Legende der fünf Ringe (2002)

Heroische Samurai
Zaubernde Shugenja
Verräterische Ninja
Die schrecklichen Einöden der Schattenlande
Willkommen im Smaragdimperium!
- vom Backcover von Legende der fünf Ringe

Konnichiwa verehrte Rezikonsumenten! Der Rezensent hat mal wieder bei ebay zugeschlagen und konnte Legende der fünf Ringe (L5R) erstehen, das bekannte Japano/Samurai-Rollenspiel. Aber nur in jener einsamen deutschen Ausgabe, die bisher noch nicht durch Ergänzungsbände beglückt wurde. Und das seit dem Erscheinen 2002. Das Spielleiterset ist zwar lange angekündigt, konnte von dem Rezensenten allerdings bisher noch nirgends erfolgreich erblickt werden. Und da ich ja das Buch in seiner deutschen Version durchgeackert habe, kann ich nun durchaus das Ausbleiben von weiterem Material verstehen. Doch dazu später mehr.

Das Buch kommt als hübsch aufgemachtes Hardcover daher. Das Covermotiv ziert das Porträt eines kampfgezeichneten Samurai oder besser gesagt eines Ronin. Soviel verrät uns das Buch dann auch. Ebenfalls dort zu finden ist der Name des Mannes vom Cover, allerdings konnte der Rezensent nicht genügend detektivisches Feingefühl aufbringen um diesen im Buch kurzfristig wiederzufinden. Aber egal. Das Buch fängt direkt mal irritierend auf dem Cover an. "2.Edition - Version 2002" prangert dort unter dem Schriftzug des Rollenspiels. Zweite Edition? Nein, vorher gab es in Deutschland keine Edition. Aber das kurze Vorwort des L5R-Teams gibt dann Auskunft darüber, warum dies so ist. Sie starten direkt mit der zweiten Version. Mhm... okay. Man darf jetzt aber auch nicht annehmen, das L5R im Original in einer zweiten Edition vorlag, die einfach übersetzt wurde. Das vorliegende Buch ist eine Zusammenstellung aus allen L5R Büchern die bisher erschienen sind. Und weil das doch eigentlich etwas viel ist, sind noch einige weitere Sachen, die nicht ins Spielerhandbuch gepasst haben ins Spielleiterhandbuch abgeschoben worden. Das Buch das der Rezensent nirgends aufzutreiben vermochte.
Das Buch ist in vier große Kapitel plus Anhänge unterteilt. Dabei ist jedes Kapitel einem der Elemente zugeordnet. Das für L5R ja essentiell wichtige fünfte Element "Void"hat kein Kapitel bekommen. Wäre bei diesem Element ja auch etwas seltsam.

Das erste Kapitel "Erde" beschreibt das Setting, die Geschichte, das Land, die Clans, die Kultur, etc. "Erde" ist also das Hintergrundkapitel, klassisch und gut plaziert am Anfang des Buches. Hier lernt man wirklich viel von der Rokuganischen (so heißt das Land) Kultur. Und diese Kultur ist der Japanischen stark nachempfunden. So muss man sich als Japan-Unkundiger erst einmal durch viele, viele japanische Begriffe und nicht selten ungewohnten bis bizarren Kulturellen Eigenheiten kämpfen. Aber, hey! Ich spiele Rollenspiele um fremde Kulturen kennenzulernen und coole Sachen zu machen und wenn ich ein Quellenbuch über die elfische Gesellschaft lese werde ich auch mit zahlreichen Fremdworten zugeschüttet die ich erst einmal zuordnen muss. Trotzdem hätte ich gerne ein Glossar für die Fremdworte gehabt. Soweit ich mich entsinne müsste eine englischsprachige Ausgabe auch einen Abschnitt über die Aussprache des rokuganischen bzw. japanischen haben. Die hat die Deutsche nicht. Naja, nach so einigen Anime-Serien im O-Ton habe ich zwar eine Vorstellung davon, aber hilfreich wäre es schon gewesen.

"Wasser" ist das zweite Kapitel und beinhaltet die Charaktererschaffung. Ja, richtig gelesen. Eines von vier Kapitel dreht sich nur um die Charaktererschaffung und ist mit etwa 75 Seiten auch wirklich, wirklich umfangreich. Hier findet man eigentlich alles was das Herz begehrt. Vor- und Nachteile, Farbseiten zu den einzelnen Clans (jeweils vier für jeden Clan), Kampftechniken, Magierschulen, Fertigkeiten, Regeln für Ehre, etc. Gut gelöst, eigentlich. Und zu dem eigentlich komme ich dann nochmal im Fazit.

Regelmechanismen und vor allem der Kampf sowie die ganze Ausrüstung findet ihren Platz im dritten Kapitel "Feuer". L5R verwendet ein multiples W10 System. Von einem bestimmten Würfelvorrat den man hat wertet man eine bestimmte Menge und addiert die Zahlen dann auf. Interessant ist, daß die Spieler die Schwierigkeit des Wurfes selbstständig erhöhen können um bessere Erfolge zu erzielen. So erhöht sich ein Samurai, der seinen Gegner sowieso fast sicher trifft seine Schwierigkeit um mehr Schaden zu verursachen. Einfach, effektiv und spaßig. Verwundungen erhält man dementsprechend flott. Es gibt einige Verwundungsstufen und je mehr Schaden man erleidet, desto schwieriger werden alle Aktionen. Auch gut geregelt. Was dann allerdings die Regeln für die Erforschung eigener Zauber am Ende des Kapitels verloren haben weiß ich nun wirklich nicht. Das Beispiel eines Spielabends ist da schon besser, auch wenn es sich praktisch nur auf einen Kampf beschränkt.

Das vierte und letzte Elementarkapiel "Wind" dreht sich dann um die Magie in Rokugan. Nach einer Einleitung was für Magiearten es gibt und wie die Philosophie der Magie funktioniert gibt es dann einige Definitionen. Wieso versteh ich ehrlich gesagt nicht. Wieso gerade hier? Ich kann ja noch verstehen wenn man "Runde" oder "Meistergrad" erklärt, aber "Kreatur", "Ziel" und "Permanent"? Es ist ja nicht so als würden die Definitionen neue Erkenntnisse oder Spielrelevante Informationen bringen. Und dann nur 15 Begriffe zu definieren... naja.

Im Anhang findet man dann noch einen Ausblick auf die ganzen Clan-spezifischen Bücher. Stilecht alle mit dem englischen Originaltitel, wie auch schon durchgängig im ganzen Buch. Und hier wurde mit geballten Infos nicht gespart. Neue Familien der Clans, jeweils eine Schule und ein allgemeiner Ausblick auf jeweils einer Seite pro Buch. Wow.
Abgeschlossen wird das Buch dann durch einige Tabellen für die Ausrüstung, ein Quellenverzeichnis und ein sehr, sehr klein gedruckter Index, der wohl kaum Wünsche und Fragen offenlassen dürfte.

Tja, wie fasse ich das das Buch zusammen. Es hat eine sehr, sehr schöne, komplexe Spielwelt und einen guten Regelkern. Das merkt man in der deutschen Ausgabe aber nur am Rande. L5R verliert in der deutschen Version leider sehr viel. Zum einen hätte man eine automatische Worttrennung verwenden können. Durchgängig hat man Fehler in der Art "sinn-los". Das ist so richtig störend. Die Aufteilung der Regeln ist auch nur als misslungen zu bezeichnen. So wird im zweiten Kapitel durchgängig Bezug auf Regeln und Gegenstände genommen die erst in Kapitel drei erklärt werden.
Auch werden Regeln und Texte zum Hintergrund an einigen Stellen einfach wiederholt. Man liest, runzelt die Stirn, blättert etwas zurück und liest die praktisch gleiche Formulierung wieder.
Das sind ja alles Sachen die stören, aber was wirkich ärgerlich ist, sind die schlechten Erklärungen. Ich habe mehrere Anläufe gebraucht um hinter das System der Regeln und des Ansagens von Erfolgen zu kommen. Dabei ist es eigentlich sehr einfach. Nur durchgängig umständlich und kompliziert erklärt. Nein, Welt der Spiele, hat mit der deutschen Version wahrlich keine gute Arbeit geleistet. Wahrscheinlich wollte deshalb keiner vom Verlag namentlich genannt werden, denn schaut man ins Impressum findet man nur das L5R-Team.

Also kann ich das Spiel eigentlich nur als verpasste Chance ansehen. Gutes Rollenspiel, aber Finger weg von der deutschen Version.


Name: Legende der fünf Ringe 
OT: Legend of the five rings 
Verlag: Welt der Spiele 
Sprache: deutsch{jcomments on}
Autor: Ree Soesbee 
ISBN: 3935825005
Empf. VK.: 37,50 Euro 
Seiten: 258 (davon 36 farbig)