LodlanD Spielleiter-Sichtschirm

Die Reichtümer des Meeres warten auf Sie – verlieren Sie keine Zeit!
vom Backcover von LodlanD Spielleiter-Sichtschirm

Ich habe ja schon manch unorthodoxen Spielleiterschirm gesehen. Es gibt sie in einer Verarbeitung, so dünn, dass man sie zusammengelegt noch faxen kann. Es gibt sie dick und stabil. Und es gibt sie bei White Wolf auch mit einer an einen Hardcover-Umschlag erinnernden Pappe.
Was ich noch nicht gesehen hatte, bis mir der LodlanD Spielleiter-Sichtschirm (fortan einfach „Schirm“) untergekommen ist, war ein Schirm, den man auch als Schutzumschlag für sein Grundbuch verwenden kann. Richtig gelesen – der Schirm hat eine etwas krude Aufteilung, was die Panels betrifft, was daraus resultiert, dass man die Knicke so gestaltet hat, dass sich das Werk elegant um den Buchrücken des Softcover-Grundbuchs wickeln lässt.

Von außen zeigt der LodlanD-Schirm zwei Motive – eine Gruppe Menschen in einer entsprechenden Kuppel sowie einen Kerl im Cockpit eines der Schiffe der Spielwelt. Sieht beides recht schnieke aus und passt auch insgesamt fein zueinander, da kann man nicht meckern.
Erstaunlicher erscheint da schon die Standfestigkeit des Schirms zu sein, denn obschon das Material eher dünn ist (einmal mehr wohl u.a. deshalb, damit man ihn um sein Grundbuch legen kann), so ist die Pappe doch ziemlich standfest. Insgesamt also definitiv ein schöner Spielleiterschirm.
Die Innenseiten finde ich dagegen leider etwas unübersichtlich geraten. Mutmaßlich haben die Designer wirklich alles, was irgendwie mal nützlich sein könnte, drauf gepackt, aber so scheint es einfach viel zu viel. Knapp 35 Tabellen sind auf dem Schirm, wobei sie sicherlich nicht alle gleichermaßen nützlich sind. Insgesamt aber überwiegen die „nützlichen“ Tabellen jedoch vor den anderen, sei es nun Schiffskampf, eine einfache Reise oder das Psi-Regelwerk sein, man findet hier, was man sucht. Naja, wenn man nur gründlicher sucht.

Doch wäre es ein seltsamer Spielleiterschirm, wenn nicht noch einige Gimmicks in dem Paket enthalten wären, namentlich ein dünnes Begleitheft und eine große Farbkarte. Man hat hier nachgedacht und bei der A2-Karte gleich Vorder- und Rückseite bedruckt – einmal mit der Version für die Spieler, einmal mit der für den SL. So haben beide Parteien am Spieltisch eine schöne, bunte Karte; schade allerdings, dass eine gleichzeitige Nutzung natürlich flachfällt.

Bleibt noch der besagte Begleitband. Der hat leider keinerlei dickeren Einband spendiert bekommen und ist daher in sich was „flattrig“; das Fehlen eines Farbcovers ist dagegen sicher eher zu verschmerzen.
Das dünne Heftchen hat 16 Seiten Umfang zuzüglich des S/W-Covers und hört auf den klangvollen Titel „Versunkene Schätze“. Es gliedert sich in drei Kapitel und ein Abenteuer, deren Umfang zwischen zwei und sieben Seiten schwankt.
In „Weiße Flecken“ wird noch einmal im Detail erklärt, wie sich die LodlanD-Redaktion den Umgang mit den namensgebenden Regionen vorstellt. Zur Erinnerung: weiße Flecken bei LodlanD sind so etwas wie die Mysteria et Arkana* („Sternchen“) der neueren DSA-Bände, also Regionen, Personen und andere Elemente der Hintergrundwelt, die die Redaktion sozusagen zum Abschuss freigibt. Will sagen: die in kommenden Quellenbänden nicht wieder aufgegriffen werden, mit denen lokale Runden also machen können, was sie wollen, ohne jemals mit offiziellen Produkten in Konflikt zu geraten.
Ob es die Erklärungen an dieser Stelle noch mal gebraucht hat weiß ich nicht, wohl aber fand ich die Informationen zu der Publikation von Fanmaterial zu weißen Flecken, gerade auch bei Erteilung des LodlanD-Gütesiegels, sehr interessant.

„Hinweise zur Karte“ ist gleichermaßen redaktionell geprägt und erklärt einfach zwei Seiten lang, wie man die oben schon erwähnte Farbkarte eigentlich zu lesen hat. Das ist nützlicher als man meint, denn die LodlanD-Seekarten sind für ungeschulte Augen ja doch eher ungewöhnlich und die Anmerkungen daher hilfreich.

„Versunkene Schiffe“ ist dann der Namensgeber des beiligenden Heftes und etwas umfangreicher als die anderen beiden Abschnitte. Er behandelt ziemlich genau das, was der Titel nahelegt – Suche nach Schiffwracks vergangener Zeiten, deren Zustand, Bergung, die rechtliche Lage sowie zwei Seiten mit beispielhaften Schiffen aus unserer Zeit. Wer also schon immer mal klangvoll benannte Pötte wie die Bismarck oder die Freedom Fighter vom Grund des Meeres haben wollte, kann hier gute Anregungen finden und bekommt einen Eindruck, was von bestimmten Schiffstypen zur Zeit LodlanDs noch übrig ist.
Sehr nett und eine kultige Idee.

Damit verbleibt noch das Abenteuer. Man muss kein Hellseher sein um zu erraten, dass „Das zarte Lächeln“ auf dem vorigen Kapitel aufbaut und eben auch etwas mit einem versunkenen Schiff zu tun hat. Ist ‘ne ziemliche Schnitzeljagt geworden und hängt daher stark davon ab, ob man es als SL mag, wenn die Spieler (im Gegensatz zu den Charakteren) Rätsel zu lösen haben; positiv zu vermerken ist aber sicherlich eine gelungene Verbindung der Kopfnüsse mit dem Hintergrund LodlanDs. Also keine Sprüche, die so schon im Hobbit standen – da hat man sich nicht lumpen lassen.
Insgesamt kann man über das Abenteuer sagen, was man so auch über das gesamte Heftchen sagen kann – es ist halt gewohnte LodlanD-Qualität. Die Zeichnungen und das Layout sind auf gewohntem Niveau, die Texte lesen sich flüssig, wirken gut recherchiert und das Abenteuer ist mehr ein grobes Gerüst, aber sicherlich spielbar.

Somit bleibt uns nur noch das Fazit zu ziehen. Der Schirm ist okay, verfehlt allerhöchste Würden allerdings durch seine Verarbeitung und Übersichtlichkeit, wo einfach in beiden Fällen noch Raum nach oben geblieben wäre.
Die Karten sind gut und nützlich, toll verarbeitet und angenehm groß, der Begleitband ist eben so gut, wie man das bei knappen 16 Seiten erwarten kann. Positiv zu vermerken ist noch der Preis, denn 14,80 Euro sind objektiv betrachtet, gerade bei den vielen farbigen Sachen, sicherlich fair und angemessen.
Ob man diese Einschätzung auch subjektiv teilen mag, muss jeder selber wissen, denn natürlich sind 16 Seiten Quellenmaterial nun auch nicht die Welt und wenn man jetzt weder auf Schirme noch Karten steht, ist man wohl einfach nicht die Zielgruppe.

Ich denke aber, jeder, der LodlanD nicht nur dann und wann mal spielt, sollte einen Blick riskieren – das lohnt sich schon.


Name: Spielleiter-Sichtschirm 
Verlag: Image 3033 
Sprache: Deutsch{jcomments on}
Autoren: André Wiesler u.a.
Empf. VK.: 14,80 Euro 
Seiten: 16 + A2 Farbkarte + Sichtschirm