sieben Gezeichneten 2, Die – Meister der Dämonen

Meister der Dämonen ist der zweite Band der Kampagne um die Rückkehr Borbarads und die Heldentaten der Sieben Gezeichneten, einer Serie von Abenteuern, die nicht nur Ihre Helden, sondern auch ganz Aventurien verändern werden.
vom Backcover von Meister der Dämonen

Mit „Meister der Dämonen“ liegt dieses Mal der zweite Band einer wahrhaft epischen Kampagne vor uns. Wie schon „Rückkehr der Finsternis“ sammelt auch dieser Band wieder vormals einzeln erschienene Szenarien um die Rückkehr des finsteren Magiers Borbarad, die wie keine Kampagne zuvor Aventurien an den Rand des Abgrunds geführt hat.
Nachdem seine Wiederkehr im ersten Band behandelt wurde, entfaltet sich hier die Geschichte nun weiter und Borbarad entfesselt einen Sturm, gegenüber dem sich die orkische Belagerung Greifenfurts wie eine laue Sommerbrise anfühlt. Das ist zwar im Grunde schon eine lange vergangene Geschichte, denn der vorliegende Band spielt in den Jahren 1018-19 BF respektive 25-26 Hal, doch spielenswert sind die Szenarien auch heute noch allemal.

Doch bevor wir uns unter anderem mit der Überarbeitung des Szenarien auseinandersetzen werden, kurz einige Worte zu dem Buch an sich. „Meister der Dämonen“ ist wie schon sein Vorgängerband ein dickes Hardcover geworden. 275 redaktionelle Seiten wiegt der Band, dessen Cover wie schon beim Vorgänger aus einer texturierten Fläche und der stilisierten Dämonenkrone Borbarads besteht. Der Rotton des Hintergrunds ist marginal heller als im Vorgänger, was aber kein Zufall ist, da sich die Farbe auch über die nachfolgenden Bände „Invasion der Verdammten“ und „Mächte des Schicksals“ immer mehr gen Gold wandeln wird. Eine ganz schöne Idee, nur leider sieht das Cover an sich einmal mehr eher unspektakulär aus. Das Interieur bietet den gewohnten DSA-Standard, also eher pragmatisch als hübsch, aber zumindest ansehnlich. Es gibt kaum neue Illustrationen zu bewundern, abseits diverser Karten ist nahezu jedes Bild aus den Erstausgaben von 1995-96 entnommen; das sieht man ihnen zwar vom Stil her an, doch sind sie trotzdem schön anzuschauen.
Eine Handout-Tasche gibt es diesmal nicht am Ende des Buches, dafür erfreut ein Lesebändchen den Liebhaber komfortabel zu nutzender Rollenspielbücher.

Neue Illustrationen gibt es vor allem im Umfeld des neuen Abenteuers – ja, richtig gelesen, dieses Mal hat es sogar ein ganz neuer Beitrag in den Band geschafft. Zur Erinnerung: „Rückkehr der Finsternis“ sammelte „Alptraum ohne Ende“, „Unsterbliche Gier“ und „Grenzenlose Macht“ auf seinen Seiten. An altbewährtem Matieral sind dieses Mal „Pforte des Grauens“ und „Bastrabuns Bann“ enthalten, eben ergänzt um „Schatten im Zwielicht.“
Die „Pforte“ stammt, wie schon der „Alptraum“, aus der Feder des heutigen DSA-Mit-Chefs Thomas Römer und führt die Spieler über Khunchom nach Maraskan. Borbarad legt im Hintergrund seine Schlingen aus, während die Spieler recht geradlinig diversen Spuren folgen, von denen sie anfangs vermutlich nicht einmal erahnen können, dass sie sich auf der Fährte des Dämonenmeisters befinden.
Es ist ein Abenteuer, „das Dschungelpatrouillen zum Thema und charyptothische Monstrositäten zum Ziel“ hat und dies mit einem Dungeon nebst geheimnisvollem Jagdmonster verknüpft.

In „Bastrabuns Bann“ dagegen schildert Jörg Raddatz eine weitere Queste im tiefen Süden. In Khunchom werden die Helden gebeten, sich auf die Suche nach Spuren des titelgebenden Schutzzaubers gegen Echsen zu machen. Der Bann, der alles Echsiche aus den Tulamidenlanden fern hält käme gelegen, um auch gegen Chimären gesprochen zu werden, denn Gerüchte besagen, dass eine Invasion durch eben solche bevorstünde.
Also machen sich die Spieler auf die Suche, durchreisen das ganze Tulamidenland, danach gezielt das Khoramgebirge und abschließend ein Unheiligtum Asfaloths nebst einiger Globulen. Wer Jörg Raddatz kennt, der ahnt, dass den Charakteren hier einiges abverlangt wird, doch weder ist das für die Kampagne allgemein ungewöhnlich, noch etwas Schlechtes. Denn die Herausforderung an die Charaktere hebt die Spannung des Abenteuers deutlich an.

Bleibt noch der Neuzugang. Anton Weste, der Mann der jüngst Aventurien mit „Schlacht in den Wolken“ gehörig umgekrempelt hat, stellt hier ein Szenario zur Verfügung, das er einstmals für seine Runde geschrieben hat und das es terminlich nie zu einer Veröffentlichung hat bringen können. Gerüchte darum gab es aber immer und mit dem vorliegenden Band wird somit endlich verfügbar, was in Foren bisweilen schon als „verlorenes Fragment der Borbarad-Kampagne“ gehandelt wurde.
Ehrlich gesagt hat es mich nicht ganz so überzeugen können. Es ist nett, zweifelsohne, aber die Handlung ist mir etwas zu rigide und sprunghaft geworden, ist zudem in einigen Punkten auch etwas konstruiert. „Schatten im Zwielicht“ hat seine Momente und verleiht „Meister der Däminen“ auch mit einer imposanten Seeschlacht einen weiteren, spektakulären Höhepunkt, doch als Szenario für sich finde ich es eher unbefriedigend. Einzelne Passangen wie die Reise in den Limbus dürften zudem bei unterschiedlichen Gruppen auch sehr unterschiedlich aufgenommen werden.

Alle drei Szenarien wurden auch dieses Mal wieder markant überarbeitet – selbst das bisher unveröffentlichte Szenario hat wohl vom alten Manuskript her noch mal mächtig Federn gelassen – wenn mir auch solch gravierende Änderungen wie etwa bei „Alptraum ohne Ende“ hier nicht so aufgefallen sind. Der Raum zwischen den Szenarien wurde auch dieses Mal wieder mit weiteren Abenteuerideen, Schlagzeilen großer Zeitungen und allgemeiner Entwicklungen gefüllt, so dass man effektiv zwischen den Dreien mindestens genauso viel Zeit verbringen kann, wenn man möchte.
Das ist aber nur die Sahnehaube auf einem generell sehr großartigen Buch. Von den drei Szenarien haben mir zwei herausragend gefallen und eines fand ich noch immer mehr als befriedigend. Die Präsentation ist erstklassig und die direkte Spielbarkeit des Bandes fast überall gewährleistet. Die Fülle an Material ist zudem vorbildlich und die Verbindung des einzelnen Elemente hervorragend.

Auch in ihrem zweiten von vier Bänden punktet die Kampagne um die „Sieben Gezeichneten“ an jeder nur erdenklichen Ecke. Toller Inhalt, tolle Präsentation und gewohnt gute Verarbeitung machen die Reihe schon zum Pflichtkauf für alle, die den Mangel an Gleichzeitigkeit zum aktuellen Aventurien nicht stört.
Die „Sieben Gezeichneten“ ist eine der besten Kampagnen, die ich kenne, und die Sammelbände bringen all das, was daran gut ist, nur noch präziser auf dem Punkt.
Einfach exzellent!


Name: Meister der Dämonen
Verlag: FanPro
Sprache: Deutsch
Autoren: Jörg Raddatz, Thomas Römer und Anton Weste
Empf. VK.: 25 Euro
Seiten: 280{jcomments on}