Artefakt #21

Das Artefakt #21 wird von dem Verein Förderkreis Innovatives Spiel e.V. (fis) herausgegeben und ist ein Fanzine. Ein Fanzine, das ist ein Magazin, das von Fans gestaltet und herausgegeben wird. Da der fis ein Rollenspielerverein ist, enthält das Artefakt demzufolge auch Inhalte, die sich mit dem Hobby beschäftigten, bzw. Material für verschiedene Rollenspiele.

Nimmt man das gerade mal 68 Seiten umfassende Heft in die Hand, so wird schnell deutlich, dass es kein professionelles Werk ist. Das zweispaltige Layout geht durchgängig bis zum Arcane Codex Abenteuer, wo sich dann der Hintergrund ändert. Hübsch ist das ganze jedenfalls nicht anzusehen.

Aber kommen wir zum Inhalt. Nach den Begrüßungsworten des Verantwortlichen und ein paar Rezensionen zu Rollenspielprodukten, einem Roman und einem Brettspiel, beginnen auch die spielrelevanten Inhalte. „Der Spiegel der Wahrheit“ ist ein universelles Fantasy-Abenteuer, in dem die Charaktere Heiltränke zu einem abgelegenen Kloster geleiten müssen und dabei allerlei Entscheidungen, vor allem moralischer Natur, zu treffen haben. Auch wenn das Szenario an sich sehr interessant gestaltet ist, wird einigen Spielern der erhobene moralische Zeigefinger am Ende sicherlich nicht gefallen. Der folgende Artikel beschäftigt sich wieder mit einer dystopischen Stadt, die allerdings in ihrer Gesellschaftsstruktur zu künstlich und zu wenig glaubwürdig erscheint. „Zeit der Tränen“ ist eine sehr grobe Kampagnenidee für Arcane Codex, die sich mit dem Streit zweier Stahlfürsten in Vargothia auseinandersetzt. Die Spieler können an dem Konflikt teilnehmen, wobei gerade bei der Belagerung einige Ereignisse vorgeschlagen werden, um das ganze interessanter zu gestalten. Auch wenn einige gute Ideen dabei sind und diese auch generisch einsetzbar sein sollten, muss der SL zur Ausgestaltung des Konfliktes noch sehr viel Arbeit investieren. Nach ein paar Zitaten aus Spielrunden der Kategorie „Man muss wohl dabei gewesen sein...“, gibt es einen zweiseitigen Bericht über „Cthulhu's Trail“, ein Rollenspiel zum Cthulhu-Mythos, das angeblich 1969 erschienen sein soll. Der Artikel ist sehr gut aufgebaut und vermittelt tatsächlich den Eindruck, als ob es dieses Schriftstück gegeben haben könnte. Es ist damit ein herrlicher Beitrag zu einem Rollenspiel, bei dem immer wieder Fans ernsthaft fragen, ob die Bücher des Mythos nicht real existieren. „Die Nacht des Jägers“ für KULT ist ein recht einfaches Szenario, das sich an den zahlreichen Slasher-Filmen orientiert, in denen schöne, aber leider strunzdumme, Jugendliche nach und nach von einem übermächtigen Mörder auf sehr kreative Art ins Jenseits befördert werden. Das ist aber auch der große Nachteil des Szenarios, denn das Szenario beruht darauf, und das schreibt der Autor auch in der Einleitung, dass die Charaktere nichts oder nur sehr wenig tun. Und das kann nicht Sinn eines Rollenspielabends sein. Thematisch aber passend ist die Kurzgeschichte „Der Bastard“ von Gustav Grünwald. Diese erzählt auf gerade mal zwei Seiten, wie sich ein Jugendlicher und ein Serienmörder aufeinandertreffen. Der Wendepunkt ist absehbar, die Geschichte dennoch nicht schlecht. „Salz und Pfeffer“ ist eine kleine Sammlung von Kurzszenarien, mit denen man eine Gruppe von Spielercharakteren bei Deadlands zusammenführen kann. Trotz der Kürze erfährt man bereits viel vom Setting und bekommt relevante Gründe für die Gruppenzusammenführung. Nicht übel! Es folgt ein Rezept zur Zubereitung von MiGo, jener grob insektoiden Alienrasse von Cthulhu. Um wirklich schlagfertig die Pointe ins Ziel zu bringen, ist der Artikel eigentlich zu lang, zudem wird er durch einige sehr deplatzierte Layoutelemente auch noch umständlich zu lesen. Der nächste Artikel ist ein Nachtbericht vom Mythodea 2007 und entspringt demnach natürlich dem LARP-Umfeld. „Das einsame Dorf“ ist ein Abenteuer für Arcane Codex und macht insgesamt das letzte Drittel des Magazins aus. Das Szenario erschien bereits in der Anduin 92 und wird nun hier erneut abgedruckt. Das Layout des Magazins ändert sich mit dem Abenteuer und wird augengefälliger. Allerdings fehlen einige Elemente des Abenteuers, die erst in der nächsten Ausgabe nachgeliefert wurden. Das ganze beruht auf dem Film „Die sieben Samurai“ bzw. „Die glorreichen Sieben“ und bringt die Charaktere in die Situation, ein abgelegenes Dorf gegen eine große Übermacht von umherziehenden Söldnern zu verteidigen. Insgesamt bleibt recht wenig Konflikt, für so viele Seiten, so dass kaum mehr übrig bleibt, als einfach alle Gegner zu erschlagen.

Insgesamt bleibt ein zwiespältiger, wenn auch nicht negativer Eindruck. Die Qualität der Artikel schwankt stark und auf eine zweite Veröffentlichung des nach wie vor kostenlos und online durch die Anduin zu beziehenden Arcane Codex Abenteuers hätte ich auch verzichten können, zudem es ein Drittel des Magazins ausmacht. Dennoch sollte man einmal einen Blick in das Fanzine des fis riskieren, denn es enthält genug interessantes Material, um seinen Preis zu rechtfertigen.


Name: Artefakt #21 {jcomments on}
Verlag: fis 
Sprache: deutsch
Herausgeber: Christoph Schubert
Empf. VK.: 4,30 Euro 
Seiten: 68 sw, geheftet