Cthulhu Now - Todesangst

„'Todesangst' ist für die zwei in diesem Buch enthaltenen Abenteuer wichtigstes Handlungsmotiv.“
aus dem Vorwort von Cthulhu Now: Todesangst

Mit „Todesangst“ liegt ein weiterer – und der vorerst letzte – Band der Reihe „Cthuloide Welten Bibliothek“ vor. Das Buch ist wie alle Bände der Reihe (und die beiden „CW Sonderbände“ davor als Softcover erschienen und macht einen rundum schönen Eindruck. Das Cover wurde wie immer von Manfred Escher erstellt und sieht nicht nur für sich phantastisch aus, sondern punktet zudem einfach durch Einfallsreichtum, wie hier Elemente Berlins mit der Aufnahme eines Schädels verbunden worden sind. Toll, eines der schönsten Cover der letzten Zeit!
Das Innere orientiert sich dabei passend am „Cthulhu Now“-Regelbuch und dem tollen Design, das Jens Weber ursprünglich ersonnen hat. Der feiert sogar als Zeichner seine Wiederkehr und illustriert eines der beiden enthaltenen Abenteuer, Christine Schlicht das andere. Somit, kombiniert mit gewohnt grandios aufgemachten Handouts, ist das Buch mal wieder ein Paradebeispiel für gute Spielgestaltung.
Einen weiteren Bonuspunkt gibt es dafür, dass online als weiterer Support sogar noch Audio-Downloads als MP3-Dateien bereitstehen, die für die Abenteuer eine weitere Ebene eröffnen und so mal ein ganz neues Erlebnis bieten. Sehr schön auch das!

Zum Inhalt: Das Buch präsentiert auf exakt 100 Seiten zwei Abenteuer, die beide in der Gegenwart angesiedelt sind. Das erste Abenteuer basiert auf „Love's Lonely Children“ von Richard Watts, wurde aber von Frank Heller weniger übersetzt als vielmehr adaptiert und erblickt nun unter dem Titel „Die Geschichte der Kati S.“ das Licht der Welt, „Kinderstimmen“ ist dagegen eine vollkommene Neuschöpfung von Jens-Christian Seele.

In der „Geschichte der Kati S.“ spielen die Charaktere Polizisten in Berlin und werden zu Beginn mit der Leiche einer jungen Frau konfrontiert, stoßen aber davon ausgehend zunehmend mehr in dunkelste Gefilde vor. Prostitution, Perversion und Kindesmisshandlung sind im Hintergrund schwimmende Themen, genauso wie letztlich natürlich auch kultische Vorgänge des Mythos eine Rolle spielen.
Das Abenteuer ist eher kurz, aber sehr gut geschrieben, spannend und schafft es ziemlich gut, die finstere Stimmung zu transportieren, ohne den Bogen zu überspannen. Im Gegenzug ist es gut geschrieben und ließ mein Herz erblühen, als ich sah, dass die NSCs einer schönen, alten Tugend folgend mal wieder regelferne, aber beschreibende Fertigkeiten mit im Raster hatten. Man braucht gar keine lange Beschreibung eines Charakters, wenn man dazu noch Angaben wie „Jammern 80%“ und „Kriecherisches Verhalten 75%“ aufgeführt werden.
Schade finde ich, dass es ein Foto, das einen zentralen Hinweis liefert, in dem Szenario nicht als Handout gibt. Aber das kann man zur Not auch noch daheim irgendwie nachholen. Wäre trotzdem mal schön, weil ein etwas untypischerer Hinweis gewesen.

In „Kinderstimmen“ führt der Selbstmord der 10jährigen Anna die Charaktere in eine Neubausiedlung, wo sie nach und nach darauf stoßen, dass mit den ansässigen Kindern etwas nicht stimmt. Ihre Nachforschungen führen sie zum örtlichen Psychologen und darüber hinaus zu der Erkenntnis, dass da im großen Stile etwas nicht stimmt. Offenbar werden die Kinder der ganzen Siedlung zur Durchführung eines Rituals verwendet, für das sie das so genannte „Morgenlied“ anstimmen sollen, um ein Tor zu öffnen. Für Notfälle gibt es sogar einen Blitzwerfer auf dem Gelände zu finden, was ich persönlich immer etwas unschön finde, aber was zum Glück auch nur optional ist. Das Abenteuer lässt sich auch ohne das Gerät lösen, wie u.a. auch im Testspiel geschehen ist.
Zahlreiche Handouts runden das deutlich umfangreichere der beiden Szenarien dann ab.

Insgesamt konnten mich beide Abenteuer sehr begeistern. Sie wagen sich beide an heikle Themen rund um Kinder und Grauen, machen es aber beide behutsam genug, um niemandem zu nahe zu treten. Beide Male gibt es menschliche Abgründe und Mythosschrecken gleichermaßen „direkt hinter der nächsten Türe“. Dazu gibt es immer die Handouts und einen hilfreichen Aufbau inklusive einer Handlungsübersicht zu Beginn und Spieltestberichten danach.

Auch wenn das Material nun einfach in die dickeren, regulären CW-Ausgaben gewandert ist, so stimmt es einen schon ein wenig traurig, dass dies der vorerst letzte Bibliotheksband gewesen ist. Es waren eigentlich immer Produkte von extrem hoher Qualität.
„Todesangst“ kostet gerade mal 16,95 Euro, was ein extrem fairer Preis ist. Man erhält nur gutes Material, das Buch ist ausnahmslos zu empfehlen. Für die 1920er und die 1890er sind die Szenarien nicht zu adaptieren, aber wer in der Gegenwart spielt, der sollte hier zugreifen.


Name: Todesangst
Verlag: Pegasus Spiele
Sprache: Deutsch
Autoren: Frank Heller, Richard Watts und Jens-Christian Seele
Empf. VK.: 16,95 Euro {jcomments on}
Seiten: 100