Mephisto #29

Eigentlich müsste ich momentan für meine Zwischenprüfung in Germanistik lernen, genauer gesagt für die Tragödientheorie, aber die neue Mephisto ist letzte Woche bei mir eingetroffen und ich verspürte den Wunsch, mal flott eine Rezi dazu zu schreiben. Wenigstens tue ich somit etwas für die Tragödie...

Mephisto #29 ist die März/April-Ausgabe und erreichte mich als Abonnenten, wie üblich mit dicker Verspätung am 23 April. Womit wir schon bei einem interessanten Punkt wären. Unpünktlichkeit ist ja schon mal unschön, gerade in unserer Gesellschaft, wo Terminkalender schon innerhalb der einzelnen Stunden noch Unterkategorien bekommen. Grundsätzlich habe ich kein großes Problem damit, wenn die Mephisto mal wieder einen Monat zu spät kommt. Das die Verspätung aber nicht zu einer besseren Qualität führt, sondern sogar zu einer schlechteren, wurmt mich dann doch. Die Liste mit den zukünftigen Kinostarts reichen bis zum 31.03., die angekündigten und vorgestellten Filme wie „Constantine“ oder „Alone in the Dark“ sind schon seit Monaten nicht mehr im Lichtspielhaus anzutreffen. Der Conkalender ist zu ¾ nutzlos, weil vergangen und das Gewinnspiel zum Kinofilm „Creep“ endet am 30. April, also eine Woche nachdem ich als Abonnent die Zeitschrift erhielt. Das muss ja nicht sein, oder?

Vorne auf dem Cover präsentiert sich uns eine sehr knapp bekleidete Dame mit großer Wumme und üppiger Ausstattung im vorderen Torsobereich. Links unten räkelt sich ein Reptil und das alles vor einigen Ruinen. Gefällt mir eigentlich. Aber den erneuten Abdruck auf Seite sechs hätte ich nicht gebraucht. Das sieht irgendwie nach Seitenschinden aus. Apropo Seitenschinden. Covervorder- und Rückseite, sowie die Innencover mitgerechnet (was die Seitenzahlen eh tun) hat die Ausgabe 68 Seiten. Sieben (!) Seiten davon entfallen auf Angebote alter Mephistoausgaben und dem angepriesenen Abo. Das sind schon mal mehr als 10% des Heftes, die nur mit Werbung für die Mephisto an sich drauf gehen. Wo wäre das Problem, mal mehrere Themen-Pakete auf einer Seite zusammenzufassen? So sind Seiten futsch, die weder mit brauchbarem Inhalt gefüllt sind, noch mit Werbung, welche das Magazin billiger machen könnte.
Blättern wir mal durch die Ausgabe. Ein Vorwort, das mal wieder Besserung gelobt und eine Ankündigung für „FBI: The dark Corners“ als Abobeilage im nächsten Heft. Die Abobeilage in diesem war im übrigen ein Abenteuer für Vampire aus der alten Welt, welches aus fünf zusammengehefteten DINA4-Seiten die Magus-Chronik der Engel der Asche zu Ende bringen sollte... oder so, ich habe das nicht gelesen. Die andere Abobeilage ist das kostenlose Werbeheftchen für Comics, welches mir immer als Bonus angepriesen wird, aber schnell im Papierkorb landet. Wir blättern weiter und überfliegen das knappe Inhaltsverzeichnis, das erneut abgedruckte Cover und das immer schlechter werdende Wortgemetzel, das nun wirklich niemand mehr zu lesen braucht. Der Autor ergeht sich mal wieder in Polemik und teilt uns mit, wie schlecht er doch Blade 3 fand.
Danach kommen die News, welche sogar im aktuellen Rahmen sind (von den Kinonews mal abgesehen) und mir sogar die Interna und Projekte der Cthulhu-Redaktion bis 2010 verraten. Dann noch ein Werkstattbericht von Frank Heller zu eben jenem Rollenspiel und ab geht es schon nach Pleskau und dem Engel-Setting von Feder und Schwert. Ich habe dereinst zu Engel nur das GRW gelesen und kann nicht viel dazu sagen. Es liest sich zwar nicht schlecht, aber irgendwie auch... unwichtig.
Wir kommen zu den Yali, einen inoffiziellen Vampirclan für das Warhammer-TableTop. Die Geschichte liest sich für mich nicht schlecht, doch bei den Regeln habe ich so meine Zweifel. Ich finde die ziemlich stark, so mit Vampiren, Assassinen und Magiern. Vor allem das besondere Charaktermodell am Ende ist in seinem Machtlevel so ziemlich... hoch. Mein Bruder als routinierter Vampirspieler fand sie allerdings ziemlich uninteressant und langweilig. Die Illus hierzu stammen mal wieder von Klaus Scherwinski, der sich auch als Art Director für die Mephisto verantwortlich zeigt. Obwohl ich seine Zeichnungen sehr schätze, zählen die Warhammer-Illus für mich zu seinen schwächsten.
Dann kommt ein Abenteuer für KULT mit einigen sehr stimmigen Illustrationen, aber... KULT? Ich dachte die Mephisto sei kein Magazin mehr speziell für die dunklen Welten des phantastischen? Und KULT ist nun wirklich keines der großen Systeme. Wo ist nochmal Material für Shadowrun oder Degenesis?
Die Hintergrundartikel über die Welt im Mittelalter zählte zu dem Besten was die letzten Ausgaben zu bieten hatten. Der aktuelle dreht sich um die deutschen Kaiser und stellt fünf von ihnen vor. Gut, für mich als Geschichtsstudent in Aachen jetzt nicht so unbedingt was Neues. Aber auch der Nutzen für Leser des Magazins ist fraglich. Der Artikel ist zwar gut geschrieben, aber fünf Kaiser auf vier Seiten zu beschreiben, da bleibt nicht viel und was bringt es mir? Den Artikel zur mittelalterlichen Stadt konnte ich sehr gut für Rollenspiele verwenden, aber hier wird nur Geschichte vorgestellt. Somit bleibt der Rollenspieler wie der Historiker unbefriedigt zurück.
Es folgt ein Interview mit Markolf Hoffmann, dem Autor von „Nebelriss“ und „Flammenbucht“. Leider konnte man in dem Textkasten „Markus Hoffmann im Netz“ unter Beweis stellen, dass man Markieren & Kopieren noch nicht so wirklich drauf hat, denn man wird unter anderem auf die Ulldart-Reihe von Markus Heitz verwiesen. Mit dem Artikel über William Hope Hodgson erhält nun der „Meister der unheimlichen Seegeschichte“ literaturwissenschaftliche Betrachtung... oder so. Ich habe s zwar gelesen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das wissen musste.
Die Rezensionen am Ende sind wie üblich zwar zahlreich, aber sehr, sehr kurz, so dass es dem Rezensenten kaum möglich ist, ausreichend über das Produkt zu berichten.
Die letzte Seite wurde dann offensichtlich mit sehr heißer Nadel gestrickt, denn es finden sich hier einige Fehler sprachlicher Art. Zudem wird zum erneut der Abdruck des Comics Berlin 2323 angekündigt und das die Mephisto mit der #30 wieder dicker wird. Ein Schelm wer nun böses dabei denkt. Die neue und bessere Mephisto soll nun maximal vier Ausgaben pro Jahr erhalten. Da die alte und offensichtlich schlechtere Mephisto das gerade mal so oder eben nicht geschafft hat, sollte ich hier aber auch noch erwähnen. Ich lasse mich mal überraschen, auch wenn ich nicht so sicher bin, ob ich überhaupt noch die Mephisto im Abo beziehe.

Der Martin-Ellermeier-Verlag sieht das mit den Abos ja eher kollegial locker. Obwohl ich Anfang des Jahres noch Geld für das Abo an den Verlag überwiesen hatte wurde um das Abo zu verlängern, hatte ich nun wieder einen Zahlungsbeleg für die Verlängerung meines Abos dabei. Ein Fehler, dass kann doch schon mal passieren. Auf die Mail, die ich deswegen an den Verlag geschickt habe, wurde mir aber trotzdem bisher nicht geantwortet. Zwei meiner Freunde waren auch einmal Mephisto-Abonnenten. Den einen hat man scheinbar irgendwann vergessen, denn es kamen keine Ausgaben mehr, obwohl weder gekündigt wurde noch das Abo auslief. Der andere hat nach der letzten Ausgabe und deren Ende in dessen Papierkorb sein Abo beendet. Das lief zwar auch noch ein paar Ausgaben weiter, aber die aktuelle Ausgabe hat er nicht mehr erhalten. Das Abo ist ja gekündigt worden, nee? Warum Warhammer-Themen in den letzten Ausgaben immer mehr Raum einnehmen, konnte ich inzwischen auch herausfinden. Martin Ellermeier hat nebenbei nun noch einen Internetshop für Games Workshop-Artikel, namentlich TinBitz, für den er im Heft auch immer wieder wirbt. {jcomments on}

So, wenn ich mir nun meine Rezi so mal beschaue und alles auf mich wirken lassen, frage ich mich eines: Wieso zur Hölle bin ich noch Abonnent? Die Zeitschrift hat sehr stark nachgelassen und das Preis/Leistungsverhältnis ist ein Witz. Ich denke ich werde nun auch mal mein Abo kündigen. Theoretisch sollte ich ja noch ein paar Ausgaben danach erhalten und wenn die Mephisto tatsächlich wie versprochen besser wird, kann ich es ja erneut abschließen. Momentan kann ich das Magazin beim besten Willen nicht mehr empfehlen.