D&D 3.5 - Basic Game

ENTER A WORLD OF ADVENTURE AND IMAGINATION!
- vom Backcover von Dungeons & Dragons - Basic Game

Die Edition 3.5 des Rollenspiels hat uns neben einigen kleinen, aber feinen Änderungen eigentlich alles nochmal gebracht, was ich für DnD sowieso nicht gebraucht habe. Nunja, das Starter-Set für die dritte Edition fand ich eigentlich okay, vor allem da es ziemlich preiswert war und viel guten Kram enthielt.
Das „Basic Game“ (BG) der Edition 3.5 kommt aber nun schon ganz anders daher. Es kostet mehr als das doppelte, ist dafür aber auch mindestens doppelt so dick. Das liegt vor allem daran, das nun die Bodenpläne auf Pappe beiliegen, statt nur als Karte. Aber noch eine große Änderung gab es. Anstatt platter Pappplätchen liegen nun 16 vorsortierte Figuren der DnD-Miniaturen-Reihe bei: vier Helden (Regdar, Lidda, Eberk und Aramil) und zwölf Monster (2 Warrior Skeleton, Troglodyte, Black Dragon, 2 Orc Warrior, Wolf Skeleton, 2 Kobold Warrior, 2 Kobold Skirmisher, Dire Rat).
Während man die ersten drei Helden noch aus dem alten Spiel und den Büchern der Edition 3.0 kennt, ist Aramil neu hinzugekommen. Wo früher einmal Mialle als elfische Magierin unterwegs war, darf nun Aramil zwar ebenfalls als Elf, aber nun als Hexenmeister / Sorcerer seine Sprüche loslassen. Aramil sieht aber leider so doof aus, das den wohl keiner spielen will.

Die Qualität der Figuren ist dabei durchaus gut. Die Bemalung ist zwar mehr rudimentär, aber hey, diese Figuren werden am Fließband produziert und sind ein gutes Stück kleiner als jedes Ü-Ei-Männlein. Außerdem sind die Figuren sehr robust und man kann sie ohne weiteres in der Box herumliegen lassen, ohne eine Beschädigung befürchten zu müssen. Ach ja, jede Figur hat noch eine kleine Karte, die sämtliche relevanten Werte auflistet und deshalb sehr praktisch ist. Auf der einen Seite sind die rollenspielrelevanten Daten und eine Konzeptzeichnung zu sehen, auf der anderen Seite sind Regeln für das DnD Miniaturenspiel. So kann man die Figuren für TableTop wie auch Rollenspiel direkt einsetzen. Cool soweit.

So, aber die Box hat natürlich noch mehr als nur Figuren, Würfel und Bodenpläne.
Wie bereits in der alten Starterbox der dritten Edition gibt einen Pack mit Heften, die mit einem „Read me first“-Blatt eingepackt sind. Dieses Blatt verrät mir die Funktion des Game Masters (GM) und seine Aufgaben, etc. Dazu gibt es dann noch vier Blätter mit den Werten der Helden.
Während die Spieler ihre Heldenbögen studieren und in den „Quick Start Rules“ schmökern, beginnt der GM im „First Adventure Book“ zu blättern. Hier kann man während des Spielens die grundlegenden Regeln kennen lernen. Der GM liest vor und die Spieler müssen dann an bestimmten Stellen würfeln. Das Prinzip ist bekannt und sicherlich auch erfolgreich anzuwenden. Sind die Charaktere damit fertig kleine Wesen zu verprügeln, nimmt der GM das große, graue „Adventure Rule Book“ und bereitet den Rest vor. Die beiden kleinen Hefte sind wirklich nicht mehr als sehr dünne Broschüren, aber für den Einstieg ist das ja auch sinnvoll. Wie nicht anders zu erwarten sind die DnD-Regeln abgespeckt und vereinfacht dargelegt.

Das „Adventure Rule Book“ breitet die Regeln dann etwas weiter aus und stellt neue Waffen, Zaubersprüche und Tränke vor. Von Seite 37 bis 52 erstreckt sich dann aber der wirkliche Kern des Heftes, nämlich der Dungeon. Und der ist von beeindruckender Stumpfsinnigkeit. Von einem Labor aus trifft man auf Kobolde, Orks die nichts bewachen, Ruinen, Grabmale, gefährliche Pilze, Untote und sogar einen Drachen! Hier stimmt eigentlich gar nichts, Räume sind praktisch wahllos aneinander geheftet und ebenso die Monster darin. Des weiteren bietet die Box nur diesen einen Dungeon. Mehr nicht. Klar, ich kann mir als GM zufällig neue zusammenwürfeln, aber hallo? Nur ein poppeliger Dungeon? Die alte Starterbox hatte wenigstens mehrere, die zumindest mit ansteigender Schwierigkeit glänzten. Der Rest der Seiten wird dann dafür genutzt, ein Monster pro Seite zu beschreiben. Das heißt vor allem, das die Seiten sehr, sehr leer sind. Platz hätte man also gehabt.

Okay, schauen wir uns alles nochmal an. Wir haben eine vergleichsweise teure Box für den Einstieg, die mir nichts bietet außer Monster zu moschen und Schätze zu sammeln. Das ganze Rollenspiel zu nennen ist Unsinn. Diese Box ist nicht mehr als ein Brettspiel. Ein unterhaltsames Brettspiel, das möchte ich ohne weiteres zugeben, aber mehr halt nicht. Es gibt praktisch keine Interaktion mit NSCs oder Tiefe in den Charakteren, also wieso sollte das hier Rollenspiel sein? Diesen mangelnden Aspekt hatte ich dereinst schon bei der Starterbox der dritten Edition bemängelt, aber hier ist es noch schlimmer geworden. Bei AD&D gab es in der Starterbox zwar noch keine Miniaturen, dafür aber einen Spielleiterschirm, eine ganze Stadt für die Zeit zwischen den Dungeons und mehrere Abenteuer.

Die Figuren mögen hübsch sein, aber Einsteiger bekommen dadurch suggeriert, das man beim Rollenspiel immer diese Dinger benutzt. Und das ist ja nun mal nicht so. Das die neuen Spieler nun also nicht nur die Bücher von Wizards of the Coast kaufen, sondern auch die Figuren ist ein sehr geschickter Schachzug der Küstenmagier. Die Figuren gibt es nämlich nicht einzeln, sondern nur zufällig sortiert in Boostern, wie bei MageKnight. Wenn man als GM einen Dungeon mit sechs Skeletten plant, dann kann man schon mal einen weiteren Job annehmen, denn bis man die zusammen hat... Okay, ich habe auch ein paar Booster gekauft, aber ich bin auch a) doof und b) mag ich Miniaturen. Das man die Helden aber noch einmal in den „Giants of Legend“-Boostern als zufällige Figuren finden kann ist einfach nur scheiße. Jetzt habe ich dreimal den Zwergenkleriker Eberk und zweimal den Elfen-Hexenmeister Aramil. Einsetzen kann ich sie aber nur je einmal.

Wer auf ein harmloses Brettspiel steht, der kann mit dem Basic Game durchaus einen unterhaltsamen Abend verleben. Wer aber denkt damit Rollenspiel zu erleben, der irrt. Zudem ist der Preis einfach für einen Spielabend zu hoch. Schade eigentlich, aber immerhin habe ich nun einige Miniaturen mehr.

P.S.: Wer diese Box komplett ausgepackt hat, schwimmt in etwa soviel Müll wie ein Single-Haushalt in einer Woche produziert. Jede Figur hat ein gemütliches Plastikpäckchen, die Box ist dick eingepackt, die Bücher auch, die Würfel ebenso, etc.


Name: Dungeons & Dragons - Basic Game 
Verlag: Wizards of the Coast 
Sprache: englisch
Autoren: Jonathan Tweet und John D. Rateliff 
ISBN: 0786934093{jcomments on}
Empf. VK.: 24,95 US-Dollar