Gamemaster's Compendium

The Gamemaster‘s Compendium is the definitive book for Earthdawn gamemasters, providing all the mechanics related to poison, traps, ship battles, and gamemaster characters.
vom Backcover von Earthdawn – Gamemaster‘s Compendium

RedBrick-Grundausstattung, Teil 2. Ich will dieses Mal auf lange Vorreden verzichten – hinter den ehemals als „Earthdawn Classic“ geplanten Büchern verbirgt sich gewissermaßen eine alternative Fortentwicklung der ersten Edition von Earthdawn unter der Schirmherrschaft des Neuseeländer des Verlages RedBrick.
Die haben ihre Aufteilung so gelöst, dass so ziemlich alles, was man als generischer Spieler und Spielleiter so braucht, in zwei mächtig dicken Wälzern erscheint.
Das „Player‘s Compendium“ (EDPC) ist der eine Baustein und eine entsprechende Rezension geht zeitgleich mit dieser hier bei uns ins Netz, das „Gamemaster‘s Compendium“ (EDGC) ist eben der zweite Teil.
Wem das jetzt alles was flott ging – in der Rezension zum EDPC habe ich das weiter ausgeführt.

Wie sein Counterpart ist auch das EDGC ein 522 starker, eng bedruckter Wälzer, der in drei Formen erschienen ist. Die erste Form wälzt sich nicht einmal, sondern ist als eBook bei DriveThruRPG zu haben. Die anderen beiden Varianten sind Print-on-Demand-Drucke bei der Druckerei Lulu, als Soft- sowie als Hardcovervariante. Letztere liegt vor und kostet mit 49,95 US-Dollar einen fairen Preis, wobei der Bezug hierzulande etwas schwierig ist. Gängige RPG-Shops führen das Buch nicht, man muss es wenn schon direkt bei Lulu beziehen, was zumindest etwas umständlicher ist. Geht sicher, aber ist unelegant.
Wie auch das EDPC ist das vorliegende Hardcover-Exemplar absolut bombig verarbeitet. Der Kleber, in dem die Seiten hängen, würde vermutlich auch ein Regal gut leimen und der Einband, auf dem das wiederverwertete Cover der alten Parlainth-Box formschön glänzt, ist robust und stoßsicher. Einziger Haken ist das verwendete Papier, das eine typische 80gr.-Copyshop-Güte besitzt und leider dahingehend etwas gegenüber der Konkurrenz abfällt. Amerikaner haben in ihren Büchern zwar ohnehin manchmal Papier, das kein deutscher Verlag auch nur freiwillig anschauen würde, aber das hier wirkt nicht mal schlecht, nur irgendwie billig.
Der Druck selbst ist okay und kräftig, Graustufen funktionieren und das Layout ist übersichtlich, jedoch schön. Ein sehr schmaler Außenrand sorgt für eine hohe Textdichte, wohingegen ein schönes Wasserzeichen die Seiten dennoch ansprechend ausschauen lässt. Man hat bei RedBrick lange an diesem Layout geschraubt und es hat sich gelohnt.
Gepriesen seien auch die alten Illustrationen, die wiederverwertet wurden. Ich will mich hier auch gar nicht lange mit Living Room Games-bedingten Manga- und CGI-Bildern oder Horst Labers eigenwilliger Anatomie bei den Games-In-Produkten aufhalten – das hier ist einfach schön. Und einige Neuerungen, etwa von Kathy Schad, fügen sich gekonnt in das Gesamtbild ein.

Jetzt präzise zu sagen, was für Bücher nun alles in das Buch geflossen sind, ist gar nicht mal so leicht zu rekonstruieren. Das Buch eröffnet mit eine etwas umfassenderen Schilderung der Plage und führt dann mittels kleiner Tour einmal durch Barsaive hindurch, wirft den Blick dabei ebenso auf die Namensgeber wie auch diverse markante Orte auf der Karte. Hier wurde nicht zuletzt ein beträchtlicher Teil der „Barsaive-Box“ in das Buch gepackt. Das umfangreiche Kapitel zum Astralraum sowie das später folgende Kapitel zur Blutmagie haben dagegen ihren Ursprung im „Magie“-Quellenbuch. Und so geht es weiter, mit alten wie neuen Inhalten, quer durch die Themen Spielleitung, Abenteuer- und Kampagnenratschläge, diverse Gefahren, Fallen und Gifte, Luftschiffe und ein umfassendes Reglement dazu, sowie ganz viel zu Spielleitercharakteren, Kreaturen, Dämonen, Geister und Drachen. Die drei namensgleichen Bücher „Kreaturen“, „Dämonen“ und „Drachen“ haben es dabei fast vollständig in das Buch geschafft, das „Spirits“-Kapitel ist dagegen weitaus umfangreicher, als das Thema zumindest mir jemals untergekommen ist.
Auch nennenswert sind übrigens die ziemlich umfassenden Anhänge inklusive einem fast optimalen Index, der nicht zu umfangreich ist und dennoch jeder Stichprobe standgehalten hat.

Das EDGC setzt also auch inhaltlich klar die Qualitäten des EDPC fort, bietet aber weitaus mehr Stimmungstexte als das Spielerbuch. Denen, aber auch dem Rest, glaube ich auch wieder die stilistische Überarbeitung durch die RedBrick-Redaktion angemerkt zu haben, denn alles liest sich sehr fließend und wirkt wie aus einem Guss. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass viele der alten Quellenbücher weitestgehend intime verfasst waren, als wären sie wirklich Teil der Spielwelt. Dieser Stil wurde nicht aufgegeben, passt sich aber schön in den Wälzer ein.
Neben kleinen Änderungen an verschiedenen Punkten (etwa an den Werten, so dass ein Velos jetzt mystische Rüstung 2 und einen Niederschlagswert von 6 hat, andererseits aber eine Erholungsprobe weniger als vorher) sind auch größere Einschnitte gegenüber der „originalen ersten“ Edition zu verzeichnen. Neben ganz neuen Einträgen (ein Werteset für das Pre-Scourge-Unicorn etwa war zumindest mir bislang unbekannt) erkennt man vor allem auch wieder ein weitaus höheres Regelbewusstsein der Neuseeländer als das noch bei FASA der Fall war. Alles wirkt irgendwie stimmiger, durchdachter und gleichmäßiger. Was gerade bei Earthdawn auch einmal gut tut.

Damit bleiben unter‘m Strich natürlich auch die gleiche Kritik, die ich schon beim EDPC aufgestellt habe: Neulinge dürften es mit diesem Buch echt schwer haben. Das EDGC kann für sich alleine nicht stehen, doch Einträge wie das Kreaturenkapitel fehlen dem EDPC eben, um ein Standalone zu sein.
Insofern muss man insgesamt 1044 Seiten erwerben und irgendwo auch verarbeiten, um mit dieser Grundbuchausgabe durchstarten zu können. Alte Hasen freuen sich wie Schneekönige, dass es endlich mal alle relevanten Informationen auf einem Haufen gibt, doch der Neuling wird erschlagen.
Eher nebenbei bemerkt sei noch, dass das Buch ohne vernünftig große Karte der Spielwelt daher kommt. Wie schon beim EDPC ist die auch hier gerade mal auf eine Seite im Anhang gequetscht. Wenn es per bunter Einlage schon nicht möglich war, dann hätte man sie doch wenigstens zum Auffalten oder, Minimalanforderung, als Doppelseite realisieren können, oder?
Rechnet man das gegen die schiere Textmenge, die Qualität der Texte, die Verbesserungen am Inhalt, die tolle Optik und den je nach Erscheinungsform zumindest noch fairen Preis auf, so kann das Buch dennoch zufrieden mit einem exzellenten „noch sehr gut“ heimgehen. An der Höchstwertung schrammt aber auch das EDGC haarscharf vorbei.
Name: Gamemaster's Compendium
Verlag: RedBrick
Sprache: Englisch
Autoren: James D. Flowers, Carsten Damm et al
Empf. VK.: bis 49,99 US-$
Seiten: 522{jcomments on}