D&D 4 OGL - Blackdirge’s Dungeon Denizens

Blackdirge ist das Internet-Pseudonym von Aeryn Rudel, einem durchaus bekannten Namen in der D&D-Community von EN-World. Goodman Games heuerten ihn an, um einen Haufen ihrer Monster aus den Dungeon Crawl Classics für die vierte Edition neu zu erfinden statt einfach zu konvertieren. Dazu kommen noch ein paar Klassiker aus der dritten Edition von Wizards of the Coast, die es bislang nicht in ein offizielles Monsterhandbuch der neuen Edition von Dungeons & Dragons geschafft haben.

Mehr als 100 Monster sind Blackdirge’s Dungeon Denizens enthalten und decken den gesamten Levelbereich von 1 bis 30 ab. 144 Seiten umfasst das Hardcover, auch wenn vier Seiten am Ende nur Werbung sind. Wobei Hardcover vielleicht etwas zu viel gesagt ist, denn eigentlich ist es nur ein Softcover, dass in einen festen Umschlag geklebt wurde. Aber das ist vielleicht nur eine ästhetische Feinheit für eine Minderheit von Bibliophilen. Das Artwork ist abgesehen von dem zu dunkel geratenen Cover sehr unterdurchschnittlich. Möglicherweise erfreuen sich einige Leute an dem Stil, der in vielen Fällen dem der ersten Edition ähnelt… ich tue es jedenfalls nicht. Die Illustrationen bilden einen sehr wilden Mix und sind leider in der Regel reichlich hässlich und leiden unter einigen handwerklichen Fehlern, etwa bei der Anatomie der Figuren oder der Perspektive.

Inhaltlich gibt sich der Band dagegen überraschend gut, gerade wenn man bedenkt, was Goodman Games sonst so für die vierte Edition auf den Markt geworfen haben. Es war eine gute Idee des Verlags, den erfahrenen Blackdirge dafür zu beauftragen. Unverständlich ist allerdings, wieso sie ihn nicht für die restlichen Produkte herangezogen haben, um die Regeln entsprechend zu schreiben oder zumindest gegenzulesen. Sehr gefallen hat mir die Einleitung, in welcher der Autor offen zugibt, wie doof er die kurzen Werteblöcke von D&D4 im Gegensatz zur dritten Edition zunächst fand. Immerhin hatte er vorher für jeden NSC Stunden damit zugebracht extrem lange und ausführliche Werte zu erstellen und das sollte nun nicht mehr gewürdigt werden? Dann fand er allerdings heraus, dass er auf weniger Platz stimmigere und passendere Regeln für die Wesen unterbringen konnte und freundete sich immer mehr mit der vierten Edition an. Etwas, dass ich sehr gut nachvollziehen kann.

Die Monster leisten aber insgesamt sehr gut den Kernaspekt der 4E Viecher: sie haben einzigartige und sehr stimmige Fähigkeiten, so dass man diese Monster alleine anhand ihrer Aktionen auf dem Spielplan wiedererkennen kann. Es ist aber wohl noch auf die Erfahrungen der dritten Edition zurückzuführen, dass einige Monster seltsame Fähigkeiten haben, die sie z.B. gegen göttlichen oder arkanen Schaden immun machen, was gleich mehrere Klassen aus dem gesamten Kampf entfernen dürfte. Auch das die Gesinnung eines Charakters Auswirkungen auf die Fähigkeiten haben kann, halte ich für misslungen und zu sehr in der Denke der dritten Edition verhaftet. Die vierte Edition hat bewusst solche Resistenzen und Einschränkungen entfernt. Cool hingegen sind die neuen Krankheiten, die man sich bei manchen Viechern einfangen kann. Welcher SL würde schon nicht gerne Kannibalen-Flüche verteilen, bei denen die Infizierten das Fleisch denkender Wesen verzehren müssen, um Healing Surges ausgeben zu können? Wer seinen Spielern noch mehr Optionen an die Hand geben möchte, findet zudem am Ende noch drei der humanoiden Monster als Spielerrasse aufgeführt.

Die Albernheiten im Monsterdesign halten sich trotz der Anleihen an Old-School-D&D zurück, auch wenn Monster wie der Octophis sicher eine Grenze nicht nur überschreiten, sondern überspringen… ein Riesenoktopus, der statt Tentakeln beißende Schlangen hat? Ne, da sind mir die „Boring Darts“ der Pflanzenelfen doch lieber, um mal zwischendurch albern zu kichern.
Ein großes Lob verdient hingegen die Organisation des Bandes. Die Monster sind wie üblich alphabetisch nach Namen sortiert, zusätzlich gibt es ebenfalls Auflistungen nach Typ, Herkunft, Keywords und Level, um den Spielleitern das Leben zu erleichtern. Vorbildlich!

Blackdirge’s Dungeon Denizens ist überraschend gut geworden. Auch wenn die Dungeons&Dragons-Regeln von Wizards of the Coast unbarmherzig aktualisiert werden und die Viechern entsprechend angepasst werden müssten, um auf dem neuesten Stand zu sein, stecken doch eine Menge guter Ideen und stimmigere Viecher in dem Buch. Genug, um ein paar Ausrutscher im Regeldesign und die schlechte optische Aufmachung verkraften zu können. Gerade zu dem günstigen Preis, für den Goodman Games den Band inzwischen anbieten, kann man einen intensiveren Blick riskieren.


Titel: Blackdirge’s Dungeon Denizens
Autor: Aeryn “Blackdirge” Rudel
Verlag: Goodman Games
ISBN: 978-0-9816663-8-9
Seitenzahl: 144 s/w, Hardcover
Sprache: englisch
Preis: 24,99 US-Dollar{jcomments on}