Pathfinder - Classic Monsters Revisited
Bevor Pathfinder mit eigenem Regelwerk durchstartete, brachte man bei Paizo bereits Material für D&D 3.5 heraus. Zu einem der ersten Produkte, mit denen man die Marke Pathfinder etablieren wollte, zählte das Classic Monsters Revisited. In diesem 64-seitigen, vollfarbigen Softcover nahm man sich ein paar der bekanntesten Monsterrassen zur Brust und gab ihnen für das Pathfinder-Setting Golarion etwas mehr Fleisch auf die Rippen.
Die behandelten Rassen sind im einzelnen Bugbears, Gnolle, Goblins, Hobgoblins, Kobolde, Lizardfolk, Minotauren, Oger, Orks und Trolle. Auf jeweils sechs Seiten gibt es für jede Rasse einen Überblick, die Ökologie, den Wohnraum, die Lebensweise, ihre Funktion in der Kampagne, ihre Schätze und den Hinweis auf Subspezies, bevor es mit den häufigsten Lebensräumen in der Kampagnenwelt und typischen Namen für die Viecher weitergeht. Zum Abschluss gibt es dann auf einer ganzen Seite die Werte für einen Vertreter der Rasse, inklusive großer Illustration, einem Zitat über dieses Vieh und auch Taktiken. Zudem gibt es immer wieder Einschübe mit Besonderheiten. Das können Regelelemente wie etwa die Doppelarmbrust der Minotauren oder Feats für Oger sein, aber auch Hintergrundelemente wie Kobold-Slang, die besondere Zählweise der Orks oder die Freude der Hobgoblins an Alchemie.
Die Idee, bestimmte Monsterrassen näher zu beleuchten ist nicht neu und reicht viele Jahre und Editionen von D&D zurück. Gerade die Slayer‘s Guides von Mongoose fallen dabei für die dritte Edition ein. Das Classic Monsters Revisited hat den Anspruch, den bekannten Monsterrassen nicht nur mehr Seele einzuhauchen, sondern sie auch neu zu erfinden. Das ist gründlich misslungen.
Klar, die Goblins als kleine Wahnsinnige sind großer Spaß und die Oger waren vorher wohl auch noch nie kannibalistische Inzucht-Rednecks, die ihre Gegner gerne mit rostigen Ketten foltern… aber mit der Zusammenfassung in einem Satz ist eigentlich auch schon alles zu ihnen gesagt. Die Texte zu den Monstern sind oftmals redundant oder kauen nur altbekannte Ideen wieder. Gnolle leben mit Hyänen zusammen und sind matriarchalisch organisiert… für so etwas brauche ich keinen Eintrag, das erwartet man von dieser Rasse. Kobolde beten oftmals Drachen an setzen gerne Fallen ein? Ja, das ist ihre Funktion bei D&D. Fast alles was das Buch zu einer Monsterrasse erzählt ist entweder altbekannt oder kann von einer einigermaßen kreativen Gruppe spontan hinzugedichtet werden, wenn die Monsterrasse auftaucht.
Zudem kann man jede der Rassen folgendermaßen zusammenfassen: Sie sind soziopatisch, haben Freude am Foltern und ihr einziges Ziel ist es, menschliche Siedlungen zu überfallen und Leute zu töten. Keine der Rassen wird so beschrieben, als wenn sie Teil einer Welt wären und in ihr existierten. Sie sind alle nur eine aggressive Bedrohung, die man ohne mit der Wimper zu zucken auslöschen kann. Das mag für eine Runde funktionieren, in dem man nur Gegner mit unterschiedlichen Herausforderungsgraden braucht, um den Spielercharakteren verschiedene Konflikte vorzusetzen, doch dafür reicht auch der Eintrag im Monster Manual.
Das Classic Monsters Revisited erfüllt leider keinen richtigen Zweck. Es bietet kaum neue Monstervarianten, um den Taktik- und Kampfinteressierten zu locken und viel zu wenig neue Ideen oder interessante Kulturen der Monstervölker, um eine Story darum zu stricken oder die Spieler mit etwas anderem, als aggressiven Wilden zu konfrontieren.
Titel: Classic Monsters Revisited
Autoren: James Jacobs und andere
Verlag: Paizo
ISBN: 978-1-60125-079-7
Seitenzahl: 64, vollfarbiges. gebundenes Softcover
Sprache: englisch
Preis: digitale Version 12,99 US-Dollar, Printversion 17,99 US-Dollar{jcomments on}