D&D 4 OGL – Scions of Punjar

In Sellswords of Punjar, dem ersten Teil der Abenteuer-Trilogie um die Stadt Punjar, stellten die Helden einen wahnsinnigen Bettlerkönig, der sich mit finsteren Mächten eingelassen hatte. Daran knüpft zwar der zweite Teil Scions of Punjar überhaupt nicht an, aber immerhin spielt er auch ebenso wenig wie der erste wirklich in der titelgebenden Stadt. Mhm. Auch wenn ich das verknüpfende Element der Abenteuer nicht wirklich erkennen kann, so stellt Scions of Punjar doch eine merkliche Verbesserung gegenüber seinem Vorgänger dar.

Allerdings nicht in Sachen Aufmachung. Die farbige Karte der Stadt auf den Innenseiten des Covers ist leider nicht mehr enthalten und auch einen separaten Spielplan zum Entnehmen sucht man diesmal vergeblich. Ansonsten gibt es das übliche zweispaltige Layout in Grautönen, mit den dazu passenden Illustrationen vom Hauszeichner von Goodman Games. Hinten im Heft sind dann noch einige Karten des Abenteuers recht dunkel zum herauskopieren im großen Format enthalten. Auch die Handouts sind schön geraten und absolut für das Spiel zu gebrauchen. Insgesamt also nicht übel.

Diesmal müssen die Helden zunächst etwas Detektivarbeit leisten, um herauszubekommen, wie das Amulett eines eigentlich verstorbenen Adligen bei einem Hehler auftauchen konnte und dann nach und nach den Plot um Rache, Untote und eine verdorbene Familie zu entschlüsseln. Der Plot gefällt mir und weicht auch angenehm von der sonst üblichen reinen Encounter-Abfolge anderer Abenteuer zu D&D4 ab. Auch die Kämpfe sind sinnig in den vergleichsweise freien Abenteuerverlauf eingebettet und warten mit ein paar cleveren Ideen und auch charakterlich individualisierten Antagonisten auf, vergisst dabei aber nicht, diese auch im Kampf interessant zu gestalten. Sehr fein. Sowieso scheint man diesmal mehr Aufmerksamkeit auf passende Werte gelegt zu haben, die konformer zur damaligen Regelversion lagen. Für die aktuell herrschende Endphase von D&D4 würde ich zwar dennoch hier und da ein paar Anpassungen vornehmen, aber insgesamt geht es in Ordnung.

So schön ich das Abenteuer von seinem Verlauf und den Charakteren auch ist, so verwirrt hat mich doch das Finale, bzw. die Möglichkeiten nach dem Finale. Wurde der "Endboss" erledigt, können die Pläne entziffert werden, was unter anderem einige in der Stadt platzierte Untote beinhaltet, die für sie Rache üben sollten. Die Aufenthaltsorte dieser Untoten sind jeweils mit beschriebenen Umfeld auf gerade mal einer halben Seite abgehandelt. Vermutlich ist dem Autor hier einfach der Platz für sein Abenteuer ausgegangen, aber er wollte die Ideen dennoch unterbringen. Das ist zwar okay, aber sicherlich nicht die beste Lösung. Als Zusatz gibt es dann im Anhang noch neue magische Gegenstände (der böse Kochtopf ist cool) sowie die neuen Monster noch mal aufgelistet.

Scions of Punjar hat mich überrascht. Der Plot ist gut und die Figuren haben nicht nur jeweils eine Motivation, diese sind auch noch nachvollziehbar. Die taktischen Optionen aus D&D4 werden größtenteils sinnig umgesetzt und der Autor geht auch auf die Besonderheiten dieser Regeledition ein, wenn die Antagonisten ihre Aktionen planen und umsetzen. Insgesamt wirklich ein überraschend gutes Abenteuer, das sich auch leicht auf andere Systeme ummünzen lassen sollte, falls einem die vierte Edition von Dungeons&Dragons nicht zusagen sollte.


Name: Scions of Punjar
Verlag: Goodman Games
Sprache: englisch
Autor: Chris Doyle
Empf. VK.: 13,99 $
Seiten: 56 s/w, geheftet
ISBN: 9780980129182{jcomments on}