Artefakt #26

Mit der 26. Ausgabe des Artefakts begibt sich der Förderkreis innovatives Spiel e.V. Coburg in die Niederungen des Cthulhu-Mythos, wie uns das leider sehr dunkle Cover verrät. Dort wird neben der Collage auch verraten, dass es zum Cthulhu-Now-Abenteuer „La isla cultista“ gehört und satte 24 Seiten umfasst.

Doch fangen wir vorne an. Nach dem Vorwort des Herausgebers folgen einige Rezensionen, die abgesehen von der Besprechung der Cthuloiden Welten #18 aus Sicht eines Schoggothen (!) nur Comics vorstellen. Da hätte ich bei einem Magazin, dass innovatives Spiel fördern soll mehr Tests von spielbarem Material erwartet.

Das Cthulhu-Abenteuer arbeitet nach dem klassischen Muster der fixen Gruppe von sehr unterschiedlichen Charakteren, die irgendwo erwachen und nicht wissen, was geschehen ist. Es gibt einige Konflikte zwischen den vier vorgegeben Charakteren, die zwingend für das Szenario in dieser Konstellation eingesetzt werden müssen. Das Kartenmaterial und die Möglichkeiten den Ort zu erkunden sind allesamt interessant. Hier steht nicht der Kampf gegen den Mythos sondern das Misstrauen der Charaktere untereinander im Vordergrund, was sicher zu intensivem Charakterspiel führen wird. Kann man also auf jeden Fall lesen, auch wenn die Karten und Handouts unter dem dunklen Druck etwas gelitten haben. Das Problem zieht sich aber durchs ganze Heft.

Auf das lange Abenteuer folgt mit dem Gezeitengefängnis ein besonderer Ort für Fantasy-Szenarien. Der ganze Aufbau und auch die Behandlung von Gefangenen wie Personal wirken viel zu modern, um zu Fantasy zu passen. Zudem ist der Ort auch zu langweilig, weil außer dem Vorschlag dort Spielercharaktere unterzubringen, keine Ideen zur Umsetzung angegeben sind. Und viel mehr als ein großes Haus auf einer Insel mit Wasserfalle als einzigem Fluchtweg ist es auch nicht. Danach kommen auf je einer Seite der Rückblick auf eine Con mit vielen Fotos und eine Cthulhu-Kurzgeschichte.

Die sechsseitige Spielleiterhilfe „Abenteuer interessanter gestalten“ stellt den dritten Teil der Reihe dar und geht auf den Mittelteil und das Ende eines geplanten Abenteuers ein und liefert auch ein passendes Szenario in groben Zügen mit. Die Tipps sind sicherlich hilfreich für die Strukturierung eines Szenarios und sogar ganzer Kampagnen. Allerdings sollte man für die volle Nutzbarkeit natürlich auch die ersten beiden Artikel der Reihe gelesen haben. Eine weitere Spielleiterhilfe stellt Gamer’s little helpers dar. In dem Artikel werden viele kostenlose Quellen für Pappfiguren und –gebäude, Bodenpläne und Karten vorgestellt, die man im Rollenspiel einsetzen kann, um etwa Kämpfe darzustellen. Auch für Audiophile gibt es ein paar Tipps, um die eigene Spielrunde mit Geräuschen und passender Musik unterstützen zu können. Sehr viele Tipps für zwei Seiten Artikel!

Weniger nützlich ist da der Text zum Forenrollenspiel Legends of Aylann. Die drei Seiten zeigen zwar ein paar nette Bilder, doch liest sich das ganze viel zu sehr nach Werbung für die nette Gemeinschaft des Spiels, die tollen Vorzüge ihrer Mechanismen und ihre bunte Fantasywelt. Insgesamt hat mich die Lektüre aber mehr als nur kalt gelassen, da das ganze Szenario nicht nur sehr langweilig daherkommt, sondern auch nicht zum Rest des Magazins passt. Die finalen drei Seiten gelten dann einem Interview mit dem ehemaligen Artefakt-Chefredakteur, das aber weitestgehend aus Reminiszenzen an alte Ausgaben und Problemen besteht, die nicht alle für den Leser aufgeschlüsselt werden. Das Ganze ist sehr locker gehalten, bietet aber außer einer Sicht auf die persönlichen Ansichten und Vorlieben des ehemaligen Chefredakteurs wenig Wissenswertes.

Insgesamt finde ich das 26. Artefakt eher durchwachsen. Das Cthulhu-Now-Abenteuer ist gut und die SL-Tipps nützlich, aber es gibt mir zu viel Material, das für die Vereinsmitglieder bestimmt ist und außerhalb dieses Kreises an Relevanz einbüßt.


Herausgeber: Joachim A. Hagen
Verlag: Förderkreis innovatives Spiel e.V.
Seiten: 56
Erschienen: Oktober 2010
Preis: 4 Euro{jcomments on}