D&D 4 OGL - Monstercology: Orcs

Das Konzept der Quellenbücher, die eine einzelne Monsterrasse detailliert vorstellen ist nicht neu, aber nach wie vor beliebt. Goodman Games wollte für ihre D&D4-OGL-Bücher dort nicht hinten anstehen und veröffentlichte Monstercology: Orcs. Das Buch soll das Leben und die Gesellschaft der Orks vorstellen, aber auch Unterarten der Rasse und wie man all das in einer Kampagne unterbringt. Neben den erzählerischen Aspekten gibt es aber natürlich auch neue Waffen, Feats, Paragorn Paths, Götter und Monsterwerte für die Orks.

Auf dem vor allem dunkelgrauen Cover sieht man einige verdächtige Gestalten mit dicken Hauern im Unterkiefer, die böse auf den Betrachter schauen. Im Inneren ist die Illustrationsdichte nicht sonderlich hoch, die Qualität der Bilder aber leider sehr schwankend, mit starker Tendenz nach unten. Weit unten. Durch die stark unterschiedlichen Stile und die Unterschiede bei der Darstellung von Orks kommt leider kein einheitliches Bild der bekannten Monster auf, was für einen solchen Band natürlich nicht passend sein kann. Das Layout ist zweispaltig mit Zierrand oben, der zwar rechts auf der Doppelseite immer die Kapitelnummer aufzeigt, um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, aber effektiv nicht hilft, da nur die Kapitelzahl angegeben wird, nicht jedoch der Titel des Kapitels! Das wird dadurch noch ärgerlicher, da links auf der Doppelseite immer der Titel des Buches oben steht, was einfach überflüssig ist. Ansonsten ist die Unterteilung von Kapitelüberschriften gut gelungen und übersichtlich, die zusammenhängenden Kurzgeschichten der Kapiteleinleitungen sind in einer anderen Schriftart gehalten und können damit bei Bedarf schnell übersprungen werden. Der Hintergrund ist an eine Pergamentseite angelehnt, wofür jedoch keine Textur verwendet wurde, sondern nur eine einfarbige graue Fläche. Nur durch die ausgefransten Ränder an den Außenseiten kann man das Designelement erahnen. Schwach, aber nicht wirklich schlecht.

Beim Hintergrundmaterial wird viel mit Klischees gearbeitet, allerdings um einige nette Kleinigkeiten angereichert. So entstanden die Orks (vermutlich) durch ein fehlgeschlagenes Experiment der Hochelfen, die brutalen Dunkelelfen recht gewaltlos aus der Welt zu entfernen, weswegen die Orks auch bis heute Elfen hassen. Die Aggressivität und Plünderlust der ganzen Rasse wird mit ihrem erhöhten Metabolismus erklärt, der oftmals auch zu rituellen Fressorgien führt. Die Einteilung der Orks in verschiedene Kriegerkasten erweckt mehr den Eindruck, Einheiten aus einem Tabletop für ein Rollenspiel detaillierter beschrieben zu haben, statt einer natürliche Struktur erwachsen zu sein. Netter sind die da schon die verschiedenen Subrassen der Orks, die verschiedenen hintergrundtechnischen Archetypen für Spielercharaktere oder NSCs sowie die Beziehungen der Orks zu anderen Monstervölkern. Auch wenn hier wieder viele Klischees vorkommen, bieten sie doch Reibungsflächen für ein paar interessante Konflikte außerhalb eines Kampfes. Etwas irritierend ist, dass in dem Buch keine weiteren Gottheiten vorgestellt werden, sondern „nur“ Halbgötter, die besonders mächtige Orks waren und für ihre Leistungen erhoben wurden. Dabei sind so freundliche Gestalten wie Tornatsh der Verstümmler oder Zeltras der Würger.

Diese Halbgötter sind die Vorbilder für Paragorn Paths, die nur Orks offen stehen und von ihrer Mächtigkeit sehr unterschiedlich ausfallen. Der Bloodrager erhält etwa +2 Schaden auf alle Äxte und +4 Schaden bei Gegnern, die bloodied sind. Der Unholy Ambusher bekommt +3 auf Angriffe gegen Ziele, gegen die er Combat Advantage hat, wobei ich hoffe, dass dort einfach ein „…statt +2 wie üblich“ vergessen wurde. Die neuen Waffen und Feats sind ausbalancierter, aber ziemlich langweilig, wie etwa Boni gegen Elfen. Apropos Gegner, es gibt natürlich so einige neue Monstertypen, die regeltechnisch für die Zeit, in dem das Buch erschienen ist auch ganz okay aussehen, allerdings auch nicht durch besondere Kreativität begeistern können. Die Monster werden dafür dann in einem beigefügten Dungeon auch passend zusammen präsentiert. Wodurch sich die Werteblöcke dann natürlich wiederholen.  Und wo wir gerade bei Wiederholungen und nicht effizient genutztem Platz sind…

Das Buch hat 96 Seiten, wovon die letzten sieben (!) komplett weiß sind. Das kann ja vorkommen, weil man den entsprechenden Bogen mit den Druckseiten nicht vollbekommen hat. Das davor aber fünf (!) Seiten Werbung für Produkte von Goodman Games kommen ist dann schon irgendwie dreist.

Insgesamt bleibt Monstercology: Orcs hinter seinen Möglichkeiten zurück. Es bietet zu viele Klischees der Orks als tumbe, kriegslüsternde Wilde und zu wenig Eigenständiges oder besonders Kreatives, um wirklich überzeugen zu können. Die paar guten Ideen gehen leider in einer großen Masse von Banalitäten unter, so dass unterm Strich zu wenig verwertbares Material für seine eigene Spielrunde bleibt. Gerade zu dem unattraktiven Preis von rund 22 Dollar für 84 Seiten Material.


Titel: Monstercology: Orcs
Autor: Rick Maffei
Verlag: Goodman Games
ISBN: 97800982300145
Seitenzahl: 96 s/w, Softcover
Sprache: englisch
Preis: 21,99 US-Dollar{jcomments on}