Kobolds ate my baby!

This is the first edition of KAMB! that actually had proofreaders who understood grammar and not just the value of free drinks.

ALL HAIL KING TORG!
vom Backcover von Kobolds ate my baby!

Kobolds Ate My Baby! - Super Deluxx Edition (im folgenden KAMB!) ist ein „Bier & Bretzel“-Rollenspiel. Was das heißt? Man soll es ungezwungen an einem gemütlichen Abend zusammen mit Freunden spielen können, während man Alk und ungesunde Speisen genießt. Okay... ich behaupte zwar, das kann man mit jedem Rollenspiel, aber KAMB! nimmt sich an keiner Stelle ernst, es macht Spaß zu lesen und ist putzig anzuschauen. Das liegt daran, dass man für die „Super Deluxx Edition“ nämlich John Kovalic, den Zeichner und Autor von Dork Tower als Illustrator gewinnen konnte. Dazu kommt es als Hardcover im Comicformat daher. „Super Deluxx“ ist dann auch der Preis, denn 15 $ sind nicht gerade wenig für gerade mal 48 kleinformatige, schwarz-weiße Seiten, die zwischen den beiden Hardcoverdeckeln ziemlich verloren wirken.

KAMB! ist schon mehr als sechs Jahre alt und hat sich auf dem Rollenspielmarkt gut gehalten, ungewöhnlich für die schnelllebige Welt der Satire(rollenspiele). Was genau macht KAMB! also so beliebt? Zum einen spielt man knuffige, pelzige, kleine Kobolde, die von John Kovalic gekonnt comichaft überzeichnet dargestellt werden. Diese Kobolde müssen nun für den hungrigen Koboldkönig Torg (so verlockend es auch sein mag, ich verwende nicht den „All Hail King Torg!“-Spruch hinter jeder Nennung dieser Person, so wie in KAMB!) ein Baby aus der Menschensiedlung rauben. Das Regelsystem basiert auf der „BEER“-Mechanik. BEER steht dabei für die vier grundlegenden Attribute Brawn (Zähigkeit und Stärke), Ego (Intelligenz und Weisheit), Extraneous (Glück und alles, was sonst nicht abgedeckt wird...) und Reflexes (Geschicklichkeit und Gewandtheit), woraus sich je ein sekundäres Attribut ableitet. Dazu gibt es noch +Vorteile und -Schwächen. Grundsätzlich muss man mit einem bestimmten Pool an Würfeln unter sein Attribut kommen, um eine Aktion erfolgreich abzuschließen. Für unterschiedliche Schwierigkeitsgrade wird die Anzahl der Würfel modifiziert, je mehr desto schwieriger.

Da alle Attribute und die Startausrüstung ausgewürfelt werden, sollte man geschickte Planung besser direkt vergessen, sondern einfach das Glück entscheiden lassen. Die Charaktererschaffung geht erfreulich schnell von statten, was bei der hohen Todesrate unter den Kobolden sicherlich auch ganz sinnvoll ist. Neben den normalen Arten zu sterben, wie z.B. von einem Hühnchen im Zweikampf besiegt oder von einem Mitkobold verspeist zu werden, gibt es noch die Tabelle für die gräßlichen Tode. Jedesmal wenn ein Kobold seinen Fertigkeitswurf verpatzt, erhöht sich die Chance einen besonders kreativen Tod zu erleiden. Dabei reicht die Tabelle von schwarzen Rittern und spontanen Meteoritenschauern, über sich erhebende Leichen bis hin zu den Tentakeln eines unterirdischen Monsters.

Klingt schon etwas albern und ist es auch. Das Buch ist sehr witzig geschrieben und hat einige Verweise auf andere Rollenspiele, bzw. Klischees. Wer bei der „Random Chart of Randomness“ nicht lächelt, der spielt vermutlich noch nicht lange genug Rollenspiele. Wer aber keinen Spaß daran findet, bei dem Überqueren der Straße auf der „Oldest Joke of the world chart“ zu würfeln, um zu sehen ob der Kobold von einer alten Frau in einem langsamen Eselskarren oder einer wilden Bande von Landarbeitern überrollt wird, der hat wohl einen etwas zu unalbernen Humor. Hey, es kann ein schwarzer Ritter auftauchen, der gezielt auf den Kobold zuhält, dessen Spieler als erstes einen Monty Python-Witz macht! Sowieso bietet das Spiel viele Albernheiten, so dürfen Spieler, deren Kobold verstümmelt wurde, verlorene Körperteile nicht mehr benutzen.

KAMB! ist in einigen Aspekten kein traditionelles Rollenspiel. Zum einen gibt es eine vorher klar definierte, in Abschnitte unterteilte Karte, die dem ganzen schon einen Brettspielaspekt gibt. Zum anderen, gibt es Siegespunkte für bestimmte Aktionen, wie z.B. dem Stehlen von Babys oder dem Erschlagen von Hühnern. Ergo gibt es auch einen Sieger am Ende des Spiels, der die anderen unverhohlen verhöhnen darf und soll. Natürlich müssen sich alle Spieler völlig im klaren sein, dass ein Abend mit KAMB! albern wird. Leute die „tiefgründiges Rollenspiel“TM glorifizieren, sollten lieber die Finger von KAMB! lassen. Die Regeln sind für meinen Geschmack etwas zu komplex um sie wirklich noch an einem bierseeligen Abend verwenden zu können, aber auch das soll jeder für sich entscheiden. Aber vielleicht kann man es sogar ohne Alkohol spielen und Spaß haben...


Name: Kobolds ate my baby! 
Verlag: Dork Storm Press 
Sprache: englisch
Autor: Chris O'Neill & Dan Landis 
Empf. VK.: 14,99 US-Dollar {jcomments on}
Seiten: 48 s/w Hardcover 
ISBN: 9781933288604