Scarred Lands - Shelzar - City of Sins
{jcomments on}Venture to the most decadent city of Ghelspad, learn its secrets and partake of its pleasures, but never let your guard down, for death comes as quickly as delight in Shelzar's smokefilled chambers and shadowed alleys, and the hand that delivers a soft caress one moment can hold a poisended dagger the next. Desire and danger are one in the City of Sins.
vom Backcover von Shelzar - City of Sins
So, mit dieser Rezi begebe ich mich mal wieder in die Narbenlande, jenem sehr schönen Setting für d20. Da die deutsche Version ja seinerzeits wegen schlechter Verkaufszahlen eingestellt wurde, ich aber nicht auf Material verzichten wollte, griff ich einfach bei diversen Versteigerungen bei ebay zu und bin nun mehr Besitzer diverser englischsprachiger Publikationen dieser Reihe.
Zu Rezensionszwecken habe ich mich inzwischen dann auch mal daran gemacht, diese Regalreihe zu durchforsten und zu lesen. Das erste Opfer ist ein Quellenbuch über einen Stadtstaat, nämlich Shelzar, die Stadt der Sünden. Das Cover verspricht ja bereits etwas in diese Richtung und zeigt eine knapp bekleidete Frau, die sich auf einem Bett ausgebreitet hat und dem Betrachter einen geheimnisvollen Blick zuwirft. Das sie dabei noch einen blutgetränkten Dolch in der Hand hält, nimmt dem ganzen zwar etwas den voyeuristischen Anspruch, macht das Bild aber nicht schlechter. Auf sehr schöne Weise werden wir damit durch das Cover von William o'Connor in die Stadt und die Atmosphäre eingeführt. Leider hält das Buch diesen erstklassigen Eindruck schon einmal rein optisch nicht. Die Hintergrundbilder der Kapitelanfänge sind sehr pixelig, scheinbar hat jemand das falsche Dateiformat zum Drucker geschickt. Im ganzen ersten Kapitel wird einem nur ein eintöniges, graues Süppchen präsentiert, das Zeichnungen darstellen soll. Zwar durfte sich dieser Zeichner hie und da nochmal im Buch vergehen, das erste Kapitel bleibt aber das hässlichste von allen. Des weiteren gibt es noch die üblichen Verdächtigen unter den Zeichnern der Scarred Lands, wie gewohnt auf gutem bis sehr gutem Durchschnitt. Der angedeutete Mangastil mag nicht jedermanns Sache sein, mir gefällt er aber ausgesprochen gut.
Soviel zum dem Teil, den sich jedermann nach Durchblättern des Buches zusammenschreiben kann. Kommen wir zum Inhalt.
Nach einer Einleitung der Autoren, die darauf hinweisen wie toll es doch sei, dass das Rollenspiel erwachsen genug sei, nun auch erwachsene Themen zu behandeln, kommen wir zu einer grundsätzlichen Einleitung in die Stadt der Sünde. Welche Rassen verkehren hier, welche Kulte sind aktiv, was gibt es im Umland zu bestaunen, usw. Die Informationen prallen hier auf den Leser ungefiltert ein, wer nicht schon etwas aus den Scarred Lands gelesen hat, wird sich nur schwerlich zurechtfinden. Der Grundtenor über diese Stadt ist allerdings klar. Shelzar ist dekadent, ihre Bewohner gehen allen Arten von Trieben (öffentlich) nach und sind auch stolz drauf. Bereits nach den ersten paar Seiten habe ich mein Wörterbuch mal um dem Begriff „Fornication“ bemüht, da dieser so oft auftaucht. Tja, wieder was gelernt. Auch z.B., dass Halblingsprostituierte hier „Whorlings“ genannt werden.
Kapitel zwei beschäftigt sich dann mit der Geschichte Shelzars. Ganze 25 Seiten werden diesem Thema gewidmet. Zu viel, wie ich meine, denn etwas wirklich interessantes kommt nicht dabei herum. Gegründet von einer Gruppe von Scholaren, die weder Gott noch Titan anbeteten, sondern nur sich selbst verwirklichen wollten, wurden sie während der Titankriege immer wieder von einer Seite zur anderen gezogen, erobert, unterworfen, befreit, etc. pp. Wie ein roter Faden zieht sich aber das Erscheinen eines Avatars von Enkili, dem Gott des Chaos, der Spieler und des Rausches durch die ganze Geschichte. Über die Zeiten sind die Bewohner Shelzars dann dazu übergegangen Enkili anzubeten, da er ja auch am besten zu ihnen passt.
Den Bärenanteil des Buches, mit einem knappen Drittel, ist dann der eigentlichen Stadtbeschreibung gewidmet, oder besser gesagt, besonderer Orte innerhalb von Shelzar. Eine komplette Stadtkarte zeigt die Distrikte, in die sich die Stadt unterteilen lässt. Die interessanten Gebäude werden auf der nächsten Seite ebenfalls auf einer kompletten Stadtkarte mit Nummern versehen und entsprechend ihrer Position auf der Karte vermerkt. Da es 96 Lokalitäten gibt, ist diese Karte etwas unübersichtlich geraten. Dem Rezensenten ist es bisher auch noch nicht gelungen die „1“ auf der Karte ausfindig zu machen. Ein Ausschnitt der gesamten Karte, der den Stadtteil detailierter präsentiert, wäre der besser Ort für diese Nummern gewesen.
Shelzar bietet neben den üblichen Spelunken, Palästen und Bordellen auch sehr schönen Kram, wie etwa den zoologischen Garten, oder den obszönen Brunnen eines reichen Kaufmanns. So richtig neues ist aber nicht zu finden, aber einige sehr schöne Geschichten haben sich trotzdem eingeschlichen, etwa zu dem zerstreuten elfischen Gelehrten mit dem fantastischen Gedächtnis oder dem Poeten Kaziri, dessen Trinklieder, sehr zu dessem Scham, enorm beliebt sind.
Das vierte Kapitel fasst dann die wichtigsten Persönlichkeiten Shelzars zusammen. Diese wurden zwar schon teilweise im vorigen Kapitel vorgestellt, hier sind sie aber ausführlich, samt ihrer Werte beschrieben. Es fällt positiv auf, das selbst die berühmtesten Personen der Stadt nicht extrem hohe Level erreicht haben, wie etwa die unbesiegbaren NSCs in den Vergessenen Reichen. Die Zeichnungen in diesem Kapitel sind übrigens über dem Standard des Buches. Besonders gefallen hat mir die Illustration des Sutak-Messerkämpfers (einem Humanoiden mit Pferdekopf und Hufen, dessen Körper über und über mit Narben bedeckt ist). Ich hätte es sinnvoller gefunden die NSCs direkt bei ihren Orten zu beschreiben, da man so immer mal wieder nach hinten blättern muss.
Im Anschluss an die Persönlichkeiten wird dann noch eine Prestigeklasse präsentiert. Wieso ausgerechnet hier weiß ich nicht, vielleicht weil einige der NSCs diese Klasse haben. Der „Shelzari Knifefighter“ ist ein leicht gerüsteter Gladiatorenkämpfer, der einige Eigenheiten der Mönchsklasse übernimmt und sich auf Dolche und Messer spezialisiert hat. Die Klasse hat mir sehr gut gefallen und passt sich auch ausgezeichnet in das Setting ein.
Das letzte Kapitel widmet sich dann möglichen Abenteuern und Kampagnen in Shelzar. Hier wird für jeden ein Ansatz geboten, von einem Ausbruch des einzigartigen, schwarzen Drachen aus dem Zoo, über den Angriff eines dämonischen Orks samt Gefolge bis zu intriganten Spielchen am Hof. Hier sollte jede Gruppe ihre favorisierte Kampagne finden.
So, und und nun zum Fazit. Obwohl es viele gute Ansätze hat, macht sich das Quellenbuch doch an vielen Stellen selber das Leben schwer. Sind 25 Seiten Geschichte wirklich nötig? Musste man den Leser darüber aufklären, das es in Shelzar „Sintaurs“ gibt, die ohne Fell und Pferdekörper jeden Geschmack befriedigen können? Oder gar, das es den Bewohnern von Shelzar gelungen ist, ein „Gibbering Mouth“ zu verändern, so das es anstatt Mäuler nun... ach, lassen wir das besser. Wieso gibt es nördlich von Shelzar einige Stämme von Halborks, bei denen sich die Rasse etabliert hat? Wieviele Halborks liefen denn dort in der Gegend herum, damit es soweit kommt? Das sind alles Kleinigkeiten, welche den Gesamteindruck aber trüben. Im Endeffekt bleibt mir eigentlich nur zu sagen das Shelzar kein schlechtes, aber auch kein gutes Buch geworden ist. Es ist halt Durchschnitt.
Name: Shelzar - City of Sins
Verlag: Sword & Sorcery Studios
Sprache: englisch
Autoren: Dave Brohman, James Maliszeweski
ISBN: 1588461467
Empf. VK.: 21,95 $
Seiten: 128 s/w, Softcover