Warcraft - Manual of Monsters

Here be Dragons... and Demons... and Liches!
- vom Backcover des Warcraft RPG - Manual of Monsters

Das erste Buch für Warcraft d20 war, nun sagen wir mal, enttäuschend. Naja, was soll´s?, dachte ich mir und griff auch mal bei der zweiten Publikation zu. Aber leider erschöpft sich dessen Innovation schon im Titel. Wo andere Kampagnensettings ihr Monster Manual präsentieren, bringt das Warcraft RPG das Manual of Monsters.
Auf etwas über 200 schwarz-weiß Seiten werden hier Monster vorgestellt, die mehr oder minder etwas mit Warcraft zu tun haben. Dabei kommt alles im gleichen, langweiligen Layout daher, wie es auch das Grundregelwerk hatte. Einfache, weiße Seiten mit einem hässlichen Rand, der sich bei den einzelnen Kapiteln unterscheidet.

Die Kapiteleinleitungen sind dabei auch wieder den Rendervideos aus den Strategiespielen entnommen und in schwarz / weiß entsprechend unansehnlich.
Im ersten Kapitel geht es um die Kreaturen von Atzeroth. Hier findet man dann die aus den Spielen bekannten Baummenschen, Gnolle, Drachen, usw. Hier hat aber scheinbar mal wieder der Azubi gelayoutet. Mal ganz davon abgesehen, das ich bei der Beschreibung einer kulturschaffenden Rasse wie den Draenei oder den Kobolden mehr als eine Seite Text erwachte. Der Text fließt manchmal um die Zeichnungen herum oder steht als Kasten einfach daneben. Einheitlichkeit hätte hier Wunder gewirkt!
Aber eine Frage stellt sich mir doch immer wieder. Wieso haben die Kobolde nur eine Seite, mit geringem Zeilenabstand, dichtem Text und einer kleinen Zeichung mit Fließtext, wenn der Frost Wolf zwei bekommt, obwohl die zweite Seite nur 4 Zeilen Text, eine Zeichnung und viel weiß hat?
Soviel zu dem fragwürdigen Layout. Dann kommt aber schon wieder ein Punkt, der mich bereits beim Grundregelwerk gestört hat. Die Rassen sind einfach nicht so umgesetzt, wie ich es für richtig erachten würde. Wieso zur Hölle sind die Trolle stärker als Tauren und genauso groß? Habe ich beim Spielen am PC nicht gut aufgepasst? Wieso sind die ganzen Gnoll Subtypen einzeln mit Werten aufgeführt, also ein Gnoll mit einem Level in Ranger, Fighter oder Sorcerer? Die Nagas haben unterschiedliche Werte, je nach Geschlecht, aber hier sind nur die Werte für männliche angegeben, auf die man dann noch selbst die Modifikationen draufrechnen kann.

Was uns direkt zu einem weiteren Punkt bringt. Extrem undurchsichtige und uneinheitliche Einteilung der Challenge Rating, also der Gefährlichkeit der Figur. Wieso haben Furbolgs nur ein Level-Adjustment von +2? Die haben von Anfang an 5 Hit Dice, +8 Str, +4 Con, +2 Natural Armor, etc. pp.

Kapitel zwei widmet sich dann der Burning Legion, also den Dämonen. Als Einleitungsbild begrüßt uns hier dann Illidan Stormrage. Wenn Warcraft3 plus Addon gespielt hat darf hier dann mal deshalb lachen. Einige Dämonen, viele davon einfach scheiße mächtig und ein Template für diejenigen, die Dämonenblutt getrunken haben. Das dritte Kapitel über die " undead Scourge" begrüßt uns dann direkt mal mit einer Großaufnahme vom Helm des Lich Kings. Das sieht scheiße aus. Aber das ist man ja gewohnt. Monster gibt es hier eigentlich nur zwei, die Dire Gargoyle und die Abomination, der Rest sind alles Templates. Zwölf Templates um genau zu sein. Damit kann man sich dann seinen eigenen Wunschuntoten schaffen. Um das ganze etwas individueller zu gestalten, kann man den Untoten dann noch bestimmte Eigenschaften "salient powers" geben. Das ist an sich ganz nett. Und nebenbei 1:1 aus Van Richten´s Guide to the Walking Dead aus der Ravenloft Reihe übernommen. Wenigstens haben sie es direkt im Kapitel erwähnt.
Im vierten Kapitel schreit uns Arthas irgendwas entgegen und leitet damit Appendix eins, Tiere und Ungeziefer ein. Okay, wer hat die Renderbilder für die Abschnitte ausgesucht? In diesem glorreichen Kapitel schafft das Buch es doch tatsächlich Tiere aus dem Monster Manual nochmal zu wiederholen. Und braucht dafür mehr Platz! Danke ihr lieben Authoren! Ich kenne die Werte eines Dire Bears, ich habe das Core Rulebook 3! Und auch die eines Riesenkäfers. Und einen Dire Wolf braucht ihr auch nicht zu wiederholen. Erst recht nicht drei mal mit unterschiedlichen Größenkategorien!
Über Appendix zwei wollte ich mich dann eigentlich nicht mehr aufregen. Dann habe ich ihn gelesen. Jetzt muss ich es dich tun...
Appendix zwei dreht sich um die Villains, also die Bösewichter der Welt. Zunächst einmal wird der Leser mit Powergamer Gegenständen der Villains genervt und dann kommen deren Werte. Illidan Stormrage ein Level 20 Sorcerer? Kael'thas hat ein brennendes Bastardschwert? Wieso hat der Lich King Werte? Das ist ein Quasi-Gott! Okay, er hat ein CR von 50, was ihn praktisch unverwundbar macht. Wieder einmal gibt mir das Buch das Gefühl Warcraft falsch verstanden zu haben.
Der dritte und glücklicherweise auch letzte Appendix erklärt einem dann noch welche Monster aus dem Monster Manual, der Creature Collection 1 und 2 sowie dem Tomb of Horrors auch Verwendung in der Warcraft Welt finden können. Meiner Meinung nach größtenteils Bullshit.
Und das bietet mir direkt eine wunderbare Überleitung zum Fazit. Einige gelungene Zeichnungen wiegen nicht ein geradezu beleidigend schlechtes Layout, uninspirierte Monster, einige miese Konvertierungen und einen viel zu hoher Preis auf. Denn für 30 $ bekomme ich schon dickere und viel, viel bessere Monsterbücher! Die d20 Warcraft RPG Reihe ist für mich gestorben!


Name: Warcraft RPG - Manual of Monsters 
Verlag: S&SS 
Sprache: englisch
Autoren: diverse 
ISBN: 1588460703{jcomments on}
Empf. VK.: 29,95 US-Dollar 
Seiten: 208 s/w