d20 - Legends & Lairs - Sorcery & Steam
The definitive d20 System resource for steampunk fantasy settings and adventures.
- vom Backcover von Sorcery & Steam
Vor einigen Wochen wurde DrivethruRPG ins Leben gerufen. Bei diesem Projekt können Rollenspielverlage ihre Produkte als PDF-Dateien zum Verkauf anbieten. Über Sinn und Unsinn dieses Einrichtung soll hier mal nicht diskutiert werden, wichtig ist für diese Rezi nur, das man pro Woche auch ein PDF umsonst und völlig legal laden kann, wenn man sich registriert hat. Da der Rezensent davon ausgiebig Gebrauch macht, kann er diesmal auch den folgenden Band rezensieren.
Eines der kostenlosen PDF hat mir so gut gefallen, das ich es habe ausdrucken und binden lassen. Und damit sich die Mühe auch lohnt bekommt das Buch auch direkt eine Rezi verpasst.
Sorcery & Steam aus der Reihe Legends & Lairs dreht sich um ein von mir sehr geschätztes Thema: Steampunk-Fantasy. Das Buch von Fantasy Flight Games ist eigentlich ein Hardcover und kostet etwa 25 Dollar, aber als PDF eben kostenlos.
Gegliedert ist das Buch in fünf Kapitel, die auch direkt nach einer kurzen Einleitung anfangen.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit den „Steampunk Campaigns“. Hier erfährt der interessierte Leser was Steampunk ausmacht, welche Autoren diese Genre geprägt haben und was es für ein Setting bedeutet auf diese Stufe der Entwicklung zu gelangen. Die Dampfkraft und dazu passende Maschinen beeinflussen die sozialen Strukturen genauso wie die Wirtschaft und die Kriegsführung. Versinnbildlicht wird dies durch diverse Beispiele, wie etwa „Chainted Cairton“ eine Steampunkt Siedlung oder „The Earthquake Clock“ einen Dungeon zum Setting.
Kapitel zwei hat nicht nur einen sehr großen Teil des Buches veranschlagt, sondern beschäftigt sich zudem noch mit den Charakterklassen eines Steampunk-Fantasy-Settings. Zunächst wird darauf eingegangen wie sich die bestehenden Klassen in das neue Setting einfügen und ob Änderungen nötig sind. Druiden zum Beispiel wird es möglich die Stadt anstelle des Waldes als Umgebung zu wählen. In diesem Kapitel kommt auch direkt mein dickster Kritikpunkt an dem Layout des Buches. Auf den Seiten 33, 45, 47 und 52 sind die Zeichnungen nicht korrekt in den Text eingebunden. Der Text wird durch die Illustrationen teilweise verdeckt. Ich weiss nicht ob das nun nur in dem PDF so ist, oder auch in der Druckvariante des Buches, aber es ist so schon ärgerlich genug. Als neue Grundklassen kommen „Animal Lord“ (a la Tarzan), „Artificer“ (besonders begabte Handwerker) und „Musketeer“ (Krieger mit Spezialisierung auf Schwarzpulverwaffen) hinzu. Gerade bei dem Musketeer ist der Layoutfehler ärgerlich, verdeckt er doch den Trefferwürfel dieser Klasse.
An Prestigeklassen bietet das Buch „Arcane Airman“ (zaubernder Luftsegler), „Arcane Performer“ (Barde mit Konzentration auf magische Zauber), „Brawler“ (waffenloser Kämpfer), „Demolitionist“ (Experte für Sprengstoffe), „Detective“ (a la Sherlock Holmes), „Game Hunter“ (Fernkämpfer mit Vorliebe für exotische Kreaturen), „Gun Glyph“ (die Kombination von Schwarzpulverwaffen und arkaner Magie), „Hypnotist“ (Magier mit Bezauberungsfokus), „Noble Bodyguard“ (selbstlose Leibwächter), „Physican“ (Arzt), „Pilot“ (erklärt sich selbst), „Rocket Ace“ (Irre die mit Raketen auf dem Rücken in die Schlacht fliegen), „Steamcraft Mage“ (Magier mit Spezialisierung auf das Verzaubern von Gegenständen), „Street Runner“ (Taschendiebe und Spione) sowie den „Watchman“ (Stadtwache bzw. Polizei).
Drei neue Grund- und 14 neue Prestigeklassen machen schon mal einen sehr guten und umfangreichen Eindruck. Gerade die Prestigeklassen sind sehr gut gelungen. Die Einleitungsgeschichten der Klassen sind stellenweise miteinander verknüpft und am Ende gibt es jeweils noch eine ausgearbeitete Organisation, bei der man diese Prestigeklasse lernen kann. Zwar hätte ich nicht jede der Klassen gebraucht (wie Arcane Airman oder Rocket Ace), aber der Detective, Physican und Streetrunner sind z.B. sehr gut gelungen und machen Lust aufs spielen.
Jetzt ist schon mehr als die Hälfte des Buches besprochen und wir sind bei Kapitel drei angelangt, den neuen Fertigkeiten, Talenten und Zaubersprüchen. Es gibt die üblichen neuen Verwendungsmöglichkeiten für alte Fertigkeiten sowie einen Haufen neuer Feats, die sich sehr gut in das Setting einfügen. Dazu kommen noch „Heritage Feats“, die am Anfang des Abenteurerlebens gewählt werden müssen (logisch oder?). Etwas unflexibel wegen des d20-Systems, aber durchaus hübsche Sachen dabei, wie etwa „Feral Child“ (wieder wie bei Tarzan) oder „Industrial Upbringing“. Die folgenden Spells bieten dann den Kram den man eben erwarten kann. Nicht sonderlich umfangreich, aber Magie und Zaubersprüche sind nun mal auch nicht das wichtigste an einem Steampunk-Setting.
Der Dampfkrafttechnologie und dem Schwarzpulver ist dann das vierte und vorletzte Kapitel gewidmet. Hier findet sich viel neues Spielzeug für die Ausrüstungslisten wie der „Bard in a box“ oder der „Holy Water Sprinkler“ bis hin zu obligatorischen Sachen wie Granaten und aufrüstbarem Steamcraft-Armor.
Der Geschichte der Feuerwaffen ist ein ganzer Abschnitt gewidmet, der auch ganz hilfreich ist um die Entwicklung der verschiedenen Arten von Schwarzpulverwaffen nachzuverfolgen. Hier wird man allerdings mit so vielen Spezialbegriffen zugeschüttet, das es sich durchaus anbietet den Abschnitt mehrmals zu lesen. Nach der Erklärung wie man diese Waffen spieltechnisch umsetzen kann und einige Sonderregeln klärt, kommen dann noch Regeln für Artillerie (sinnlos in meinen Augen, aber wer's braucht...) und die unvermeidlichen Tabellen mit allen Werten.
Das letzte Kapitel ist den Fahrzeugen gewidmet, die durch Dampfkraft angetrieben werden oder in dieses Setting passen. Regeln für Fahren, Beschädigung der Vehikel sowie der Insassen, Beschleunigung und Bremsen sowie schlussendlich der Kampf mit Gefährten. Praktischerweise gibt es dann am Ende noch einige Werte für Beispielfahrzeuge, sowie einen Index als „Rausschmeißer“.
Das Layout entspricht, wie meistens bei d20, einem Folianten und wurde hier gut umgesetzt. Die Seiten sehen aus wie Blätter, sind ausgefranst an den Seiten und die Seitenzahlen stehen in kleinen „Perlen“ am äusseren Rand. Die Zeichnungen sind durchgängig auf hohem Niveau und erinnern mich stark an das schöne PC-Rollenspiel Arcanum, das ja auch in einem solchen Setting angesiedelt ist. Nur, wie oben bereits erwähnt, stören die fehlplazierten Illus den Gesamteindruck stark und schmälern den sonst sehr positiven Eindruck.
Ich habe es nicht bereut das Buch ausgedruckt und gebunden zu haben. Selbst wenn ich das Hardcover für 25 Dollar erstanden hätte, wäre das Verhältnis von Preis/Leistung okay. „Für umsonst“ allerdings ein echt gutes Buch und eine Bereicherung für jeden Fan von Steampunk-Fantasy.
Name: Sorcery & Steam
Verlag: Fantasy Flight Games
Sprache: englisch
Autoren: Mark Chance, Gareth Hanrahan, Lizard, Brian Patterson, Ross Watson
ISBN: 1589941152
Empf. VK.: 24,95 US-Dollar
Seiten: 172 s/w{jcomments on}