Midgard - Die schwarze Sphäre

Alles hat seinen Anfang im Wasser - so auch dieses Abenteuer. Der Absturz des Fluggrabes war unvermeidlich, und nun müssen Sie sich mehr oder weniger nass und mit dem Wenigen an Ausrüstung, das sie retten konnten, auf den Weg machen. Und der Weg führt sie nach Thalassa, die riesige Metropole, die schwarze Perle des Reiches, die Hauptstadt des Valianischen Imperiums.

Ist dies noch das Midgard, das sie kennen? Nein, auf dieser Welt haben die Dunklen Seemeister den Krieg der Magier gewonnen und herrschen nun mit ihren dämonischen Verbündeten über den Großteil der Welt. Sritras und Dämonen sind hier ein alltäglicher Anblick, Elfen werden gnadenlos gejagt, und die Priester der guten Götter sind in den Untergrund gegangen.
Nein, diese Welt können Sie nicht retten, aber sie können verhindern, dass dem Midgard, aus dem Sie stammen, dasselbe widerfährt.
vom Backcover von Die schwarze Sphäre

Bevor ich diese Rezension beginne, muss ich wohl doch erst einmal eine Sache erklären…
Midgard ist an bisher ja kein System gewesen, dass von der DORP großartig beachtet wurde, ebenso wenig wie ich mich persönlich als Experten auf diesem Gebiet halte.
Zwar bin ich mit der neuen, vierten Edition vertraut und werde ab da auch regelmäßig alle erscheinenden Midgard-Produkte rezensieren, doch das vorliegende Abenteuer ist gerade das letzte der alten Edition, weshalb ich zumindest zu den gegeben Werten nur bedingt Äußerungen machen möchte.
Zudem ist es das Finale einer ganzen Kampagne, mit deren Verlauf ich zwar vertraut bin (und welcher auch im vorliegenden Band noch einmal erläutert wird), welche mir aber nicht vorliegt.
Es steht natürlich außer Frage, dass die anderen Abenteuer vor diesem Teil gespielt werden sollten, ja eigentlich sogar gespielt werden müssen, doch hier nicht rezensiert werden können. Ich rate daher jedem, sich zuerst auch mit den anderen Bänden zu befassen und weise daraufhin, dass die folgende Rezension allein auf meiner Einschätzung als Rollenspieler im Allgemeinen beruht.

Also, was haben wir nun hier…
"Die Schwarze Sphäre" kommt im rollenspieltypischen Format, also als gebundenes Paperback mit farbigen Cover und schwarzweißer Innengestaltung, daher und hat, ähnlich den DSA-Abenteuern und wie auch die anderen Midgard-Produkte, nicht ganz die Abmaße eines DinA4-Buches sondern ist etwas kleiner.
Das Cover ist vom ebenfalls Midgard-typischen Rahmen umgeben, der wiederum schwarz eingefasst ist und an sich recht schön wirkt, was jedoch etwas von dem doch sehr kindlichen Titelschriftzug aufgefangen wird. Das Cover selber ist zeichnerisches Mittelmaß, es gibt weit besseres, aber es gibt auch weit schlechteres. Im Endeffekt wirkt es jedoch schon relativ ansprechend und passt zum Inhalt - ist ja auch was wert…
Die Innengestaltung ist recht wechselhaft. Einige Illustrationen sind recht schön (etwa die auf S. 13 oder die auf S. 22), die enthaltene Stadtkarte (S. 17) ist ebenfalls herrlich geraten, andere Bilder fallen mehr in die Kategorie "hässliches Dingen!" (etwa die auf S. 70).
Insgesamt wirkt das Buch aber etwas karg, einige weitere Bilder hätten da sicherlich geholfen, einzig einige kleine Layoutpannen (etwa fehlende Seitenzahlen wie auf S. 31) wären sonst anzuprangern.
Man kann aber, unterm Strich von einem gelungen gestalteten Buch sprechen, das zudem noch einige nette Handouts mit sich bringt.

Aber nun zum Wesentlichen: worum geht es?
"Die Schwarze Sphäre" ist der finale Teil des "Zyklus von den zwei Welten" und führt die Spieler letztlich in diese zweite Welt, eine dunkle Kopie ihrer Heimatsphäre. Myrkgard ist ihr Name und die Spielercharaktere sind Spielbälle in einem ehernen Spiel:
In dieser Welt, Myrkgard, existieren s.g. Doubles von ihnen, die ihren Ursprung in den vorherigen Teilen der Kampagne haben und für die starke Anziehung zwischen Myrkgard und der Heimat der Spieler verantwortlich ist. Wenn sie verhindern wollen, dass die beiden Welten aufeinandertreffen und ihre Eigene ins Unglück gestürzt wird, müssen sie Myrkgard aufsuchen, ihre Doubles finden und dort wegholen.
Nun, das ist keine leichte Aufgabe, denn auch die Doubles sind ihrerseits in einer prekären Lage und aus der müssen die Spieler sie erst mal holen.

Das Szenario ist dabei sehr modular aufgebaut und nicht zwangläufig linear, doch aber erkennbar strukturiert, was das Leiten nicht allzu sehr verkompliziert. Es bemüht sich auch durch klare Hervorhebungen darum, dem SL das Leiten so angenehm wie möglich zu machen.
Die gebotenen Situationen sind durchweg gelungen, keine fällt dabei sonderlich ab und der von einem Finale durchaus zu erwartende stetig hohe Spannungsbogen wird problemlos gehalten.
Ob die Spieler nun Spiele absolvieren müssen, gegen die normale Gladiatorenkämpfe geradezu harmlos wirken, ob sie nun an einem Wagenrennen teilnehmen, dass durchaus Ben Hur zu Ehre gereichen könnte und welches, dank mitgelieferten Spielplan zum selber basteln auch gespielt werden kann oder ob sie einfach nur mit den Unterschieden zwischen Myrkgard und ihrer Heimat Midgard hadern, "Die Schwarze Sphäre" verlangt auf jeden Fall einiges von ihnen, was sich auch in dem empfohlenen Grad von 7 bis 10 äußert.

Zudem hat es der Autor, Gerd Hupperich, auch gut verstanden, das Szenario abwechselungsreich zu halten. Alleine die valianischen Spiele sind überaus gut gelungen, auch wenn es vermutlich nicht jedermanns Sache ist, am Rollenspieltisch mit derart viel Brettspielanleihen zu operieren.
Außerdem finden sich auch einige wirklich coole Elemente in dem Szenario, etwa einen wahrlich schlichtweg genialen Codeschlüssel, der mir in dieser Form auch noch nie untergekommen ist.

"Die Schwarze Sphäre" ist insofern jedem Midgardspieler zu empfehlen, sofern er dem "Zyklus von den zwei Welten" gefolgt ist. Es ist ein lohendes Finale, das allerdings wirklich nur im Zusammenspiel mit der ganzen Kampagne richtig funktionieren kann. Wer diese also spielt, der muss eigentlich zugreifen, alle anderen sollten sich im Klaren darüber sein, dass das Abenteuer für sich genommen höchstens als Inspiration dienen kann, für sich alleine genommen funktioniert es nicht…


Name: die schwarze Sphäre 
Verlag: Pegasus Publishing{jcomments on}
Sprache: deutsch
Autoren: Gerd Hupperich
Empf. VK.: 17,80 Euro 
Seiten: 128 Seiten + Schirm