Scarred Lands - Vigil Watch - Warrens of the Ratmen

{jcomments on}The ratmen – or, as they call themselves, the slitheren – are some of the deadliest foes adventurers can face: foul humanoid rodents, intent on spreading evil throughout the lands of men, elves and dwarves. In the dank reaches of the Mourning Marshes, the many broods of ratmen have come together in a profane alliance, intent on mayhem and the downfall of all other races.
vom Backcover von Warrens of the Ratmen

Wenn es jemand zur Perfektion erkoren hat, zu jedem Unsinn Bücher zu publizieren, nur um diese dann, im Anschluss, durch neuere, viel detailliertere Bände zu ersetzen, dann sind es sicherlich die Jungs vom SSS. Gerade dachte man, mit der mittlerweile zweiten Auflage sowie dem zweiten Ergänzungsband der Creature Collection ausreichend eingedeckt zu sein, da fällt der Blick auf die Reihe "Vigil Watch." Diese Reihe nimmt sich einzelne Kreaturen aus den Scarred Lands vor und beschreibt sie eben in dem umfassenden Detailgrad eines eigenen Quellenbandes.
Und im Falle von dem vorliegenden Buch, richtig, geht es um die als "Slitheren" bekannten Rattenwesen.

Humanoide Rattenwesen sind cool. Das wissen wir alle sicherlich spätestens seit den Skaven von Warhammer, die seit jeher einen der interessanten Widersacher des dortigen Universums darstellen. Ratten haben einen unglaublichen Symbolgehalt; nicht nur sind es vollkommen unausrottbare Tiere, unglaublich überlebensfähig und clever noch dazu, sie werden häufig eben auch in sehr negativem Kontext gesehen. Sie sind Plagenbringer, haben unzählige Schiffe daran gehindert, jemals wieder einen Hafen zu sehen, sie zehren von den Nahrungsmitteln der Menschen und haben zudem noch Augen, die gerne im Dunkeln funkeln und einen haarlosen, tentakeligen Schwanz. Kurz um: Ratten sind perfekte Antagonisten.

Das hat man auch bei der Konzeption der Scarred Lands erkannt und eben die Slitheren ins Leben gerufen, die – aufgeteilt auf verschiedene Untergattungen – als Feinde in den Kreaturenbänden präsentiert wurden. Das Cover lädt direkt schon mal zum Lesen ein, verspricht viel Action. Verantwortlich ist Werwolf-Veteran Ron Spencer, der hier zwei wahrhaft Furcht erregende Slitheren geschaffen hat, die sich einen ziemlich blutigen Kampf mit einem Helden liefern. Eines der plastischsten, detailliertesten, dynamischsten und schlichtweg besten Cover, die mir seit langem untergekommen sind. Hut ab!
Die Innenillustrationen sind leider nicht ganz auf dem Niveau, bestehen großteilig aus stilistisch harten schwarz-weiß-Bildern, einzig einige Waffen und die Banner der einzelnen Broods (dazu kommen wir jetzt gleich) haben es zu Graustufen gebracht; sieht aber dennoch, obwohl etwa der alte Magus-Verschandelungsweltmeister Leif Jones beteiligt ist, recht gut aus. Insgesamt ein Buch, das sich sehen lassen kann.

Das Buch eröffnet, nach einem in- und einem out-time abgefassten Vorwort, mit einem Kapitel eben über die Broods. Die Broods, das sind eben jene Unterklassen von Slitheren, die in der CC glaube ich noch gar keine Oberbezeichnung hatten und deren Zahl mittlerweile auf 12 angewachsen ist. Grundsätzlich ist nun jeder Brut (der korrekte Plural, für die Lehrbegierigen da draußen, lautet übrigens 'mehrere Bruten') nun einer der Titanen zugeordnet, was den anfangs eher aus Coolness geborenen Slitheren sogar richtig Struktur zu geben scheint. So sind die "Diseased" eben Chern, die "Storm Chasers" dagegen Lethene, der Dame of Storms, zugeschrieben.
Die Bruten (*hüstel*) sind insgesamt alle recht nett geraten, wenn auch einige davon sehr, sehr von den Skaven abgeschaut zu seinen scheinen. Der Text ist, wie ein Großteil des Buches, intime verfasst, was sich sehr angenehm liest und dennoch viele Fakten liefert, Aber einerseits ist das nicht schlimm, andererseits auch nicht bei allen so und wer aus den Skelett-artigen White Wraiths oder den mysteriösen Unseeing keine Plots bauen kann, ist selber Schuld.
Jede Brut wird mit Glauben, Lebensstil und den Buchtitel gebenden Warrens beschrieben; ein rundum gutes Kapitel.

Das zweite Kapitel ist eine unverhoffte Regionalbeschreibung und heißt, bezeichnend, "The Mourning Marshes". Die Region wird detailliert beschrieben, wiederum begleitet von einigen sehr schönen Plotelementen, die zwar nur knapp präsentiert werden, aber immer im nötigen Detailgrad und offen gehalten, damit jede Gruppe da ihre eigenen Mysterien ausgraben darf.
Es werden die Kreaturen der Region kurz abgehandelt, jeweils mit Verweis auf die ersten beiden CCs und den Monster-Index des vorliegenden Bandes (dazu wiederum später noch mehr), mit etwas mehr Raum für die Skeins – die aber ebenfalls schon aus der CC2 bekannt sind.
Der Regionalteil ist exzellent, die Kreaturen in Ordnung; ein gutes Kapitel.

"Slitheren Activities" sind das Thema des dritten Kapitels. Hier weht dann ein Hauch von Metaplot durch die Luft und es wird klar, warum die Slitheren und die Sümpfe gerade so detailliert beschrieben wurde. Langsam scheinen sich die Rattenwesen in den Sümpfen zu sammeln, ihre Kräfte zu mehren und einen Schlag auf die restliche Welt vorzubereiten.
Hier wird der Intime-Stil besonders deutlich, viele verschiedene Stimmen bilden zusammen das eigentliche Kapitel, welches wiederum mit vielen Ideen und wenig engstirnigen Vorschriften gefüllt ist und so, letztlich, jeden Spielleiter mit vielen guten Ideen beliefern sollte, wenn er es etwas epischer mit den Ratten halten will...

"Adventures in the Mourning Marshes" bietet, äh, Abenteuer in den Mourning Marshes. Zwei an der Zahl, namentlich "Diseased Nest of Chernpot Mossheld" und "Coven of the Celestial Urn". Reißen beide keine Bäume aus, sind aber gut darin, die Gefahren der Sümpfe noch einmal in Anwendung zu zeigen und sind eben durchschnittliche Abenteuer, die einander leider etwas ähnlich und in der Story etwas schwach sind, um mehr Lob zu erhalten.

"Roleplaying Ratmen", Kapitel fünf, ist etwas unerwartet auf mich eingeprasselt. Aber das Buch warnt auch selbst vor, dass das Spielen von Slitheren sich als äußerst anspruchsvoll und schwierig erweisen kann, für den Spieler ebenso wie für seinen GM.
Die Umsetzung der – in meinen Augen auch etwas dubiosen Idee – hat aber durchaus einige positive Ansätze, angefangen bei der Tatsache, dass nicht alle Slitheren pauschal böse sind, über einige Prestige Classes und derlei Extras bis hin zu einigen Darstellungstipps, die man auch gut auf NSCs anwenden kann. Somit erfolgt die Rettung des Kapitels knapp, aber sie erfolgt...

"Slitheren Magic and Equipment" bietet dann an sechster Stelle auch wieder genau das, was drauf steht. Es ist kurz, dafür aber auch knackig. Angefangen bei den richtig heftigen Giften (Amber fugue kostet, bei einer DC, schon bei der Initial Damage 2W6 Con und 1W6 Dex, wobei bei einem Ergebnis von 4 oder mehr, ein Punkt permanent abgezogen wird) über nette Krankheiten wird so manch nettes Gimmick geboten. Bei den Waffen finden sich sehr feine Sache, teils etwas abstrus (der Firesand Caster ist eine Art Flammenwerfer), teils dreist 'entliehen' (das Whipsword geht wohl klar an den Pakt der Wölfe) ... aber eigentlich ist fast alles cool. Gibt den Slitheren definitiv etwas mehr Reiz im Kampf...
Dazu kommen dann noch einige sonstige Gegenstände, drei Zauber und ein magischer Gegenstand, so dass man wohl getrost von einer ausgewogenen Mischung sprechen kann.

Der "Monster Appendix" liefert dann noch die Werte, schön zusammen gefasst und mir erneuten Beschreibungen versehen, zu so ziemlich allem, was in dem Buch an Viehzeug neu vorgestellt wurde. Fünf neue Arten von Rattenmenschen (von denen die Frankenstein-haften Mauler bald sicherlich manchen Dungeon bevölkern werden sind dort etwa zu finden, aber auch etwa der Rat Golem, der sich ebenfalls gut in den schon bestehenden Monsterkatalog einreiht.

Damit sind wir dann durch und, gerade unter Einbezug des ausgesprochen günstigen Preises, kann ich nur sagen: kaufen!
Wenn ihr Slitheren als Element eurer Kampagne habt, sowieso; sollte das bisher nicht der Fall sein, so könnte "Warrens of the Ratmen" vielleicht gerade das Buch sein, was euch dazu motivieren wird, sie öfter einzusetzen.
Ich bin, einmal mehr, sehr angetan und überrascht, wie gute es den Jungs und Mädels vom SSS doch immer wieder gelingt, recht klassische Fantasy unter der d20-Flagge mit richtig guten Ideen in ebenso guten Büchern zu füllen.


Name: Warrens of the Ratmen
Verlag: Sword&Sorcery Studio / White Wolf
Sprache: Englisch
Autoren: Dave Brohman, Ben Lam und William Timmins
Empf. VK.: 13,95 US-$
Seiten: 108