Keeper's Screen

Keepers freut euch!
ihr es leid, durch das Call of Cthulhu-Grundbuch zu blättern, auf der Suche nach den Informationen die ihr sucht? Dann sucht nicht weiter! Dieser drei Tafeln umfassende Keeper’s Screen, ausgestattet mit Illustrationen des französischen Künstlers Philippe Caza, platziert die wichtigen Tabellen aus dem Grundregelwerk direkt vor dich.

Sinnwahrend übersetzt vom Backcover von Cthulhu Keepers Screen

Es gibt wohl kaum ein System, das sie nicht hat: die Spielleiterschirme. Sie sind umstritten und nicht selten etwas für die Kategorie „Luxus“, aber ab und an findet sich halt auch mal ein Highlight unter ihnen, etwa den GM’s Screen für Warhammer Fantasy Roleplay – in welche der beiden Kategorien nun aber der vorliegende Schirm fällt, soll im folgenden mal näher beleuchtet werden.

Nun, zunächst einmal ist alles wie gewohnt: im zugeschweißten Paket findet man neben einer Pappe, die das Ganze vor Knicken schützen soll (darauf gehe ich später noch ein...), den eigentlichen Schirm, ein dreiundzwanzigseitiges S/W-Heftchen sowie drei gelbliche Doppelseiten mit allen Sheets auf dem einen sowie einer kompletten Zauberliste und allen kampfrelevanten Fakten auf den anderen beiden.
Aber fangen wir einfach mal mit dem namensgebenden Inhaltsstück an: dem Keeper’s Screen. „Keeper“ ist ja, wie der geneigte Leser vielleicht weiß, schlicht und ergreifend der coole Terminus, mit dem der SL im englischen Cthulhu bedacht ist, und dementsprechend ist ja klar, was dies hier ist.
Doch über diesen Spielleiterschirm sei zunächst eine Sache gesagt: er ist verdammt wackelig!!
Ich habe ja schon eine ganze Reihe SL-Schirme gesehen, aber so wackelig war noch keiner. Nun ja, glücklich ist, wer ihn anlehnen kann...
Dazu kommt dann noch, dass das Dingen nur drei Seiten hat, was für meinen Geschmack etwas klein ist. Hat man SL nur ein DinA4-Blatt da liegen, funktioniert der sekundäre Effekt eines SL-Schirms, der Sichtschutz, ja wunderbar, aber will man z.B. ein Abenteuer oder Quellenband da aufgeschlagen hinlegen, sieht man bereits als aus...
Das Bild auf der Außenseite ist, wie schon oben zitiert, von Philipe Caza, einem französischen Künstler, und auch wenn es handwerklich sehr gut gemacht ist, so ist es doch irgendwie ... untypisch. Zwar hat das Biest darauf viele Tentakel und so, und man kann es sogar mit etwas Phantasie mit der Illustration von Ghatanothoa aus dem Grundbuch vergleichen, aber insgesamt gefällt mir das Riesendingen mit den vielen rotleuchtenden Augen, das sich da vor einer Küste entlang drückt, nicht wirklich ... aber das ist wohl Geschmackssache...
Die Innenseite bietet das, was man erwartet: Tabellen. Die linke Seite befasst sich erst mal mit etwas sehr essentiellem: „Insanity“.
Da gibt es die Tabellen zu „Sample Insanity Losses“, „Short Temporary Insanity“ und „Longer Temporary Insanity“ sowie eine Reihe Erklärungen dazu sowie die Übersicht über alle möglichen Phobien, 44 an der Zahl, sollte sich der Rezensent nicht verzählt haben...
Zudem sind da noch einige böse Zeichen (Sign of Koth, Sign of the Dark Mother, Pnakotic Pentagon, Yellow Sign und Elder Sign ) abgedruckt, was wohl unter „Kann man haben, braucht man aber nicht“ fällt, ebenso wie die kleine Box, die die Berechnung alles Attribute u.ä. zusammenfasst. Wirklich strafbar ist hingegen die Box „Credits“, die auf vergleichsweise viel Raum einfach nur alle Verantwortlichen und © aufzählen – das kann man ja wohl auch im Begleitband machen!
Kommen wir zum zweiten „Panel“, in meinen Augen das sinnloseste. Da ist zunächst einmal „A Psychiatric Glossary for the Present Day“, welches die halbe Seite belegt und dort 27 Fachbegriffe erläutert. Das mag für sich genommen ganz OK sein, aber nicht auf einem SL-Schirm, der ja eigentlich das Spielwichtigste zusammenfassen soll...
Ansonsten gibt es noch, jeweils 50% der Seite ausmachend, zwei Kästen, namentlich „Important Rulebook Sections“ und „Physical Injuries“. Ersterer ist echt nur eine Art Inhaltsverzeichnis für das englische Grundregelwerk und letztere eine Übersicht über alle möglichen Schadensarten – die Schadensarten sind ganz nützlich, aber nichts davon ist weltbewegend...
Bleibt Panel 3. Nun, ein Viertel wird dabei schon mal von einer Übersicht über die „Skills & Base Chances“ ausgemacht, die wirklich nur alle Skills und ihren Grundwert auflistet. Naja. Dann ist da eine Tabelle über die Schadensboni, welche ich sogar ganz praktisch fand, immerhin kann sich die Stärke eines Charakters ja mal kurzfristig ändern (schwere Verwundung oder so etwas...). Der Rest wird von der altbekannten „Resistance Table“ sowie einer Erklärungsbox dazu ausgemacht, welche ja sogar sehr nützlich wäre, wenn, ja wenn es nicht einen Haken gäbe: die Zeilen mit den passiven und aktiven Attributen weisen keine Zahlen auf, was bei hohen Werten zu einem sehr unangenehmen abzählen führt – hier hätte man mit wenigen Mausklicks den Nutzen der Tabelle vervielfachen können....
Alles in allem würde ich den SL-Schirm selber somit als vergebene Chance abtun, und das ganze Paket wäre somit abgehakt, wären da nicht die netten Zugaben.
Das dreiundzwanzigseitige Heftchen, dessen Cover nur ein Bild von H.P. Lovecraft ziert, entpuppt sich da als ausgewachsenes Abenteuer namens A Restoration of Evil, welches sich beim Leiten zudem als recht gelungen erwies. Es basiert im ganz Groben auf Lovecrafts Kurzgeschichte „The Horror at Red Hook“ und hat zwar nicht die Klasse der alten Klassiker des Systems, aber es ist allemal gute Unterhaltung. Optisch ist es Chaosium-Standard, nur die sind so miesen Illustrationen fehlen, dafür gibt es zwei seitenfüllende Bilder von Paul Carrick zu bewundern.
Alleine deshalb wird meine Meinung schon sehr gemildert!
Dann sind da halt noch diese drei Doppelseiten. Die mit den Charakterbögen ist dabei echt praktisch, da man so leichter kopieren kann, allerdings waren alle diese Bögen auch schon übersetzt und hübscher gelayoutet im deutschen Grundregelwerk zu finden [ob auch im Original, kann ich nicht sagen....].
Die Blätter mit den Kampfregeln und den Zaubern sind hingegen zwar ganz schön, aber leider nur recht selten wirklich von Nutzen.
Die Kampfregeln sind eigentlich nicht so komplex, dass man ständig was nachschlagen müsste, und was die Zauber betrifft, so sollte Cthulhu ja eigentlich nicht wie ein Fantasy-RPG mit Zaubern geladen sein, als das man dieses Tabelle braucht. Ich jedenfalls habe die Dinger immer flott mal im Grundbuch nachgeschlagen, zumal die Tabelle natürlich mit keinen Wort erwähnt, was ein Zauber nun macht, was ja bei Zaubern wie „Enchant Brazier“ (dt. „Verzaubere Kohlepfanne“) ja durchaus nötig ist...

Nun ... ein Fazit: Der Schirm selber ist eigentlich ein gutes Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte, sowohl was die Stabilität angeht als auch den Inhalt betreffend. Auf den anderen Seite liegt dem Set ein gutes und leicht zu meisterndes Abenteuer bei und die beilegten Info-Doppelseiten sind zumindest nicht ganz nutzlos ... im Endeffekt würde ich jedem, der nicht jeden Pfennig zwei mal umdrehen muss, zum Kauf raten, primär wegen A Restoration of Evil, welches mir wirklich sehr gut gefallen hat.
Wem es um eine SL-Schirm geht, der erhält hier zwar einen, dessen nutzen man aber eingeschränkt sehen sollte. Man muss dann wohl selber entscheiden, ob man mit dem wackeligen Pappteil leben kann / will, oder man sich vielleicht a) etwas selber bastelt oder b) den hervorragenden Schirm erwirbt, den mittlerweile Pegasus Press auf den Markt gebracht haben (siehe auch die entsprechende Rezi).


Name: Cthulhu Keeper's Screen
Verlag: Chaosium {jcomments on}
Sprache: Englisch
Autoren: verschiedene
Empf. VK.: 14,95 US-Dollar
Seiten: 23 + Schirm