Die Hohen - Kompendium für Erzähler

Wahre Weisheit erfordert Wissen.
Die Welt der Hohen ist ein trügerischer Ort, und die Schwelle brodelt nur so vor Gefahren. Sie entspringen der fremdartigen Macht der Geister und den Intrigen der Drachenblütigen, der rohen Gewalt der Elementare und dem uralten Zorn der Hohen des Mondes. Welchen Weg auch immer sie wählen, die Hindernisse, denen sich neugeborene Hohe der Sonne stellen müssen, sind vielfältig.
-
vom Backcover des Kompendiums für Erzähler

Alles was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Das dieses Ende bei Feder & Schwert für die eine oder andere Reihe eher früher als später kommt, ist ja inzwischen leidlich bekannt. So wurden auch „Die Hohen“ nach diesem Buch (dem dritten insgesamt) eingestellt. Ob das nun für alle Fans des Systems besser so ist, lasse ich mal zur Diskussion offen.
Wenden wir uns mal an die Fakten.

Das Buch ist mit knapp 15 EU erstaunlich günstig, gerade wo das amerikanische Original mit 16 Dollar in der gleichen Preisklasse spielt. Aber... Moment mal... die Originalausgabe hatte ja noch einen Spielleiterschirm dabei. So sieht das ganze doch schon anders aus. Scheinbar sind deutsche Spieler über solche Utensilien erhaben (bitte keine Mails wegen des Wortspiels).

Das Kompendium für den Erzähler (soll ich es wirklich mal KfdE abkürzen? Klingt wie dieses türkische Gericht...) führt das „Antagonisten“-Kapitel aus dem Grundregelwerk fort und ergänzt die dortigen, sehr knappen Angaben. Man bekommt ebenso weitere Infos zu den Drachenblütigen, den Hohen des Mondes, der Sterne und das Abgrunds, wie zu den Geistern und ihren Höfen. Das Ziel des Buches ist klar: füttere den SL (pardon, Erzähler) mit mehr Infos zu den einzelnen Fraktionen, bis die dicken Bücher dafür erscheinen. Für meinen Geschmack ist das Buch dazu um einiges zu dünn ausgefallen, aber kommen wir mal etwas genauer zum Inhalt.

Die Einleitung enthält eine FAQ und klärt querbeet zu vielen Bereichen auf, die mich ehrlich gesagt nicht interessiert haben. Nahtlos und mit einer sehr, sehr schönen Zeichnung, wie zu Beginn eines jeden Kapitels, geht es ins „Scharlachrote Königreich“ der Drachenblütigen. Mit zwanzig Seiten erhalten die Hohen der Erde einen großen Anteil des Buches. Hier mag es ausreichen, um dem Erzähler einen Überblick zu geben und die Gegner der Hohen der Sonne komplexer darzustellen. Um sich dann auch effektiver mit denen zu prügeln gibt es auch einige Beispielscharismen für die Drachenblütigen.
Weit weniger zufriedenstellend ist das zweite Kapitel über die Hohen des Himmels. Auf gerade mal 24 Seiten werden hier die Hohen des Mondes, der Sterne und des Abgrunds vorgestellt. Angesichts der durchaus komplexen Strukturen sicherlich viel zu wenig. Da helfen auch die Beispielscharismen nicht viel.
Kapitel drei entschädigt dafür für vieles. Die Geister und ihre Strukturen werden auf satten dreißig Seiten vorgestellt. Gerade hier finde ich die kleinen Geschichten, Szenarien und Ideen am kreativsten und besten. Warum die Geister im Vergleich zu den Hohen allerdings so viel Raum erhalten, ist mir nicht klar. Vielleicht war 2001, als das Original des Buches erschien, noch nicht so viel für die Hohen festgelegt? Reine Spekulation meinerseits.
Das letzte und vierte Kapitel stellt dann noch einige magische Spielzeuge vor, dessen Sinn ich im Kontext des Buches aber nicht wirklich erschließe.

Die Optik und der Stil des Buches ist leider nicht einheitlich. Zum einen gibt es die fantastischen Much-Larger-than-Life-Zeichnungen an den Kapitelanfängen. Zum anderen, düstere, anatomisch kreative Illustrationen, die für mich nicht wirklich zu Exalted passen wollen. Beide Stile beißen sich leider und stören das Gesamtbild des Werks.

Das Kompendium stellt somit eine sinnige Ergänzung für SLs dar, allerdings nur, wenn diese die ganzen großen Bücher zu den einzelnen Fraktionen noch nicht gelesen haben. Es ist also mehr eine Erweiterung des GRWs, das durch die weiteren Bände (die keine deutsche Veröffentlichung bekommen werden) nutzlos wird. Das ist ja grundsätzlich okay. Aber wieso werden dann nur so wenig Seiten aufgewendet? 128 Seiten, gefüllt mit sinnvollen Ergänzungen zu den Hohen wären sicher sehr viel sinnvoller geworden als dieses dünne Büchlein. Zusammen mit dem fehlenden Spielleiterschirm und dem Ende der Reihe ist aus dem eigentlich brauchbaren Buch leider relativ nutzloses Werk geworden.
Mein Tipp: Englisch ist nicht wirklich schwer und Exalted ist im Vergleich viel billiger, stringenter und vielfältiger als es „Die Hohen“ jemals waren.


Name: Kompendium für Erzähler 
OT: Exalted Storytellers Companion 
Verlag: Feder & Schwert 
Sprache: deutsch
Autoren: Heather Grove, Dean Shomshak und Adam Tinworth 
Empf. VK.: 14,95 Euro 
Seiten: 88 s/w gebunden, Softcover 
ISBN: 3937255095