D&D 3 - Fiend Folio
Das Fiend Folio ist ein Monsterband der Küstenmagier, der weder zu einem besonderen Setting zu zählen ist, noch als Monster Manual erschien. Wieso also der besondere Titel? Das Fiend Folio hat Outsider zum Thema, also Kreaturen aus anderen Existenzebenen, wie Teufel, Dämonen oder viel exotischere Viecher. Dabei liegt aber nur der Schwerpunkt auf diesen Monstern, denn es befinden auch sehr viele Kreaturen in dem Buch, die mit dem Thema nichts zu tun haben. Was z.B. das Dire Rhinoceros oder das Riesenfaultier hier zu suchen haben, erschließt sich mir nicht. Dadurch bekommt der Band thematisch eher einen Durchhänger und hätte meiner Meinung nach, auch als Monster Manual erscheinen können.
Das Fiend Folio verarbeitet viele Monster aus älteren Editionen, ähnlich wie das Tome of Horrors von Necromancer Games. Dabei kommt es bei den beiden Büchern natürlich auch zu Überschneidungen, bzw. durchaus unterschiedlichen Neuinterpretationen der Kreaturen.
Das Aussehen des Bandes ist, wie von den Wizards of the Coast gewohnt, sehr ansprechend. Das Cover zeigt neben einem Einband aus Dämonenhaut, Stacheln und Schleim, eine Höllenlandschaft samt Schlund. Im Inneren findet man das gewohnt zweispaltige Layout und eine farbige Illu pro Monster. Wieder sind die Monster im Fließtext präsentiert und nicht eines pro Seite. Einige der Monster wirken aber leider ziemlich lächerlich... da wäre z.B. der Bloodbloater, ein schwimmendes Spiegelei das Blut saugt, den tuntig geschminkten Paeliryon, den völlig albern aussehenden Xerfilstyx, einem Dämon mit Schneckenunterleib, den grinsenden Mud Slaad, oder die Cranium Rat, eine psionisch begabten Ratte mit offenliegenden, leutenden Gehirn. Nervig sind auch die vielen Platzhalter-Illustrationen. Diese sind schwarz-weiß und bieten nicht nur einen Stilbruch zum Rest des Buches, sondern kommen in unterschiedlichen Größen mehrmals im Buch vor.
Einige der Monster, vor allem kulturschaffende Völker, sind gut beschrieben und bieten alleine durch ihre Beschreibung großartige Ansätze für Abenteuer oder ganze Kampagnen. Da wären beispielsweise die Ethergaunts, eine sehr mächtige Rasse aus einer anderen Existenzebene, die Masken tragen, weil andere Kreaturen ihre Gesichter nicht ertragen können. Sehr gutes Material für hochstufige Kampagnen, denn diese Kreaturen sind sehr eroberungsfreudig. Oder die Fensir, eine Rasse von Schneegiganten, von denen sich einige in fresssüchtige Monster verwandeln, die dann vom Rest der Sippe versorgt werden müssen. Außerdem fand ich die Maug noch erwähnenswert, eine Rasse von Konstrukten, welche einen eigenen Willen entwickelt haben und die durch die zauberkundigen Ältesten vergrößert wird. Dabei findet sich aber auch einige Füllmaterial-Kreaturen, wie eine stärkere Version der Echsenmenschen oder ein großes, böses Wildschwein. Bei einigen der Kreaturen ist ein kleiner Kasten anbei, der Tipps für ihre Verwendung in einem speziellen Setting gibt, z.B. Oriental Adventures oder auf weitere Verwendungsmöglichkeiten mit anderen Büchern gibt, etwa dem Manual of the Planes. Eine ganz sinnvolle Möglichkeit, die Bücher allgemein und eigenständig zu halten, aber dennoch auf weitere Werke zu verweisen.
Natürlich enthält auch dieses Buch wieder mehrere Templates um Kreaturen anzupassen. Allerdings befinden sich diese nicht geordnet am Ende des Buches, sondern mittendrin, immer im Anhang der Kreatur, die als Beispiel für das Template dient. So findet sich dei Schablone zum Halb-Ilithiden direkt nach dem Half-Illithid Lizardfolk. Eine sehr ungeschickte Lösung, denn so muss man durch das ganze Buch blättern, wenn man eines der Templates sucht. Dabei sind die Templates eher durchschnittlich, wobei mir aber die Swordwraiths, eine Schablone für untote Söldner gut gefallen haben. Der Index ist leider nicht sonderlich gut gelungen. Vorne im Buch ist eine Auflistung der Kreaturen nach Namen und Seitennummer, darunter eine Auflistung der Kreaturen nach Typ, allerdings ohne Seitennummer. Am Ende dann noch mal eine Liste der Kreaturen, sortiert nach ihrem Challenge Rating, wieder ohne Seitenangabe. Das Challenge Rating ist übrigens durchschnittlich hoch, das Fiend Folio richtet sich recht deutlich an erfahrenere Heldengruppen.
Im Anhang finden sich drei Prestigeklassen für Teufel, damit diese Kulte gründen, Sterbliche verderben oder ihren Körper beherrschen können. Neue Spielkonzepte sind die Symbionten und Grafts. Grafts sind eine Art von Bioware, biologische Verbesserungen, welche mächtige Monster in ihre Untergebenen einbauen können, damit diese effektiver sind. Somit können nun Untote, Teufel und Dämonen, Illithiden sowie Beholder ihren Mooks Klauenarme, Fledermausflügel, verbesserte Körperpanzer und dergleichen verschaffen. Ganz nett. Die Symbionten sind kleine Lebewesen, welche sich mit den Körpern von anderen Kreaturen verbinden um zu überleben. Damit der Wirt diese Viecher nicht direkt rausschmeißt, verleihen sie ihm besondere Fähigkeiten, bzw. schützen ihren Wirt und damit sich selber damit. Sicher eine interessante Option für gewiefte SLs. {jcomments on}
Die Regeln des Buches sind übrigens nicht mehr komplett 3.0, aber auch noch nicht 3.5. Das Format der Monsterstatistiken ist bereits an das Monster Manual 3.5 angepasst, doch einige der Regeln sind noch 3.0. Es handelt sich also eher um ein 3.1, eine Art Zwischenschritt zwischen beiden Editionen.
Ingesamt ist das Fiend Folio ein ganz brauchbares Monsterhandbuch, das aber etwas darunter leidet, kein striktes Thema zu haben. Es ist einen Blick wert, gerade wenn die Spielgruppe in mittleren bis höhere Level vordringt und anderen Existenzebenen einen Besuch abstattet.
Name: Fiend Folio
Verlag: Wizards of the Coast
Sprache: amerikanisch
Autor: Eric Cagle, Jesse Decker, James Jacobs, Erik Mona, Matt Sernett, Chris Thomasson,James Wyatt
Empf. VK.: 29,95 US-Dollar
Seiten: 224 farbig, Hardcover
ISBN: 0786927801