Pathfinder - Misfit Monsters Redeemed

 

Pathfinder bietet seit der vierten Edition von Dungeons & Dragons all denen ein Zuhause, die sich in den vielen Ausführungen der dritten Edition wohler fühlen. Während ich diese Zeilen verfasse stellt Pathfinder sogar abgesehen von einem tapferen Verfechter der ersten Edition die einzige deutschsprachige Quelle für D&D-Material dar. Paizo stellte die behutsame Anpassung der dritten Edition des erfolgreichsten Rollenspiels der Welt als ein erfolgreiches Konzept unter Beweis, dass immer weiter mit neuen Produkten quer in alle Richtungen erweitert wird.

Eine dieser Richtungen sind etwa Monsterbücher. Neben dem dicken Monsterhandbuch gibt es aber auch dünnere, speziellere Bände, die jeder Monsterart mehr Platz einräumen. Das Misfit Monsters Redeemed ist dabei ein SEHR spezielles Produkt, denn es versucht zehn der albernsten Monster aus der Geschichte des Fantasy-Rollenspiels zu modernisieren und ihnen einen Platz in der Welt zu verschaffen.

Im einzelnen sind das der Adherer, der durch Order of the Stick zu neuem Ruhm gekommene Flumpfh, Delver, Lava Child, Dire Corby, Lurking Ray, Disentchanter, Tojanida, Flair Snail und Wolf-in-sheep’s-clothing. Direkt auf dem Innencover vorne erblickt man eine Übersicht der Viecher samt kleinem Bild, ihre alten Funktion sowie der neuen Interpretation durch die Pathfinder-Crew. Das sind sehr viele Infos auf sehr wenig Platz, aber völlig ausreichend, um zu vermitteln, was dieses Buch will.

Jedes Vieh erhält sechs Seiten, wobei die erste immer eine halbseitige Illustration zeigt, in der das Monster gegen einen ikonischen Charakter von Pathfinder oder andere Wesen kämpft. Darunter ist ein Text aus der Spielwelt, der sich mit dem Wesen beschäftigt und stimmig einleiten soll. Es folgen vier Seiten mit allgemeiner Beschreibung, den Lebensweisen der Kreatur, ihrem Verhalten sowie Lebensräumen. Näher am Spiel ist dann ihre Rolle in der Kampagne, Schätze die man bei ihnen finden kann, mögliche Varianten und natürlich das Wesen für die Pathfinder-Welt Golarion. Wobei der Text vorher meist so geschrieben ist, dass sich bereits Parallelen zu dieser Kampagnenwelt finden lassen, was die Allgemeinnützlichkeit des Bandes ein wenig mindert. Die letzte Seite ist immer den Werten des Monsters, einer großen Illustration der Kreatur und einer kurzen Beschreibung gewidmet.

Und diese kurze Beschreibung ist für mich ebenso toll wie problematisch, denn sie fasst den vorausgegangenen Text hervorragend zusammen. Dass ist deswegen problematisch, weil es nur offenbart, wie redundant und aufgebläht die vorausgehenden Texte waren. Auch die Idee, aus vormals albernen Monstern nun coolere zu erstellen gelingt nur zum Teil. War der Dire Corby vorher ein Krähenmann ohne Flügel der immer „Verhängnis!“ schrie und wild angriff, ist er nun … ein Krähenmann ohne Flügel der immer selbstmörderisch auf Feinde zu springt und dabei kreischt. Wow. Der Adherer war eine Mumie, an der Waffen kleben blieben, wenn man auf sie hieb. Exakt das sind sie immer noch. Bei den meisten Monstern wurde nur etwas mehr über ihren Hintergrund geschrieben oder etwas zu ihrer Lebensweise geschrieben, die aber nur höchst selten im Spiel relevant werden dürfte.

Interessanter sind die Flumph als interstellare Schicksalsboten die vor anstehenden Ereignissen warnen und sich dabei aufopfern. Der Wolf-in-sheep’s-cloathing als böses, unterirdisches Wesen das Kleinvieh mit seinen Tentakeln wie eine Marionette steuert, um so größere Wesen anzulocken, von denen es sich dann ernährt. Mein Favorit ist aber die Flail Snail, die von einer großartig absurden Kreatur zu einer hochintelligenten Poetin wurde, die durch die Unterwelt wandert und komplexe Gedichte in ihrer Schleimspur hinterlässt, während sie von einem magieveränderndem Panzer geschützt wird. So toll und schräg das erst einmal klingt und so spaßig es auch ist über einige dieser Kreaturen zu lesen, so sehr wird man von der Nützlichkeit der weitergehenden Informationen enttäuscht. Gerade im Kapitel über die Funktion des Monsters im Spiel hätte ich mir zumindest durchgängig einen Abenteueraufhänger gewünscht, der jedoch nur ab und zu vorhanden ist.

Optisch macht das Buch mit seinen zahlreichen qualitativ sehr hochwertigen Illustrationen eine Menge her. Gerade das Cover des Bandes, der zwei ikonische Charaktere vor einem vermeintlich süßen Kaninchen zeigt gefällt mir ausgezeichnet und ist auch am Ende des Bandes im Innencover noch mal in seiner ganzen Pracht zu sehen. Der Band liefert insgesamt aber trotzt der bisweilen sehr gefährlich aussehenden Monster eher Material für Anfängergruppen, denn das stärkste Wesen hat gerade mal ein CR von 9, die meisten anderen liegen noch deutlich darunter.

Misfit Monsters Redeemed ist wie eingangs bereits beschrieben ein sehr spezielles Buch, das vor allem nostalgische Spieler ansprechen soll, indem es alte, peinliche Monster wieder ins Bewusstsein rückt und modernisiert. Das ist leider nur zum Teil gelungen, wobei sich die ausführlichen Beschreibungen meist auf das breite Auswälzen von offensichtlichen Eigenschaften der Kreatur beschränken und dem Spielleiter nur vereinzelt dabei helfen, diese obskuren Kreaturen interessant ins Spiel einzubinden. Insgesamt sollte man es sich also überlegen, ob man die knapp 20 Dollar für eine amüsante Beschreibung von poetisch veranlagten, subterranen Schnecken ausgeben möchte, die man vermutlich nie sinnvoll in seine Kampagne einbauen kann.


Titel: Misfit Monsters Redeemed
Autoren: Colin McComb, Rob McCreary, James L. Sutter
Verlag: Paizo
ISBN: 978-1-60125-270-8
Seitenzahl: 64, vollfarbiges, gebundenes Softcover
Sprache: englisch
Preis: 19,99 US-Dollar{jcomments on}