Second Edition Gamemaster's Screen

They lie in wait across from you, daring you to make one mistake, ready to descend at the slightest hint of weakness... Players. The only thing that stands between you and them is a quality piece of cardboard. Perhaps the adventure it came with can amuse them long enough for you to make your escape...
vom Backcover vom SL-Schirm

Willkommen, lieber Leser! Willkommen in der zweiten Runde von "Wie Living Room Games ihre Fans vergrätzen". Nachdem wir letzte Woche ja bereits einen sehr enttäuschten Blick auf "Scourge Unending" werfen musste, widmen wir uns nun diese Woche den Spielleiterschirm der zweiten Edition.
Wer mich kennt, der weiß, dass Spielleiterschirme eigentlich so eine Art Hobby von mir sind mir daher schon so mancher Schirm, exzellent bis katastrophal, untergekommen ist und daher war ich doch einfach sehr gespannt, was LRG so zaubern würden.

Das Erste, was mir auffiel, war der Preis. Der nämlich war schon nicht mehr schön, kostete das eingeschweißte Set doch 20,00 US-$ - dafür kaufe ich sonst Quellenbücher. Zum Vergleich: das letzte Woche getestete Dämonenbuch kostete zwei Dollar weniger … da sollte der Schirm schon mal lieber was zu bieten haben…

Also dann Folie aufgerissen, Schirm und Beipackbuch entnommen und begutachtet - fangen wir mit dem Schirm an, der ist nämlich das Besser von beiden.
Auf der Haben-Seite verbuchen wir erst einmal das wunderschöne Motiv, von Patrick Keith erschaffen, dem Mann, der schon für die Cover der beiden letzten Kampagnenbände ("Barsaive at War" und "Barsaive in Chaos") zuständig war und seinen Aufwärtstrend weiterhin fortsetzt. Ebenso fällt die wirklich wuchtige Verarbeitung auf, dieser Schirm ist dicker als alles, was mir bisher untergekommen ist, inklusive meiner bisherigen #1, dem Warhammer-SL-Schirm. Sollte jemals die Plage wirklich ausbrechen, so brauche ich kein Kaer - ich setzte mich dann einfach hinter meinen Schirm…

Doch da setzt dann auch schon der erste Kritikpunkt ein: der Schirm erstreckt sich nur auf drei Panels.
Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es einfach nicht! Wie kann man nur so am laufenden Band in allen Verlägen Spielleiterschirme mit drei Panels produzieren, wo doch jedem, jedem, jedem SL klar ist, dass er dahinter niemals auch nur ein Sourcebook / Abenteuer aufgeschlagen liegen haben kann?!
Nun, es wurde halt wieder getan und man kann es nicht ändern, doch der Nutzwert sinkt damit schon mal gewaltig ab.

Die aufgedruckten Tabellen sind Standard, nichts Überragendes, nichts Überraschendes. Auf der linken Fläche findet der SL die Stufentabelle, die Interaktionserfolgstabelle sowie zwei Tabellen zum Entzaubern und zur rohen Magie.
In der Mitte findet die Erfolgstabelle, Wahrnehmungsmodifikatoren und -schwierigkeiten sowie die "Situation Modifier Table".
Das rechte Panel bietet dann noch Nahkampfwaffen, Wurfwaffen, Schusswaffen, Rüstungen Schilde und - irgendwie fehlt am Platze - den Kalender von Throal.
Das Layout ist dabei überaus großzügig, zu großzügig für meinen Geschmack, da hätte mehr drauf gepasst - vor allem Anstelle des Kalenders von Throal.
Recht innovativ bietet die Außenseite (jau, die für die Spieler!) noch die Attributstabelle sowie die Rassenmodifikationen … keine schlechte Idee, wie viele Leute aber etwas von dem rechten Panel was sehen werden sei dahingestellt.
Mein irgendwo mal heruntergeladener SL-Schirm hatte 26 Tabellen auf drei Panels, der bei uns in der Downloadzone erstreckt sich gleich auf fünf Seiten - da wirken die 16 Tabellen des neuen Schirms doch irgendwie recht traurig.

Wunderschöne Optik, ausreichender Nutzwert also - bleibt noch das beiliegende Buch. Oder was man so Buch nimmt.
Denn wo man bei der WoD ganze Sourcebooks bekommt, wo man beim deutschen Cthulhu ein Abenteuer und sogar noch einen zweiten Schirm und bei Warhammer zwei kleine Bändchen geboten bekommt, da bietet uns dieses Pack gerade mal ein kurzes Einsteigerabenteuer von 16 Seiten, ohne Einband, ohne Illustrationen abseits zweier Teilausschnitte vom SL-Schirm-Motiv. Schmerzlich erinnert man sich an die 20 Dollar, die man nun ärmer ist, überblättert die Frontseite mit dem Impressum und einen der oben genannten Teilausschnitte und stürzt sich "Into the Breach", ein neues Anfängerabenteuer.

Wer das Abenteuer noch als Spieler erleben will, überspringe am Besten nun die nächsten Absätze, für alle anderen:
Der Plot ist furchtbar! Die Spieler werden unter einem Vorwand zum selber aussuchen angeheuert, reisen zu einem Kaer namens Andellus, geraten in einen Hinterhalt, kämpfen, werden im Kaer verschüttet, durchqueren es und kommen raus, können dann noch die Banditen verhauen.
Ganz klasse. Das Abenteuer erstreckt sich auf zehn Seiten (inklusive etwa einer Seite mit den Stats der Banditen), schafft es dabei aber auch noch, selbst diesen simplen Plot schlecht auszuführen. Das Beginnt mit dem Kaer, das bei ca. 16 Räumen gerade mal fünf Stück beschreibt - der Rest steht wohl leer. Und mal ehrlich, für "For the most part, the entire kaer is all about the same." brauche ich kein gekauftes Abenteuer, oder?
Die Krönung ist aber die Seite mit dem "Troubleshooting" - ich finde es ja gut, wenn jungen SLs Tipps mit auf den Weg gegeben werden, wenn man aber auf einer kompletten Seite gleich neun Fallstricke findet, die alle eintreten können (teilweise höchstwahrscheinlich eintreten werden) und die eigentlich nur durch Mauern vereitelt werden können - bei einem solchen Witzplot! - dann ist das schon sehr, sehr traurig.
Besonders Klasse finde ich es an der Stelle, wo die Spieler im Kaer verschüttet werden. Das Abenteuer sieht vor, dass die Spieler die tragende Säule des Eingangs zertrümmern sollen - der Autor erkannte aber wohl auch, dass es dazu keinen erkennbaren Grund gibt. Daher wird doch tatsächlich geraten, man solle doch einem Spieler, am Besten noch einen Questor, doch einfach eine Vision mit dem Text "Only when you are trapped can you be free" verpassen.
Genau, bringen wir Newbies gleich bei, wie man es nicht macht…

Da man aber scheinbar dachte, da kann ruhig noch mehr in diesen "nützlichen" Band hinein, wurden noch drei Appendizes angehängt.
Appendix 1 präsentiert Richtlinien zum Erschaffen von Kreaturen, kennt man aus der ersten Edition bereits aus dem Kreaturenband, ist zwar ganz nett zu haben, aber hat hier weder was verloren, noch ist es ein Kaufgrund.
Appendix 2 ist nichts weiter als ein typischer Errata und Appendix 3 einige Regelfragen - findet man beides auch auf der Homepage des Verlages, www.lrgames.com, ist da aber mittlerweile weit aktueller als hier.

Somit muss ich leider als Fazit gleich ein zweites Mal in Folge dem Verlag einen Rüffel erteilen. Der Schirm ist ganz gut, könnte aber weit besser, vor allem aber weit besser durchdacht sein und das beigepackte Heftchen ringt hart am Rande der Nutzlosigkeit.
Das wäre ja alles noch nicht so schlimm, würde das Set zusammen nicht gigantische 20,00 US-$ kosten.
Und selbst bei den aktuell recht hohen Preisen für Rollenspielprodukte kann man für das Geld wesentlich umfangreichere und - vor allem - nützlichere Werke erwerben!


Name: Gamemaster's Screen
Verlag: Living Room Games
Sprache: Englisch
Autoren: diverse
Empf. VK.: 20 Euro
Seiten: 16+Spielleiterschirm{jcomments on}