Namegiver's Compendium
Eight Name-giving races dwell in the land of Barsaive, each with its own culture and traditions. Despite their differences, they are bound by shared experiences, beliefs, and love for their land. Together they embdy the heart and soul of Barsaive.vom Backcover von Earthdawn - Namegiver's Compendium
Das "Namegiver's Compendium" ist der erste eigene Quellenband aus dem Hause RedBrick gewesen, den sie nach ihren beiden Earthdawn-Grundbüchern und ihrem Abenteuer "Ardanyan's Revenge" veröffentlicht haben. Das Buch sammelt und vereint die Inhalte aus den beiden "Völker"-Büchern (im Original "Denizens of Barsaive, Vol. I & II") aus der alten FASA-Ära, erweitert und aktualisiert sie.
Herausgekommen ist ein 343 Seiten schwerer Quellenband, der wie alle bisherigen Produkt (abseits der "Shards"-Reihe) auf drei Arten zu erwerben ist. Zunächst einmal als eBook via DriveThru bzw. OneBookShelf, sowie als Soft- oder Hardcover-Ausgabe über den PoD-Verlag Lulu. Dieses Mal liegt mir allerdings keine der Druckausgaben, sondern das eBook vor.
Das begeistert einerseits durch eine sehr gute Indizierung und eine wahnsinnige Auflösung bei den Bildern, verweigert dagegen mit anderen Viewern als dem offiziellen Adobe Acrobat Reader mehr oder weniger konsequenz seinen Dienst und ringt effektiv durch die hohe Datenrate bei der einfachen Betrachtung auch einen hochtaktigen iMac G5 ordentlich in die Knie. Das ist kein direkter Minuspunkt, soll aber schon angemerkt werden.
Optisch setzt das Buch genau da an, wo die bisherigen Bücher aufgehört haben. Das mittlerweile bekannte, schöne Seitenlayout der RedBrick-Bücher wurde beibehalten und ebenso werden weiterhin schöne, alte Illustrationen (Aulisio, Baxa, Geier, Laubenstein, die üblichen Verdächtigen also) mit neuen Werken, vornehmlich von Kathy Schad, vermischt. Da möchte ich vor allem das wundervolle kleine Bildchen verweisen, dass das "Fin" am Ende des Werkes illustriert. Ich bin mir nicht ganz sicher, was das ist, aber meine Güte, das ist mal niedlich. Herrlich.
Der wirkliche Hammer ist aber das Cover. Das ist flammneu und von Paul Tobin angefertigt worden. Da zahlt es sich wohl mal aus, ein Verlag aus Neuseeland zu sein, den Tobin kommt unter anderem aus der erlesenen Werkstadt des WETA Workshops, der unter anderem den "Herr der Ringe"- und "Narnia"-Filmen zu ihrem Design verholfen hat. Und man kann es nicht anders sagen, das Cover ist eines der schönsten Cover, die Earthdawn jemals gesehen hat. Da hoffe ich doch inständig, in Zukunft noch mehr von diesem erlesenen Künstler zu sehen. Wow!
Inhaltlich ist das Buch in zwei quantitativ sehr ungleiche Teile gegliedert. Die erste Hälfte des Buches beschreibt atmosphärisch die Kulturen und Lebensweisen von Zwergen, Elfen, Menschen, Obsidianern, Orks, Trollen, T'skrang und Windlingen, der zweite Teil ist dagegen regeltechnischer Natur.
Die Beschreibungen der einzelnen Kulturen gehören für mich dabei zum Teil zu den besten Sachen, die jemals für das Spiel geschrieben worden sind. Immer wieder, wenn ich entsprechend Passagen unter Nichtmenschen (oder selbst bei denen) für das Spiel vorbereite und bisher in den "Völker"-Büchern, jetzt eben im "Namegiver's Compendium", nachlese, trifft mich einmal mehr die Erkenntnis, dass Earthdawn eben doch ein ganz eigenes Spiel ist.
Ich habe so manche Volks- und Rassenbeschreibung diverser Fantasy-Settings gelesen, doch wenige schaffen es oft mit kurzen Worten und Passagen, derart Vorstellungen zu evozieren, wie das den Autoren hier gelungen ist. Da gibt es etwa wunderbare Ratschläge, wie man sich verhalten soll, wenn man unter Orks ist. Die orkische Begrüßung besteht darin, dass man sich umarmt und gegenseitig in den Nacken beißt. Dieser Biss muss die richtige Stärke haben - ist er zu schwach, signalisiert man dem Gegenüber, dass man es auch für schwach hält, ist er zu stark, wird es als Tätlichkeit gesehen.
Solche kleinen Details machen die Völker Barsaives in diesem Buch so glaubwürdig. Das alte Grundregelwerk war ja sehr skizzenhaft in seiner Weltbeschreibung und es waren gerade die Völkerbücher, neben der alten "Barsaive"-Box, die dem Spiel plötzlich eine ganz eigene Farbe gaben.
Die besagte Box ist inhaltlich mittlerweile bereits in die RedBrick-Grundwerke gewandert, doch selbst mit all den Quellenbänden, die seit damals erschienen sind, bleiben die "Denizens"-Bücher eine faszinierende Lektüre.
Im Regelkapitel findet man zunächst einmal einen ganzen Packen neuer Disziplinen. Einige davon sind aus den alten Völkerbüchern, der "Horror Stalker" stand ursprünglich im "Horrors" und der "Shaman" im "Magic"-Quellenband, einige sind sogar ganz neu. Allen gemein ist es nun, dass sie erstmalig in der Geschichte des Spiels Talente bis in den fünfzehnten Kreis hinein erhalten haben; bislang war bei den "Nicht-Grundregelwerks-Disziplinen" immer bei Kreis 10 ein Ende. Das ist insofern eine willkommene Neuerung.
Um sie einfach einmal alle zu nenne: Enthalten sind der Boatman (nur T'skrang), der Horror Stalker (alle Rassen), der Journeyman (nur Menschen), der Liberator (nur Orks), der Messenger (alle außer Orks und Windlingen), der Outcast Warrior (nur Trolle), der Purifier (nur Obsidianer), der Shaman (alle Rassen), der Songsmith (nur Elfen), der Taildancer (nur T'skrang), der Traveled Scholar (nur Zwerge), der Wind-Dancer (nur Windlinge), der Windmaster (nur Windlinge), der Windscout (nur Windlinge) und der Woodsman (nur Elfen).
Was mich daran etwas stört, ist, dass die Verteilung der Disziplinen etwas ungerecht erscheint, aber andererseits sind die, die enthalten sind, dafür auch sehr liebevoll ausgestaltet worden - ebenfalls übrigens weit ausgefeilter, als das bisher der Fall war. Im Endeffekt müssen sich die Beschreibungen hier kaum mehr hinter denen verstecken, die damals im "Adept's Way" für die Hauptdisziplinen enthalten waren.
Sehr löblich.
Ansonsten bietet das Regelkapitel Talente, Kniffe, Fertigkeiten und Ausrüstungsgegenstände, dazu noch Sprachglossare für die Sprachen aller vier Rassen. Das sind zwar immer nur sehr ausgewählte Vokabeln, trotzdem gefällt mir die Stringenz, mit der zumindest diese Auszüge funktionieren. Das macht sie recht glaubwürdig und für Spieler am Spieltisch nachvollziehbar. Die Appendizes bieten umfassende Listen und sogar eine Zauberübersicht für den Schamanen, gefolgt von den "Gamemaster Character"-Übersichten zu den neuen Disziplinen, ganz nach dem Schema, das man schon von den Grundregeln her kennt. Ein sechs Seiten langer, vierspaltig mit winziger Schrift gesetzter Index rundet das Buch dann letztlich ab.
Das "Namegiver's Compendium" ist für mich ein Sieg auf der ganzen Linie. Zwei grandiose Quellenbücher wurden sehr dezent überarbeitet und erweitert, gesammelt, an die aktuelle Ausgabe des Spiels angeglichen und schön verpackt zu einem fairen Preis veröffentlicht. RedBrick halten damit die qualitative Messlate, die sie sich selbst mit den Grundregelwerken aus eigenem Haus gesetzt haben und haben damit einen weiteren "Must Have" in ihrer Produktionslinie.
Name: Namegiver's Compendium
Verlag: RedBrick
Sprache: Englisch
Autoren: James D. Flowers, Carsten Damm et al
Empf. VK.: bis 42,95 US-Dollar
Seiten: 343{jcomments on}