weiteren deutschen Publikum langsam Anerkennung findet sollte zumindest den meisten Rollenspielern die Gattung bekannt sein.

Was wir nun hier vor uns haben ist dann auch gleich in mehrerlei Hinsicht typisch. Zunächst einmal handelt es sich um eine Mini-Serie – 13 Episoden à 22 Minuten Spieldauer, von einem zusammenhängenden Plot getragen; ein im Westen eher seltenes Format, bei Animes bei weitem nicht einmalig.
Weiterhin ist das Thema – Vampire, Untote und Monster in unserer heutigen Welt – sicherlich altbekannt, aus West wie Ost, von Anne Rice über „Blade“ und „Underworld“ zu „Blood“ und „Vampire Hunter D“. Dabei scheint man, hier durch das gewählte Setting, London, ohnehin in bekannten Bahnen zu schwimmen.

So sieht man die erste Episode – eine deutsche Fassung wird ja gerade sogar im Fernsehen ausgestrahlt – und ist vermutlich auch nicht sehr beeindruckt; bleibt man aber dran, so merkt man spätestens ab der dritten Episode, dass die Serie lohnend ist.

Woran liegt das? Vor allem am Plot und den Charakteren...
Die Handlung ist durchgängig und, was gerade nach dem doch recht splattrigen Auftakt besonders überrascht, sehr vielschichtig erzählt.
Es gibt mehrere feindliche Parteien, noch mehr Fraktionen, alle mit eigener Agenda. Die Welt ist bedrohlich, schnell wird klar, dass es in der Welt von „Hellsing“ keine so etablierte Institution gibt, dass sie nicht von irgendetwas erschüttert werden könnte.
Das gilt auch für die Charaktere, die ohnehin mehr in einem Pool des steigenden Chaos stehen, denen das Unheil über ihre Köpfe wächst und die vor allem auch noch ganz andere Sorgen haben.
Abseits aller Monster muss Integra, so der Spitzname, auch immer um die Position der ganzen Organisation ringen, Alucard fährt einen geradezu fatalistischen Konfrontationsstil und Victoria Seras, ein „frischer“ Vampir in der Organisation, muss erst noch mit ihrer Existenz als unsterblichem Blutsauger klar kommen.

Dem gegenüber stehen allerdings auch ebenso interessante Antagonisten. Das fängt bei „kleinen“ Gegnern an, etwa einem Priester, der sein Dorf in Ghule verwandelt oder ein Teenager-Pärchen, für die das Blut nur eine Droge auf dem Weg zum ewigen Trip ist, doch dort ist noch lange nicht Schluss.
Manch mächtiges Kaliber wird aufgefahren und denkt man anfangs noch, es wäre nur ein stumpfes Abschlachten vom „Monster der Woche“, so wird schon im zweiten Viertel klar, dass auch die mächtige Hellsing-Organisation ihren Meister finden könnte.
Doch neben diversen Kreaturen der Nacht gibt es weitere Hindernisse, etwa die „Iscariot Organization“, der Konkurrenz sozusagen. Denn so wie die Hellsing Organization treu der britischen Kirche und ihrer Majestät, der Königin, dient, so ist die Iscariot-Organisation eine geheime Gruppe des Vatikans – und da gebietet es alleine die Geschichte, dass es zu Konflikten kommt.

Sicherlich da erwähnenswert ist noch der „Power-Level“ der ganzen Geschichte. Gemessen an Extrembeispielen wie etwa „Dragonball“ und all seinen Nachkommen ist der zwar über weite Teile als „sehr niedrig“ einzustufen, schätze ich, doch steigt er stetig, und auch darin liegt ein gewisser Reiz.
Alucard ist nach bestem Gewissen ein „dickes Biest“ zu nennen, von schwer abzuschätzender Macht – doch schon während der ersten Episoden macht er klar, dass man schon etwas Ordentliches auffahren muss, damit er in Bedrängnis gerät.
Um so tiefer viel meine Kinnlade, als er ungefähr zur Mitte der Serie hin verkündete, seine Machtbegrenzung einmal etwas zu senken ... und so geht es stetig weiter.
Interessant ist dabei, dass dadurch, dass seine Kräfte ebenso langsam eingeführt werden wie die Charaktere, es nie überladen wirkt, zumindest nicht im Anime-Maßstab. Klar, Alucard ist ein furchtbarer Angeber und wenn er schwächere Gegner konfrontiert, dann wird er auch schnell herablassend.
Dennoch verliert er dabei nie an Stil, er haut niemals einfach blind drauf, jede seiner Bewegungen ist eindeutig auch darauf ausgelegt, den Zuschauer zu beeindrucken.
Mit Erfolg, kurz gesagt, und ich gestehe, als er gegen Ende endgültig „ausklappte“, habe ich nur noch gestarrt und laut aufgelacht – einfach klasse.

Studio Gonzo, unter andere für „Blue Sub No. 6“ bekannt, haben die Geschichte verwirklicht, auf Basis eines Mangas von Kouta Hirano. Der Zeichenstil ist brillant, unterstreicht ebenso wie die akustische Untermalung einfach perfekt das Geschehen.
Lässt sich die Optik sicherlich noch am Besten durch die hier abgebildeten Screenshots verdeutlichen und sollte da nur noch gesagt sein, dass auch die Animationen superb sind, so kann man zur Akustik wohl mehr sagen.
Die Musik ist ganz leicht poppig, dafür wesentlich stärker Richtung Jazz tendierend und untermalt perfekt die Situationen, die (mir bekannte) japanische Sprachfassung lebt zudem von sehr markanten Stimmen, selbst wer kein Wort versteht und per Untertitel schaut wird Alucard sicherlich schnell lieben.
Inwieweit die ebenfalls existierenden deutschen und englischen Sprachfassungen da mithalten können, kann ich mangels Kenntnis derselbigen allerdings nicht sagen.

Hellsing jedenfalls sollte man sich ganz dick vormerken. Okay, die Story hat ein paar ungeklärte lose Enden und braucht etwas, um ihn Fahrt zu kommen, aber dafür wird man mit einer spannenden Handlung, eine sehr guten Charakterentwicklung und einer hervorragenden Stimmung belohnt.
Hellsing läuft zur Zeit auf VIVA (übrigens mit einem musikalisch furchtbarem, neu unterlegten Vorspann; hier gewinnt klar das Original) und ist als Import-DVD zu haben, wird aber, ab Oktober, auch hierzulande erscheinen.

Wer Animes und Vampire mag – der wird Hellsing lieben!


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