Fading Suns d20 - Worlds of the Realm
A deluxe one-volume collection of the Imperial Survey series – including the new Imperial Fiefs survey.
- vom Backcover von Worlds of the Realm
Die "Imperial Survey"-Bände sind sozusagen Regionalbände gewesen, jeweils etwa 34 Seiten stark. Jeder von ihnen beschrieb ein 'fief', was ursprünglich im Englischen feudale Staaten umschreibt. Im Falle von Fading Suns nun sieht es dagegen so aus, das jeweils Planetenbünde gemeint sind.
Wenn ich nun sage, das "Worlds of the Realm" diese alten Bände generell sammelt, so ist das durchaus wörtlich zu verstehen. Das alte Layout, die alte Seitenzählung – alles wurde beibehalten. Das ist dann vielleicht bibliografisch interessant, macht aber auf der anderen Seiten einen etwas lieblosen Eindruck.
Doch der beginnt schon auf dem Cover: drei comichafte Gestalten stehen im großen Nichts des Weltalls, während im Hintergrund mehrere eindeutig computergenerierte Planeten mitsamt Verbindungslinien schweben. Das sieht nicht sonderlich schön aus und zeigt recht deutlich, warum man Game-Designer nicht auch die Cover machen lassen sollte.
Ansonsten gleicht die Innengestaltung der Bände dem, was auch schon zu den anderen Fading Suns-d20-Bänden gesagt wurde: triste Ränder, teils schöne, teils weniger schöne Illustrationen. Allerdings muss man sagen, dass zumindest der Stilmix hier noch nicht so ausgeprägt ist.
Als Nebeneffekt der 1:1-Übernahme sind auch die alten Vitaly-Point-Regeln noch komplett enthalten, die d20-Regeln dagegen stets nur im Anhang der einzelnen Kapitel zu finden. Ich vermute aber, dass das weniger eine Design-Entscheidung pro VP, sondern vielmehr einfach eine Auswirkung der lieblosen Kopierarbeit darstellt. Aber nun gut, Spieler nach klassischen Regeln werden sicherlich nicht meckern.
Ansonsten sollte man wohl, bevor wir dann endlich konkreter werden, noch betonen, wir unübersichtlich der Band ist. Dadurch, dass alle paar Seiten eine neue Seitenzählung begonnen wird (man hätte ja durchaus beides machen können, eine Gesamt- und eine Kapitel-Seitenzahl) und dadurch, das ein Index komplett fehlt, ist man in dem Band als Anfänger wohl einigermaßen verloren.
Klar, das wäre man mit den Einzelbänden dann auch, aber warum hier die Chance auf Verbesserung so sehr verschenkt wurde, ist mir schleierhaft.
Inhaltlich dagegen ist der Band exzellent zu nennen. Es werden, nacheinander, die Hawkwood, al-Malik, Hazat, Li Halan, Decados und Imperial Fiefs beschrieben. Letztere sind eigens für den Band verfasst worden und ergänzen damit die eingangs erwähnten fünf Bände.
Jeder Planet wird sehr umfangreich auf mehreren Seiten mit Karte, Geschichte, den wichtigsten Städten und allerlei zusätzlicher Informationen beschrieben und erfreut so jeden Leser, vornehmlich natürlich Spielleiter.
Explizit formulierte Abenteuerideen sucht man hier zwar vergeblich, aber wem bei der Lektüre von 'Rampart' (Li Halan Fief) keine Ideen bekommt, dem ist wohl nicht mehr zu helfen.
Der Band ist insbesondere auch sehr zu loben, als das der Schwerpunkt ganz klar auf Hintergrundinformationen liegt. So sind auch die d20-Anhängsel selten mehr als ein, zwei Seiten lang. Über weite Strecken wird einem nur Hintergrund dargeboten – in einer ganz besonderen Form.
Denn jeder der alten Quellenbände entstammt jeweils der fiktiven Feder eines Bewohners der Region.
Das geht, dank guter Schreibe, nirgends auf Kosten der spielrelevanten Informationen, impft die Kapitel aber noch mit einer großen Dosis Atmosphäre. Die ist aufgrund des spartanischen Designs umso wertvoller, da sie damit die Lücke füllt, die die Optik hinterlässt: man wird etwas in die Welt von Fading Suns hineingezogen.
Ob man "Worlds of the Realm" braucht ist eine leicht zu beantwortende Frage: jeder Fading Suns-Spielleiter, der die alten "Survey"-Bände noch nicht hat, kommt an dem Kauf nicht vorbei. Wer die alten Bände hat, der sollte dagegen gut darüber nachdenken, ob er den Band braucht, denn nur für die paar d20-Seiten und die Imperial Fiefs ist der Preis für ein tristes, schwarzweißes Softcover wohl doch sehr hoch.
Spieler dagegen brauchen den Band vermutlich nicht – es sei denn, sie wollen unbedingt alles über die Heimat ihres Charakters wissen. Da reicht es dann aber wohl auch, sich den Band beim SL zu leihen.
Inhaltlich ist "Worlds of the Realm" ein durch und durch hervorragender Band – das 'sehr gut' kostet ihn aber die Lieblosigkeit in Optik und Konzept.
Name: Worlds of the Realm
Verlag: Holistic {jcomments on}
Sprache: Englisch
Autoren: Andrew Greenberg, Andy Harmon, Christopher Howard, Ken Lightner, Rustin Quaide und Gabriel Zarate
Empf. VK.: 27,95 US-Dollar
Seiten: ca. 200 (siehe Text)