Dungeon Alphabet

Goodman Games hatten schon immer eine Vorliebe für die Anfangszeiten des Rollenspiels, was vor allem durch ihre Dungeon Crawl Classics und ihren eigenen angekündigten Retroklon dazu deutlich wurde. Aber auch noch zu Zeiten der vierten Edition von D&D gab es Produkte, die den Charme der alten Zeiten einfangen wollten. Das Dungeon Alphabet ist eines davon.

Das systemlose Buch richtet sich vor allem an Spielleiter, die Dungeons erstellen wollen. Es ist voller kreativer Ideen und Anregungen, aber Leute mit "modernen Vorlieben" wie fairen Chancen oder nachvollziehbaren oder gar logischen Kerkern, werden eher Probleme damit bekommen. Aber die sind sicherlich auch nicht die Zielgruppe für dieses old-school-Buch, wie im Vorwort noch einmal extra betont wird. Vielmehr geht es sogar so weit zu sagen, dass zu viel Logik und Fairness erinnerungswürdigen Erlebnissen im Wege stehen würden.

 

Auf gerade mal 48 Seiten finden sich neben Vorwort und Einleitung 26 Einträge, einen für jeden Buchstaben des Alphabets. Duh. Dabei sind die Beiträge unterschiedlich lang, von einer detaillierten Doppelseite bis zu ein paar Zeilen ist alles vertreten. So gibt es etwa 1W6 Möglichkeiten Gelb als bösartige Farbe einzusetzen, 3W20 Einträge für seltsame magische Gegenstände oder gar eine W100-Tabelle für Buchtitel. Dabei wurde bisweilen nicht bedacht, dass bei einigen Einträgen wie den 3W20 eben keine gleichmäßige Verteilung erfolgt, sondern die Werte in der Mitte zwangsläufig häufiger vorkommen. Doof, aber als wirklicher Werkzeugkasten ist das Dungeon Alphabet wohl eh nicht gedacht. Es geht wohl viel mehr darum, die nostalgischen Gefühle der Old-School-Bewegung anzusprechen, Ideen zu geben und Dinge anzustoßen statt vorzugeben.

Das wird vielleicht an einem Beispiel deutlich: Bei den Oozes würfele ich mit einem W10 und erziele eine 4. Ein uralter Drache wurde vom Herrn des Schleims verflucht und hustet nun Schleim statt seine Odemwaffe einzusetzen. Mhm, interessante Eigenheit, die den Spielern im Gedächtnis bleibt, aber wie oft begegnet man schon so einem Vieh? Schauen wir weiter! Statuen, dreimal W20: Eine Reiterstatue aus Holz, deren Blicke die Gruppe verfolgen, wenn sie den Raum durchqueren. Bietet Ansatzpunkte, durchaus ...

Dazu passen auch die sehr umfangreichen Illustrationen, die oftmals die ganze Seite verzieren und die Tabellen passend umschließend. Diese sind auch enorm verspielt, detailliert und kreativ, aber vom Stil auch eher alt.  Der Preis für das Dungeon Alphabet ist auch total toll, aber so toll, dass er direkt mit dem Hinweis Great Price in rot und gelb auf das Cover und den Buchrücken (!) gedruckt werden muss? Das hätte ich nicht gebraucht, auch bei so einem Schnäppchen nicht.

Ist das Dungeon Alphabet empfehlenswert? Es leistet genau das, was es verspricht und das zu einem sehr guten Preis: eine wilde, verrückte Ideensammlung für chaotische Kerker voller tödlicher Gefahren und liest sich dabei ziemlich lustig. Ob man es wirklich auch benutzen sollte, muss man sich als Spielleiter moderner angelegter Dungeons aber gut überlegen.


 

Name: The Dungeon Alphabet
Verlag: Goodman Games
Sprache: englisch
Autor: Michael Curtis
Empf. VK.: 9,99 $
Seiten: 48 s/w, Hardcover
ISBN: 9780984112760{jcomments on}