Crime Scene - Forensics

ALL THAT REMAINS
This is a book about clues: clues in the dirt, clues on the floor, clues on a body. No one can enter a scene without leaving a trace. Learn about processing this scene into meticulous details and find out how the experts do it. You play the professionals, those brought in when it's serious. You might be working with anything from analyzing blood pattern to examining skeletal remains.

- vom Backcover von Crime Scene: Forensics

"Crime Scene" ist die neue Reihe von Hogshead Publishing – Polizeiarbeit als Rollenspiel auf Basis der d20-Regeln von Wizards of the Coast. Dies ist nach "Police Investigations" und "Supernatural" der dritte Band der Reihe, deren Eröffnung ziemlich gut und deren zweiter Band gerade noch Durchschnitt war und man darf gespannt sein, wie sich der dritte Band nun schlagen soll.

Dünner, zunächst einmal. Waren die beiden bisherigen Bände beide 80 Seiten stark, so misst dieser hier nur 64 Seiten. Das Cover ist wieder eine Art Stillleben und zeigt einen blutigen Abdruck auf einer von einer Schreibtischlampe angestrahlten Arbeitsfläche, mit einem Aschenbecher nebst qualmender Zigarette und einigen Unterlagen im dämmrigen Rand des Lichtkegels. Recht stimmungsvoll geraten, wurde das Motiv von Chris Pepper umgesetzt.
Die Innenillustrationen sehen aus wie immer, was teilweise daran liegt, das man sie bisher auch in jedem Band immer gesehen hat, aber die meisten Bilder sind auch wirklich neu.

Das Buch gliedert sich in eine Einleitung und dreizehn Kapitel, welche wir nun mal näher betrachten wollen. Die Einleitung ist dabei leicht zu umranken, denn angefangen bei "Wie man dieses Buch benutzt" bis zum obligatorischen Hinweis, dass dies nur eine grobe Zusammenfassung viel komplexerer Themen und daher nicht als wissenschaftliches Werk zu sehen ist, vergoldet durch eine Liste der Produkte, die noch folgen sollen.

Kapitel 1 dagegen legt direkt schon richtig los, mit einem historischen Überblick über die Geschichte der Forensik. Mehr oder weniger eine zweiseitige Zeitleiste, aber sehr informativ und alleine deshalb schon überraschend, da sie 700 v. Chr. beginnt.

Kapitel 2 greift dann auch direkt die große Frage auf, die ich abseits privatem Interesse beim Erwerb des Bandes hatte: 'wie spielt man einen Forensiker', vor allem, wie macht man es spannend? Das Kapitel ist keine Ultimativ-Lösung, wer keine Freude an Ermittlungsarbeit oder so hat, dem ist naturgemäß auch hiermit nicht geholfen, aber wer etwa an CSI oder auch Quincy Spaß hat, der erkennt dir Richtung wohl schon.

Kapitel 3 beleuchtet die Organisationen, mit denen entsprechende Leute der Spurensicherung in Amerika wohl früher oder später Kontakt haben werden. Das National Crime Information Center des FBI, das ATF und manche andere Abteilung wird kurz beleuchtet, ohne große Details dargelegt und in ihrem Nutzen erklärt. Dazu noch einige Infos, wann welche Art von Autopsien durchgeführt werden. Schön.

Kapitel 4 dreht sich um die Charaktererschaffung und ist im groben das, was man aus den Vorgängerbänden schon kennt. Fünf neue Charakterklassen gibt es diesmal, wie gewohnt mit leichten Abweichungen ganz klassischen gemäß d20/OGL generiert, hier mit sehr viel Hintergrund dargeboten und durch eine Übersicht über mögliche Dienststellen abgerundet.
Ebenso ein vertrautes Bild liefern die Kapitel fünf und sechs, "Skills" und "Feats", aber nun gut, das war nun auch zu erwarten.

Somit sind wir auch schon wieder auf Seite 37 von 64 und gemessen an meiner harten Kritik an "Supernatural" bezüglich der Neigung, Bekanntes wie die Skills und Feats eben erneut wiederzukauen sollte der Rest des Buches besser mal wirklich was zu bieten haben ... und er hat.

Kapitel 7 widmet sich vollkommen dem Tatort. Wann darf man ihn einfach so betreten, wann braucht man einen richterlichen Beschluss? Wie werden einzelne Hinweise gesichert, was wird grundsätzlich mitgeschrieben, wie wird der Ort selbst dokumentiert? Welche Gefahren können bestehen? Wie geht man mit Computern an einem Tatort um?
Unglaublich umfassend, unglaublich informativ, sehr übersichtlich – ein hervorragendes Kapitel.

Nahtlos schließt dann auch das achte Kapitel an: "Evidence". Hier wird ein grober Überblick gegeben, was man so an Besonderheiten finden kann: mikroskopische Hinweise, ballistische Erkenntnisse und ähnliches findet man hier.

Kapitel 9 widmet sich dagegen ganz alleine unserem Lebenssaft, dem Blut. Was sagen verschiedene Blutspritzer aus, was kann eine toxikologische Untersuchung zu Tage fördern und was kann eine DNA-Analyse wirklich? Hier steht es drin, erneut korrekt und dennoch auf die spielrelevanten Informationen beschränkt.

Die Todesursache ist dagegen das Thema des zehnten Kapitels. Autopsien, forensische Anthropologie, Biss- und Kratzspuren, Todeszertifikate – alles was man wissen muss, wiederum sehr übersichtlich, mit Zeittabellen und praktischen Listen.

Das elfte Kapitel schließt einmal mehr nahezu nahtlos an, behandelt es doch gefundene Körper. Wie wird die Fundstelle untersucht, was ist bei vergrabenen Körpern besonders zu beachten oder wie wirkt sich etwa Wasser auf die Leiche aus? Alles relevante Fragen, zu denen jeder Krimifan auch sein Halbwissen hat, doch hier nun gibt es eine klare Aufstellung.

Abgerundet wird das Buch durch zwei kurze Kapitel. Kapitel zwölf betrachtet drei exemplarische Todesumstände (Feuer, Bombe und 'Hit and Run'), Kapitel dreizehn dagegen recht uninspiriert einen Auszug der Ausrüstungsübersicht aus "Crime Scene: Police Investigations."

Abschließend kann man ich nur festhalten, dass mir "Forensics" eigentlich sehr gut gefallen hat. Das Thema ist interessant, die Darbietung zwar etwas trocken, aber nicht zu nüchtern und alle Themen wurden schon für einen Spielleiter zusammengefasst – hier gibt es keine unnötigen Fakten, aber eben auch keine wissenschaftliche Genauigkeit.
Übersichtlichkeit wurde dagegen hoch geschrieben und ich bin sicher, jeder Spielleiter, der demnächst noch einmal den Schauplatz eines Mordes durchplant, wird dieses Buch zu schätzen wissen, ob die Spieler nun CSI oder andere Ermittler sind.
Leider wird das Buch durch seinen unnötig wiederholten d20-Ballast etwas herunter gezogen und ist daher "nur" 'gut', aber wer darüber hinwegsehen kann, erhält einen sehr gut recherchierten Band rund um alles, was Verbrecher so hinterlassen können, von Haaren und Schuppen bis zu Waffen und Leichen.


Name: Crime Scene: Forensics 
Verlag: Hogshead Publishing 
Sprache: Englisch
Autoren: Mark Ricketts und Ian Hunt
Empf. VK.: 15,95 US-Dollar 
Seiten: 64{jcomments on}