Ravenloft - Secrets of the Dread Realms

The world of Ravenloft holds many secrets that not even it's night prowlers may learn. Some are too horrible for sane minds to comprehend. Others simplylie in malignant mists, forgotten by the denizens of the world. Only those with the valor – or the foolishness – to confront them can deliver their revelations to the world.
vom Backcover von Secrets of the Dread Realms

Okay, das wird eine lange Nacht werden. Hier sitze ich nun, gerade aus einem Hagelschauer in die Wohnung gestolpert, mit einem in der Mikrowelle erhitzten Hähnchen-Schenkel und einem Stapel d20-Kram, bereit, mich durch die Nacht zu ackern. Nun gut, keine Umschweife, legen wir direkt einmal los.

Rezensionsobjekt Nummer 1 gehört zu der mir eigentlich ach so lieben Gattung der Spielleiterschirme mit Begleitheft, kommt mal wieder von der White Wolf-Tochter "Sword and Sorcery" und widmet sich ganz Ravenloft, dem Fantasy-Setting rund um gotischen Horror.
[scorp] hat die deutsche Ausgabe unter dem Titel "Gesichter des Schreckens" bereits besprochen (und gehasst), nun ist es an mir, bzw. an uns, lieber Leser, eine Meinung zum englischen Original zu bilden.

Eingeschweißt kommt das Pack daher, wie man es von derartigen Produkten kennt, doch kaum, dass man die Folie zerrissen hat, fallen einem gewohnt zwei Objekte entgegen – und zu beiden denkt man sich: "Dünn!".
Beim Schirm selbst bezieht sich das natürlich erst einmal auf die Pappe. Es gibt bedeutend instabilere Schirme und eigentlich liegt der "Ravenloft Gamemaster Screen" damit gut im Trend, aber der deutsche Cthulhu-Sichtschirm oder aber auch die "Wand" des alten WFRP legen einfach Maßstäbe vor, denen dieses Stück Pappe nicht gerecht wird.
Vier Panels hat er, eindeutig ein Pluspunkt, und die äußere Optik ist durchaus gelungen. Die an alte Groschenromane gemahnenden Zeichnungen wirken zwar auf heutige Käufer auf den ersten Blick etwas befremdlich, der eingeweihte erkennt in dem dargestellten Vampir aber nicht zuletzt Graf Stahd (zu dem Herren kommen wir gleich noch) und, viel interessanter, einige der klassischen alten Ravenloft-Cover.
So erstrahlt etwa auf der rechten Seite das alte Cover von "Realm of Terror", während links das uralte Ravenloft-Cover prangt. Schön, dass so auch den Fans aus alter Zeit noch etwas gehuldigt wird.
Leider erweist sich die Innenseite des Pappschirms als nicht im Geringsten würdig, diese Sympathie empfangen zu haben. Die beiden Außenseiten geben sich noch durchaus sinnvoll (Fear, Madness and Horror Checks, Power Chekcs, Horror Save Triggers und Failure of Will Save for Fear, Madness or Horror auf der linken, Waffen, Ausrüstung und Götter auf der rechten Seite), die mittlere Partie aber stellt mich vor eine wichtige Frage. Die Frage, was man sich da wohl dabei gedacht hat!
Auf zwei kompletten Seiten werden dort alle Skills gelistet und beispielhafte Anwendungszwecke gestaffelt nach DCs von 5 bis 30. Es ist ohnehin eine nutzlose Liste, zumal die gegebenen Beispiele nicht gerade nah an konkreter Anwendung sind, es verschwendet auch von allen 50% des zugegebenermaßen schönen Schirms.
Es ist nicht der erste d20-Schirm in meinem Besitz, aber selbst der unglückliche Schirm zu "Star Wars d20" war sinnvoller als dieses Stück hier.

Kommen wir also zum Buch, bei dem der Begriff "dünn" vielmehr auf die Seitenzahl geht, denn 64 Seiten sind nicht gerade viel.
Das Cover des Bandes sieht aus wie, nun ja, eben jedes der neuen Ravenloft-Cover, schwarzer Grund, Foliant-artig eingefasst und eine Art Edelstein in der Mitte, in dem sich dieses Mal Strahd spiegeln darf.
Die Innenillustrationen scheinen ebenfalls eher aus alter Zeit zu stammen, sind aber sehr schön und stimmungsvoll geraten, wobei ich die deplatzierte Illu zur neuen Prestigeklasse mal ignoriere.
Das Buch eröffnet sogleich dann auch einmal unmotiviert mit dieser Prestigeklasse, dem Hexenjäger. Der macht zwar durchaus Sinn und ist schön zu haben – gehört aber wohl eher als Anhang hinten an das Buch, denn das eigentliche Thema des Bandes wird sogleich angegangen: es wird damit begonnen, die Darklords der einzelnen Domänen vorzustellen.
Ich schreibe deshalb "begonnen", weil das Buch gleich auf der ersten Seite mittels einer Tabelle klarmacht, dass hier nur eine Schnittmenge abgedeckt wird.
Es gibt 43 Domänen, wenn ich mich nicht verzählt habe, und von es werden gerade mal 20 Domänen (und somit 21 Fürsten) beschrieben. Jene, die keinen Einzug gehalten haben, werden zwar kurz zusammen gefasst, aber lest selbst und sagt mir, ob das einem Spielleiter irgendwie weiterhilft, wenn er da liest: "Bluetspur: The illithid god-brain, a living conglomerate of thousands of mind flayer brains." Nicht wirklich, oder?
"The Wildlands: Crocodile." Auch nicht, oder?

Die, die beschrieben werden, kommen dafür dann auch richtig gut weg. Angefangen bei einer generellen Beschreibung, bekommt jeder Darklord noch eine Hintergrundgeschichte, eine Abhandlung seiner aktuellen Pläne, Anmerkungen zum Kampfverhalten (und es gibt tatsächlich mal welche, die nicht gut kämpfen können!) sowie allerlei zu deren Zuflucht und Domäne spendiert. Zwei bis drei Seiten werden jeweils verwendet, was durchaus Raum für genug Details gibt, da pro Lord auch nur eine Illustration platziert wurde.
Die inhaltliche Qualität schwankt dabei etwas, gerade Graf Strahd von Zarovich leidet natürlich etwas an seinem frühen Entstehungsdatum, doch gerade Charaktere wie die vom Schicksal gepeinigte Gabrielle Aderre oder Dr. Victor Mordenheim, der hier sozusagen den Frankenstein gibt, machen schon Freude und bieten Potential.
Mehr als Hexenjäger und Darklords gibt der Band dann aber auch nicht her.

Somit kann man eigentlich auch das Fazit mit "dünn" zusammenfassen. Der Schirm ist unterdurchschnittlich und sollte ganz ignoriert werden, das beiliegende Heft hingegen ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es interessant zu lesen und gut geschrieben, andererseits ist es leider auch schrecklich unvollständig und in der Praxis auch nur bedingt von Nutzen.
Man könnte zum Schutze des Bandes sagen, dass er schon sehr früh nach Erhalt der Lizenz und erscheinen des Grundbuches erschienen ist; dann aber wiederum geht es ja darum, ob man zum jetzigen Zeitpunkt dafür noch Geld auslegen sollte und warum ein Produkt gut oder schlecht ist, ist am Ende ja Nebensache.
Geht man von Geld aus, so ist der Preis gerade noch so angemessen (und mehr als deutlich unter dem der deutschen Ausgabe), dennoch gibt es weit nützlichere Käufe als diesen hier.


Name: Secrets of the Dread Realms 
Verlag: Sword&Sorcery Studio / White Wolf 
Sprache: Englisch
Autoren: Andrew Cermak, John W. Mangrum und Andrew Wyatt{jcomments on}
Empf. VK.: 14,95 US-Dollar 
Seiten: 64 + SL-Schirm Lay