Ravenloft - Dungeon Master‘s Guide
It is a land of days spent dreading the coming of the dark in a world rules by horrors unimagined. It is a place of nights filled with terror. Yet, some hardy souls persevere in the struggle against evil. Though some may feel they have uncovered all there is to know about the world of Ravenloft, many secrets remain to be discovered.
- vom Backcover vom Ravenloft – Dungeon Master‘s Guide
Dungeon Master‘s Guides sind immer so eine Sache bei d20-Systemen, bzw. unter anderen Namen bei allen Rollenspielen. Generell sind Bücher für den Spielleiter eine feine Sache. Inspiration, Tipps zur Atmosphäre, neue „Gimmicks“ und manchmal hilfreiche „Geheiminfos“ zur Spielwelt stecken in diesen Büchern. Magus‘ „Buch der Spiegel“ ist für mich noch immer ein Meilenstein in dieser Gattung, gerade der offizielle DMG zu D&D 3rd ist dagegen so ein Negativbeispiel. Sinnlose Regeln, keine hilfreichen Ratschläge und generell nicht inspirierend – man fragt sich einfach, wer solche Bücher braucht.
In welche der beiden Qualitätsgattungen der vorliegende Band gehört, soll im Folgenden mal erkundet werden. Zunächst einmal kann man festhalten, dass der Ravenloft-DMG vom Design her ziemlich exakt den bisherigen Bänden des d20-Ablegers zum Gothic Horror passt.
Der schwarze, einem alten Buch nachempfundene Einband wird vom Titelschriftzug und einem roten Edelstein (?) geziehrt, in dem eine kleine Illustration reflektiert wird. Das Innenartwork ist gut, aber nicht überragend, die Seitengestaltung schwarz-weiß und schön, aber ebenfalls nicht bahnbrechend.
Der Band ist mit 238 Seiten zwar recht umfangreich geraten, aber trotz Hardcover mit 34,95 US-$ recht teuer geraten. Aber hey, das scheint ja nun der traurige Trend bei Arthaus/Sword&Sorcery/White Wolf-Produkten zu sein...
Inhaltlich finden wir eine Gliederung in fünf Kapitel vor, umschlossen von einem Einleitung und Appendix. Eine Karte des „Land of the Mists“ leitete das Buch auf den Innenseiten des Einbandes zwar schön ein, ist aber obschon fehlender Beschriftung herzlich nutzlos.
Sie findet aber direkt in der Einleitung ihre Entsprechung: hier geht es um die Länder der Verdammten.
„Hatten wir das nicht schon einmal?“ mag man da fragen und in der Tat, das gab es sowohl in einem separaten Quellenband als auch im Begleitheft des SL-Screens schon, wird hier aber noch mal erfreulich nützlich summiert. Hintereinander werden der Kern, die Clusters, mdie Amber Wastes, die Frozen Reaches, die Shadowlands, die Verdurous Lands, Zherisia und die Islands of Terror mit allen Unterprovinzen beschrieben. Sehr lobenswert und in dieser gebündelten Form bereits eine willkommene Hilfe.
Das erste „echte“ Kapitel nennt sich dann „Techniques of Terror“; eine Name, der Programm ist. Tipps für Crossover-Kampagnen, dreizehn (teils sehr gute) Tipps zum Erzeugen von Atmosphäre am Spieltisch, Ratschläge zur Darstellung von NSCs in einem bisher nie gesehenen Umfang, ebenso umfassende Hilfen bei der Benutzung von Musik inklusive langer Titelliste und Richtlinien zur Anpassung von Kreaturen sind nur einige der Inhalte dieses durch und durch nützlichen Abschnittes.
Im zweiten Kapitel dreht sich alles um „The World and its Horrors“. Was ist eine Domain, wie entstehen sie und wie kann man sie als SL generieren, wer lebt da, wie lebt er da, was habe ich bei der Lage und der Natur meines Darklords zu beachten? Derartige Fragen werden hier beantworten und durch sieben „Secrets to Memorable Domains“ abgerundet, so dass man nur sagen kann: beide Daumen hoch, das sind nützliche Tipps.
Where „Shadows Dwell: Communities of Ravenloft“ ist das zweite Unterkapitel hier und beschäftigt sich eben mit kleineres Lebensgemeinschaften, Dörfern etwa. Wie man diese am besten aufbaut und in welchen Kellern die Leichen am besten liegen, das wird hier mitsamt guter Beispiele erläutert.
Der dritte Unterabschnitt befasst sich mit den den sogenannten „Sinkholes of Evil“, einer absolut genialen Neuerschaffung. Während Templates bisher Schablonen waren, mit denen man Kreaturen verändern kann, sind Sinkholes nun Templates für Ortschaften. Ortschaften, an denen das Böse so stark ist, dass sich der Ort selbst verändert. Das ist innerhalb derm Kosmologie von Ravenloft ebenso nachvollziehbar wie es dem Spielleiter entgegen kommt und ist eine echte Bereicherung.
Der vierte und letzte Unterabschnitt geht dann mal wieder ans regeltechnisch eingemachte. „Expanding the Mists“ dreht sich alleine um die Konvertierung und Ergänzung der Regeln. Wie man also neue Rassen hinzufügt, wie Ravenloft-spezifische Prestigeklassen aussehen würden oder wie etwa Psi-Kräfte wirken würden, kämen sie in den nebligen Realms zum Einsatz (inklusive dem überaus coolen Psilich!), all das und noch viel mehr findet man hier.
Auch wenn ich eigentlich keine Regeln mag, der Abschnitt macht Sinn. Kann man nicht anders sagen.
„Structuring the Campaign“ bildet das dritte Kapitel des Buches. Angefangen bei generellen SL-Tipps zur Kampagnenstruktur entwickelt auch dieser Abschnitt einen recht hohen Nutzwert. So werden etwa sämtliche Baronien noch mal auf ihren Wert als Startregion abgeklopft, mögliche Kampagnenkonzepte und Ideen zur Schurkenbildung gegeben.
Hier werden sich langjährige SLs, insbesonders jene mit Ravenloft-Erfahrung, vielleicht etwas wundern, was sie damit sollen. Geht man aber mal davon aus, dass sich das Buch ja auch nicht „Dungeon Profi‘s Guide“ nennt, so ist das auch zu verschmerzen, denn auch den Routinies des Gothic Horror wird das eine oder andere hier noch nutzen können.
„Parting the Mists“ ist dann an vierter Stelle doch mal wieder der Beweis, dass wohl kein Buch perfekt sein kann. Denn hier geht es um Wahrsagen – 32 Seiten lang. Das Thema ist zugegebenermaßen interessant und macht sich sicher gerade mit dem ebenfalls erhältlichen, Ravenloft-spezifischen Tarot-Deck, pardon, Tarokka-Deck, sehr gut, aber dennoch ist es in diesem Band etwas fehl am Platz.
Klar, es kommt stimmungsvoll, wenn es mal einsetzen kann. Aber in diesem Buch, das sich so sehr auf generische Tipps für Spielleiter verlegt hat, wirkt es einfach zu speziell. Immerhin bietet es aber mit dem Propheten noch eine ganz interessante Charakterklasse – aber auch die gehört hier nicht her.
„Magic in Ravenloft“ ist dann das zweite zweischneidige Schwert in diesem Band. Einerseits kann man halt schon fragen, ob man in Ravenloft nun echt Regeln für einen Club of Bashing haben muss, oder auch für ein Sacred Greatsword. Ich persönliche finde den gewählten Umfang etwas zu groß, um dem Thema noch angemessen zu sein, andere Spielleiter werden da aber wohl widersprechen.
Positiv dagegen sind die endlos langen Abhandlungen zu Cursed Items – das ist dann auch wieder echt Ravenloft für mich. Insgesamt also ein zufriedenstellendes Kapitel.
Der abschließende Index ist umfangreich, aber verdient auch keine weitere Erläuterung. Halt ein guter Index...
Abschließend kann ich nur sagen, dass der Ravenloft-DMG für mich eine sehr positive Überrasschung war. Anders als das Hausprodukt von WotC findet man hier viele sinnvolle informationen drin und wird als interagierende Person auf der Jagd nach der Atmosphäre am Spieltisch, nicht als Monsterspender mit Schatzauswurf behandelt.
Zwar ist nicht alles in diesem Buch vollkommene Referenzklasse, das besagte Wahrsage-Kapitel etwa. Aber die gebotenen Infos sind hilfreich und die Ravenloft-spezifischen Informationen Gold wert. Mit diesem Buch hat man als SL eine gebündelte Ladung Spielpraxis in der Hand, die einem weit nützlicher sein kann als der hundertste Kreaturenband – wobei ich diese ja durchaus auch gerne lese.
Aber der Ravenloft-DMG ist ein Buch, das Profis wie Neulingen auf der leitenden Seite des Spielleiterschirmes die „Arbeit“ am Spieltisch massiv erleichtern kann – und genau darum geht es doch bei so einem Buch, oder?
Trotz des hohen Preises absolut zu empfehlen!
Name: Dungeon Master‘s Guide {jcomments on}
Verlag: White Wolf/Sword&Sorcery/Arthaus
Sprache: Englisch
Autoren: diverse
Empf. VK.: 34,95 US-Dollar
Seiten: 240