Midgard - Heisses Land Buluga

Buluga. Von den fast ständig in Blitz und Donner gehüllten Dogon-Bergen im Westen über die weite Savanne bis zum Scheri, dem Fluß ohne Wiederkehr im Osten, von den undurchdringlichen Nyulumgimbi-Sümpfen im Süden über den glühend heißen Großen Graben und die von Steintornados durchzogene, trockene Tsetsengi bis hin zum geheimnisvollen Ongawarra, dem Land der Olikentauren im Norden - all das ist Buluga, das heiße Land tief im Süden Lamarans.
Vom Backcover vom Heissen Land Buluga

Midgard, das älteste deutsche Rollenspiel überhaupt.
Midgard, frisch in vierten Edition seiner Grundregeln angekommen.
Midgard, das System mit der bestversteckten Hintergrundwelt.

Die vierte Edition gibt sich bisher noch sehr rar mit Informationen zur titelgebenden Spielwelt und hat bisher ihren Schwerpunkt sehr auf das Regelwerk gelegt – da war es keine Frage, dass der vorliegende Regional-Quellenband weggehen würde, wie warme Semmel, als er ganz unerwartet in der Auslage des Pegasus-Standes auf der SPIEL 2003 zu finden war. Selbst wenn das Thema, Buluga, eher für Randgruppen wirklich relevant sein sollte.

Doch kurz zum Buch selber. Der mit 96 Seiten recht dünne und dafür mit knapp 16 € auch wieder sehr günstige Band ist im Hardcover erschienen, wie gewohnt mit mattem Einband, jedoch diesmal ohne Lesebändchen. Auch das Design, innen wie außen, gleicht erst einmal dem bekannten Maßstäben.
Für das Cover zeichnet sich einmal mehr Werner Öckl verantwortlich, doch nach dem "Bestiarium" hat er hier bereits das zweite Bild kreiert, dass mich nicht so sehr das Grausen lehrt.
Massiv in roter Farbe eingelegt zeigt sich dort Nadiya, die Blauwasserhexe von Wagadu sowie einige weitere Mannen vor angedeutet afrikanisch anmutender Kulisse. Geht in Ordnung, fängt vor allem die Thematik recht gut ein.
Ein Großteil der Innenillustrationen stammt von Thorsten Kettermann und auch wenn ich die Bilder persönlich ebenfalls recht gelungen finde und der Band, meines Erachtens nach, einen sehr runden Eindruck macht, so könnten die comichaften Zeichnungen der massiv dick-lippigen Klischee-Afrikaner durchaus die Leser etwas spalten. Mir hat's jedenfalls durchaus gefallen.

Inhaltlich dreht sich eben alles um das südliche Land Buluga, eine Mischung aus dem irdischen Afrika, dem ebenso irdischen Australien und mancherlei Fantasy-Elementen.
Es gliedert sich in sieben Kapitel und einen Anhang, die wir nun der Reihe nach mal kurz besuchen wollen.
"Bulugische Landschaften" erstreckt sich auf gerade mal drei Seiten (plus schöne Karte), soll ja auch nur einen Überblick liefern.
"Die Völker Bulugas" stellt die vier Volksstämme des Landes vor, die – so verrät spätestens die hilfreiche Liste am Anfang des Buches – auch jeweils wieder eine irdische Entsprechung haben. Die Bulugu sind eine Mischung aus Zulu, Xosa und Massai, die Abaori australische Ureinwohner, die Tz'iu eine Mischung aus Buschmännern und Pygmäen und für die Ekh'o Ekh'o standen die Hottentotten Pate. Die Stämme werden sehr detailliert beschrieben und vermitteln ein gutes Gefühl zur jeweils dahinter stehenden Kultur.
"Sitten und Gebräuche" ist sicherlich eines der wichtigsten Kapitel des Buches, hier werden auf sieben Seiten eben die titelgebenden Kategorien beleuchtet, von der Weltsicht, über die Glaubensausrichtung bis hin zu sehr konkreten, aber auch sehr ungewohnt daherkommenden Unterkapiteln, etwa zur Währung.
"Bulugische Abenteurer" ist sozusagen das Regelupdate für Buluga, von neuen Charakterklassen über generelle Informationen zum Erstellen bulugischer Recken bis hin zu veränderten und neuen Waffenwerten, hier ist alles drin.
Gleiches gilt dann auch für "Magie in Buluga", dem nächsten Kapitel. Alte Magie wird entsprechend angepasst und einige neue Formen werden addiert. Man fragt sich kurz, ob das nicht im "Arkanum" auch gut aufgehoben gewesen wäre, freut sich aber letztenendes doch denn zumindest die neuen "Traumzauber" sind schon sehr fein. Diese Ausrichtung wird dann im vorletzten Kapitel, "Das bulugische Thamaturgium", noch vertieft, das noch magische Gegenstände und Artefakte liefert. Sehr fein, vor allem Glücksbringer und Talismane passen gut in das afrikanische Setting, ebenso die Informationen zu Tätowierungen und Kriegsbemalungen. Ob's Langescha, den magischen Parierstockschild, hätte geben müssen halte ich dagegen zumindest für fraglich, andererseits bildet er ein überaus 'cooles' Duett mit seinem Schwesterstück 'Isandu', einem Stoßspeer, was dann wiederum gut gefällt.
Das letzte Kapitel und ich bin sicher, mancher geiferte schon danach, liefert dann noch neue Kreaturen.
Neben mehr oder minder nützlichen Kreuzungen wie dem Camelopard, dem Fledermausmenschen, dem Olikentauren (unten Elefant, oben Riese) oder auch meinem Liebling, dem Elefantenvogel (der in dieser Auflistung etwas falsch ist, da er keine Schimäre oder dergleichen ist, sondern nur den Ruf (?) eines Elefanten nachahmen kann), gibt es auch eine Reihe Ausreißer nach oben und unten. Der Dongo ist ein Dingo (ob's der eine Vokal wohl mythisch macht?), der Flußlöwe ist auch recht normal. Das 'falsche Känguruh', dessen Beutel in Wirklichkeit sein Maul ist und das auf diese Art und Weise Jungtiere aus Herden wegschnappt ist dagegen eine der sinnentleertesten Kreaturen, die mir seit langem irgendwo untergekommen ist; Ahnengeister, Glastermiten oder Verlorene Seelen gleichen das aber auch gut aus.

Abgerundet wird das Buch durch einen recht nutzlosen Kasten, der halt erklärt das man mehr hätte schreiben können, aber der SL ja auch mal kreativ sein könne, sowie einem sehr nützlichen Anhang der dann noch mal den verbliebenen Regelballast abhandelt (Stichwort Charaktere aus Buluga, Berufe und dergleichen), weit entfernt vom Fließtext und diesen daher auch nicht unterbrechend.

Abschließend hat man mit dem "Heissen Land Buluga" einen gut recherchierten und interessant geschriebenen Hintergrundband vor sich, der vor allem einmal Abwechslung von der klassischen, tolkienesken Fantasy bietet und ist auch für Interessierte wahrlich nicht zu teuer.
Hinterlässt einen guten Nachgeschmack.


Name: Heisses Land Buluga {jcomments on}
Verlag: Pegasus Press 
Sprache: Deutsch
Autoren: Pether Kathe
Empf. VK.: 15,95 Euro 
Seiten: 96