Eberron - Races of Eberron

Heroes Ready for Anything, Anywhere
- vom Backcover von Races of Eberron

Races of Eberron ist, wie der Name bereits nahelegt, ein Buch zum D&D 3.5 Kampagnensetting Eberron. Oder auch nicht, denn die Küstenmagier haben sich entschieden, das Buch nicht im für Eberron gewohntem Design zu veröffentlichten, sondern im Layout ihrer "Races of..."-Reihe. Das ist wenig überzeugend und für Fans des Settings, sowie Sammler nicht gerade erfreulich. Auch das Cover gibt nur wenig von dem eigentlich guten Bild wieder, welches sich glücklicherweise im inneren in seiner ganzen zweiseitigen Herrlichkeit findet und eine Kneipenschlägerei zwischen den wichtigsten auf Eberron lebenden Rassen zeigt. Seltsamerweise zieht ein Drow auf dem Cover die meiste Aufmerksamkeit auf sich und keine der auf Eberron einzigartigen Rassen. Stilistisch ist diese Entscheidung also eher schwach.
Das Layout ist im gewohnt übersichtlichen, aber nicht sonderlich aufregendem Stil der offiziellen D&D-Bücher gehalten. Die Qualität der Zeichnungen im inneren des Bandes variiert aber sehr stark. Neben einigen langweiligen bis anatomisch und perspektivisch fragwürdigen Bilder, finden sich hier auch ausdrucks- und actionreiche Illustrationen, welche das Gesamtbild dann doch auf überdurchschnittlich anheben.

Aber mal zum Inhalt. Die ersten vier Kapitel beschäftigen sich mit den vier neuen Rassen Eberrons, den Warforged, Shifters, Changelings und Kalashtar. Bei jedem der Kapitel ist die Aufteilung gleich: es wird mit den regeltechnischen Eigenheiten der Rasse begonnen, dann ein typischer Tag im Leben eines Vertreters dieser Rasse geschildert, wie die Rasse denkt, was sie bewegt und wie sie leben. Zum Abschluss gibt es dann auch noch einige Tipps wie man eine Siedlung mit Mitglieder der Rasse füllt und wie welche Klasse bei der Rasse am effektivsten ist, bzw. was man tun muss um sie effektiv zu machen. Die einzelnen Kapitel liefern eine Menge an brauchbaren Informationen um seinem Charakter mehr Tiefe zu verleihen. Jede der Rassen hat einen einzigartigen Hintergrund, der mehr oder minder kreativ ausgearbeitet wurde. So sind die Warforged beim Aufbau einer eigenen Kultur und generell auf der Suche nach ihrer Bestimmung auf Eberron. Die Kalashtar führen als Psioniker und Mönche einen Guerillakampf gegen die Diener der Dunkelheit und versuchen allgemein mitsamt ihrer Kultur zu überleben. Weniger kreativ sind da die Shifter und Changerlings. Shifters sind Menschen mit tierischem Einfluss die wild in den Wäldern leben und gute Jäger abgeben, die Changerlings leben verborgen in Kommunen anderer Rassen. Bei jeder der Rasse gibt es durchaus auch unterschiedliche Philosophien und Sichtweisen, so dass zumindest eine minimale Diversität gegeben ist und es sich nicht auf simple Eine Rasse – Eine Kultur-Schemata bewegt. Allerdings stehen jeder der Rassen nur zwischen 13 – 15 Seiten zur Verfügung. Auf weiteren 30 Seiten werden dann die anderen, bereits bekannten und nicht einzigartigen Rassen vorgestellt. Das reicht von den unterschiedlichen elfischen Rassen wie den weißnekromantischen Elfen von Aerenal, über die Drow (wow, sie beten Skorpione statt Spinnen an, das ist sooo kreativ...) bis hin zu den berittenen Wüstenkriegern der Valenar-Elfen. Außer Elfen gibt es noch die verschiedenen Stämme der Halblinge, die schamanistischen Orks oder die Inspired, welche die bösen Erzfeinde der Kalasthar darstellen. Man hätte hier viel Platz sparen können, indem man die überflüssigen NSCs zu jeder Rasse weggelassen hätte. Immerhin gibt es Abenteueransätze, die für jede Rasse zugeschnitten sind und interessante Plots liefern.

Ab Kapitel sechs geht es dann wieder in die Regeln des Systems. Es werden zunächst Racial Feats vorgestellt, die nur Vertreter der entsprechenden Rasse nehmen können um den Charakter individueller zu gestalten. Kalasthar bekommen Talente die ihre psionische Begabung verstärken, Shifter verstärken ihre tierischen Aspekte, etc. pp. Aber auch die "gewöhnlichen Rassen" erhalten eigene Fähigkeiten, etwa einen Ahnengeist als Berater für die Aerenal-Elfen oder eine Spezialisierung auf die Dinosaurier-Jagd der Ebenen-Halblinge.
Ein noch nicht sonderlich verbreitetes Konzept sind die "Racial substitution Levels". Dabei werden drei Level einer Grundklasse wie Krieger, Magier oder Paladin durch besondere Level ersetzt. So erhält ein Warforged-Paladin etwa die Fähigkeit Konstrukte zu vernichten, anstatt Böses, oder ein Changeling Wizard kann seinen Vertrauten ebenfalls verwandeln. Der Gedanke dahinter ist, dass eine Rasse ein Konzept besonders verinnerlicht hat und dieses durch die "Racial substitution Levels" besser ausfüllt. Ob man dieses Konzept auch in seine Kampagne einbauen will, muss aber jeder für sich entscheiden. Die darauf folgenden Prestigeklassen sind dagegen ein bekanntes Konzept. Auf mehreren Seiten werden die Geschichte, die Regeln, die Weltanschauung und die Organisation beschrieben, welche die Prestigeklasse ausmachen. Für die Kalasthar wären das der Atavist, ein psionischer Krieger, der den Krieg offen zu den Inspired trägt sowie der Quori Nightmare, ein psionischer Zauberer der durch Träume tötet. Die Changelings bekommen mit dem Cabinet Trickster eine Klasse welche das Doppelgängererbe der Rasse betont und verstärkt, sowie den Recaster, einen Zauberer der sich auf freieres Zaubern spezialisiert. Die Shifter erhalten mit dem Moonspeaker, einen besonderen Druiden, welcher die Macht der Monde Eberrons nutzt, sowie mit dem Reachrunner, einen besonders gewandten und nicht sonderlich interessanten Jäger. Bleiben die Warforged, die zum einen mit den Spellcarved Soldiers Krieger bekommen, welche den eigenen Körper mit magischen Runen verbessern und zum anderen die Reforged. Und zu denen muss man etwas mehr schreiben... Reforged sind Warforged, welche den lebenden Aspekt ihres Daseins betonen wollen und keine Konstrukte mehr sein möchten. Sie sind damit einerseits das genaue Gegenteil der Juggernaut-Prestigeklasse aus dem Kampagnensettingbuch, doch andererseits muss ich bei dem Konzept immer an Pinoccio denken (ich will ein RICHTIGER Junge werden). Für mich verlieren die Warforged durch diese Prestigeklasse eigentlich alles was sie interessant macht, andererseits zeigt die Klasse aber gut die Selbstfindungsbemühungen der Warforged. Die restlichen Prestigeklassen sind jedenfalls auch sehr auf die Kampagnenwelt zugeschnitten und vermitteln die Stimmung und Atmosphäre des Settings. Das Kapitel über neue Ausrüstung ist sehr langweilig. Es gibt einige neue magische Gegenstände mit Dragonshards, sowie viel Ausrüstung für die Drow. Das einzig interessante sind die Warforged Components, die sich Vertreter dieser Rasse einbauen können um besondere Effekte zu erzielen. Abgeschlossen wird das Buch von neuen Zaubern und zwei neuen psionischen Kräften. Leider wirken diese weder sehr eberronspezifisch, noch auf die die Rassen der Kampagnenwelt zugeschnitten. Wie auch im Ausrüstungskapitel kommt hier her das Gefühl auf, dass man einfach noch herumliegendes Material unterbringen wollte.

Ganz hinten im Buch versteckt sich dann noch ein kleiner Bonus. Ein kleines Heftchen wurde beigefügt, welches das erste Kapitel von Keith Bakers Roman "The City of Towers" enthält. Eigentlich ein netter Bonus, wäre das Heftchen nicht in die Bindung des Buches eingeklebt. Wer an das Heftchen kommen will ohne es zu beschädigen, muss zwangsweise die Bindung des Hardcovers anschneiden. Sehr schlecht gelöst.

Kommen wir zum Fazit. Races of Eberron hält nur bedingt was der Titel verspricht. Ja, es werden die vier neuen Rassen beschrieben und ebenso die anderen, bereits aus dem Player's Handbook und dem Kampagnensetting bekannten Rassen. Doch leider wurde zu viel Wert auf Regeln und Werte gelegt. Dagegen ist zwar grundsätzlich nichts einzuwenden, doch wäre mir eine Spalte mit Rollenspielhinweisen zu den weißnekrotmantischen Elfen lieber gewesen als eine halbe Spalte mit einem Beispiel-NSC mit riesigem Werteblock. Da es diese Beispielscharaktere für alle Rassen gibt, wird ziemlich viel Platz verschwendet, der an anderer Stell sinnvoller hätte genutzt werden können. Insgesamt bleibt aber ein Buch mit vielen guten Ideen und Anregungen, die das Spielen auf Eberron bereichern können. Ein Muss wird es dadurch nicht, aber immerhin eine Empfehlung.


Name: Races of Eberron 
Verlag: Wizards of the Coast {jcomments on}
Sprache: englisch
Autoren: Jesse Decker, Matthew Sernett, Gwendolyn F.M. Kestrel & Keith Baker 
Empf. VK.: 29,95 US-Dollar 
Seiten: 192 farbig, Hardcover 
ISBN: 0786936564