Babylon 5 - The Coming of Shadows

The Babylon Project was our last, best hope for peace. A self-contained world five miles long, located in neutral territory. A place for commerce and diplomacy for a quarter of a million humans and aliens. A shining beacon in space, all alone in the night.
It was the dawn of the Third Age of Mankind, the year of the great war came upon us all. This is the story of the last of the Babylon stations.
The year is 2259. The name of the place is Babylon 5.

- vom Backcover von The Coming of Shadows

Ich denke, hier ist zu Beginn etwas Einordnung gefordert.
Babylon 5 ist, wie jeder unserer Leser vermutlich weiß, eine Science-Fiction Space-Opera aus den 90er Jahren, die im Fernsehen als Geheimtipp lief und seit mehr als einem Jahr nach und nach die DVD-Charts erobert. Die drei ersten Staffelboxen waren alle, jeweils, unter den Bestsellern bei Amazon und ernteten überall nur Lob – zu Recht, wenn man mir den Kommentar gestatte.
Mongoose Publishing, einer der größten Recken unter den d20-Publizisten hat sich vergangenes Jahr nun der Materie angenommen und ein Grundregelwerk zur Serie veröffentlicht, nicht das erste, aber das erste gute!
Scorpio, mein geneigter Co-Rezensent hat sich vor einer Weile dem Buch angenommen und es rezensiert, ich hingegen habe nun den ersten Quellenband zu dem grundsätzlich schon mal sehr gelobten Buch vor mir.

Das Grundregelwerk enthielt neben der gewohnten Kost, also den (stark modifizierten!) d20-Regeln, Charakterklassen und derlei mehr, auch eine ausgesprochen umfangreichen Episodenführer zur ersten Staffel der Serie, "Signs and Portents" betitelt, wie auch die Staffel heißt.
Scorpion schrieb dazu in seiner Rezi "Alleine für diese Zusammenfassung lohnt sich das Buch eigentlich." - was nun großes Interesse schürt. Wer etwas fitter im Umgang mit der Serie ist, der erkennt vermutlich auch am Titel, dass es sich bei "The Coming of Shadows" wohl um das Buch zur zweiten Staffel handeln wird; ein Buch, das nun beweisen kann, ob sich diese 'Staffelführer' alleine wirklich lohnen.

Rein optisch weiß "The Coming of Shadows" sehr zu gefallen. Das Design entspricht dem des Grundregelwerks, was bedeutet, dass sich ein reichhaltig mir Filmbildern verzierter Farbdruck mit schönem Layout auf hochglänzenden Seiten vor dem Leser ausbreitet. Das Cover zeigt drei Schatten-Schiffe, die gerade fröhlich schießend irgendetwas zerlegen, ein Cap-Shot aus der Serie, passend, wie allgemein die Bebilderung.
Das Layout gibt sich übersichtlich, der Satz und das damit verbundene Arrangement sind ebenfalls schön geraten und beispielsweise mit Zitaten aus den jeweiligen Folgen sehr schön aufgepeppt. Einzig das Lektorat hätte deutlich gründlicher sein müssen, vor allem Tippfehler sind eindeutig zu viele in dem Band. Und wenn dann Seriencharakter Lennier plötzlich Lenneir heißen soll und auf dem Backcover statt "was our last, best hope" schlicht "was out last, best hope" steht, dann ist das schon sehr unangenehm und schade zugleich.
Dass das Buch keinen völlig perfekten Eindruck von handwerklicher Seite her macht, liegt aber auch an dem fehlenden Index. Nahezu alle relevanten Informationen werden im Fließtext wiedergegeben, das Inhaltsverzeichnis weniger als zehn Unterpunkte und ein Stichwortverzeichnis existiert nicht – das nervt einen nach Fakten forschenden SL dann doch schnell sehr an.

Der Umfang ist nicht übermäßig, aber für ein d20-Produkt schon beachtlich. Inhaltlich gliedert sich das Buch in fünf inhaltliche Kapitel plus Editorial und OGL-Lizenznachweis. Nacheinander werden dort die Persönlichkeiten, die Geschichten, die Regeln und letztlich neues Equipment aus dem jahre 2259 vorgestellt.
Die Charaktere werden routiniert präsentiert und geben sich vollständig und (von den Werten her) nachvollziehbar. Enthalten sind Sheridan, Ivanova, Garibaldi, Franklin, David Corwin, Warren Keffer, Talia Winters, Lyta Alexander, Delenn, G'Kar, Kosh, Londo, Na'Toth, Lennier, Vir Cotto, Alfred Bester, Morden und Zack Allen, also so ziemlich jeder, an dem man auch Interesse haben kann.
Generell bleibt einmal mehr die Frage, ob Stats zu derartigen Signature Characters Sinn machen, aber da zusätzlich auch immer recht viel Hintergrund präsentiert wird, kann ich damit leben. Was hier aber schon auffällt ist, dass selten Querverweise zu anderen Büchern gezogen werden. Außer bei Kosh, in dessen Beschreibung auf das kommende Buch zu Vorlonen und Schatten verwiesen wird, enthält das Buch eigentlich alles, was man (neben den Grundregeln natürlich) zum sofortigen Spiel im Jahr 2259 braucht; sehr erfreulich.

Somit erreichen wir aber auch den Hauptteil des Bandes, der mit 111 Seiten fast drei Viertel des Bandes ausmacht: "The Galaxy of 2259". Jede einzelne Episode der zweiten Staffel (also von Point of Departure bis The Fall of Night) wird auf drei bis fünf Seiten in aller Ausführlichkeit behandelt. Der Spielleiter bekommt einen sehr (!) detaillierten Ablauf der Handlung geboten, der auch kleinste Details und Nebenhandlungen der Folge genau beleuchtet. Das ersetzt zwar nicht vollständig die Kenntnis der Serie respektive der Staffel, aber ist exzellent, damit man nicht vor jeder Sitzung wieder langwierig die DVDs sichten muss, sondern direkt alle relevanten Infos findet.
Schön sind dabei auch jeweils zusätzliche Beschreibungen am Ende der Folgenbeschreibung. Zumeist ohne Regeln und nur auf den Hintergrund beschränkt, werden jeweils für die Folge wichtige Aspekt (von den Technomages über die Underground Railroad bis zum Widerstand auf Narn) beleuchtet und kompakt dargeboten. Sehr schön, dass hier erneut nicht auf weitere Quellen verwiesen wird, sondern man auch wirklich für sein Geld alles nötige bekommt, wenn natürlich auch oft auf geringem Raum.
Ebenfalls werden pro Folge einige Abenteueraufhänger geliefert. In der Regel sind es drei Einträge, die einem umfassend ein grobes Handlungsgerüst für Abenteuer auf Basis der jeweiligen Folge, jedoch Abseits des Haupt-Handlungsstranges liefern. Teilweise gibt es zu dem noch Hinweise, die gerade für weniger Erfahrene Spielleiter sehr nützlich sein könnten, beispielsweise gibt es einige Ausführungen, wie man zu diesem Stand der Gesamtstory etwa mit dem Planeten Z'Ha'dum umgehen sollte. Einfach rundum sehr schön.
Ein kleiner Bonus sind dabei dann noch die mit "Eye on History" betitelten Textkästen von teils fast einer gesamten Seite, die historische Hintergründe des Universums der Serie beschreiben und somit endgültig den vollständigen Rundumblick durch die Staffel vollenden.
Referenzklasse, wage ich zu sagen.

Bleiben die beiden Kapitel der harten Fakten am Ende. "Rules Additions" zeigen sich in Form von Regeln für kritisch verwundere Charaktere, was ganz nützlich ist, sowie etwas Telepathen-Kleinkram. Interessant sind vermutlich noch die neuen Prestigeklassen, die den GROPOS Hoverpilot, den EarthForce Intelligence Agent, die Centaurum Royal Guard und – sehr cool – den Technomage. Bei den Templates findet sich nun noch der Empath sowie der centaurische Imperial Telepath. Alles nett, teils wirklich nützlich, teils eher was für die Kategorie "nett zu haben".
Im Equipment-Kapitel gibt es einige Kleinigkeiten im Bereich der normalen Ausrüstung (die teils ins Grundregelwerk gehört hätten – Stichwort 'Jammer'), einige eher obskure Ergänzungen (Cryogenic Freezer Unit) sowie allerlei neues aus der Raumfahrt. Insgesamt 12 neue (Raum-)Fahrzeuge (Copernicus, Amerigo und Exlorer Survey Ship seitens der Erde, Valkyrie, Condor Transport, Omega Heavy Destroyer und Lightning Shuttle seits Earth Alliance, den G'Quan Heavy Cruiser der Narn, Primus Battlecruiser, das Vorchan Warship und den Sentri Medium Fighter seitens der Centauri sowie den Shorab Heavy Transport der Markab Theokratie) sowie allerlei Technik werden noch präsentiert, von denen wohl jeder Spielleiter mehr oder weniger gerne Gebrauch machen wird. Aber gerade solche "spaßiges" Gerät wie die Mass Driver sind immer gut zu haben.

Damit ist man durch das Buch und man kann sagen, hier ist eigentlich jede Seite nützlich. Die Charakterbeschreibungen und die neue Technik am Ende sind gut zu nennen, aber die Folgenbeschreibung sind sogar absolute Oberklasse. Der Grund, warum das Buch dennoch unter'm Strich nur ein 'Gut' bekommt liegt im Preis. 24,95$ sind zwar nachvollziehbar (Farbig, exzellente Verarbeitung und Lizenzprodukt obendrein), aber diese Erkenntnis alleine verhindert auch nicht, dass auf meinem nächsten Kontoauszug schon wieder knapp 25 Euro fehlen.
Wer das Geld hat und wen das Thema interessiert, der kann mit "The Coming of Shadows" nicht viel falsch machen – der sollte zugreifen. Alle anderen warten am besten mal auf ein Sonderangebot auf einer Con oder greifen zu eBay – denn inhaltlich lohnt der Kauf sich, wie gesagt, sehr!


Name: The Coming of Shadows 
Verlag: Mongoose Publishing {jcomments on}
Sprache: Englisch
Autoren: August Hahn
Empf. VK.: 24,95 US-Dollar 
Seiten: 142