Eden Studios Presents – Volume 1

Focusing on a wide variety of Unisystem materials, each book will be filled with scenarios, archetypes, monsters, new and alternate rules, and much, much more.
vom Backcover vom Eden Studios Presents – Volume 1

Ich mag das Unisystem. Das kann ich ganz offen so sagen. Das mittlerweile zum Eden Studios-Haussystem gewordene Regelset unterfüttert so geniale Systeme wie "All Flesh Must Be Eaten" (AFMBE) oder das beliebte "WitchCraft", bietet ein perfektes Areal für die Umsetzung von "Buffy" und "Angel" in rollenspielerische Welten und wird in Zukunft auch beispielsweise der Motor von "Conspiracy X 2.0" sein.
Eden wissen allerdings auch um die Beliebtheit ihres Systems und sind nun auf einen Zug aufgesprungen, welcher für andere Verlage schon länger fährt: eine periodisch erscheinende Ergänzung, Heft genannt.
Warhammer FRP hat seinen Warpstone, vom alteingesessenen "White Dwarf" ganz zu schweigen. Der D&D-"Dragon" sowie der "Aventurische Bote" von DSA sind weitere Beispiele, genauso wie die "Cthuloide Welten" und ihre bald erscheinende amerikanische Schwester, "Worlds of Cthulhu".

Eden Studios haben mit der vorliegenden Erstausgabe einen Rekord aber schon mal dicke sicher: das teuerste Produkt auf diesem Markt zu sein. Das Heftchen kommt im internationalen Comicbuch-Format daher, misst gerade mal 64 Seiten, 60 davon redaktioneller Inhalt, und kostet – sitzt ihr? – 15 US-$!
Ich meine, selbst wenn in diesem Heft das Rezept für das Elixier des ewigen Lebens enthalten wäre, wäre dieser Preis unverschämt ... und ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht drin ist. Warum ich aber trotzdem so viele Scheine für einen solchen Witz von Umfang ausgelegt habe, dazu kommen wir gleich.

Optisch ist der Band wirklich schön geraten. Das etwas verstörende Cover von Carlos Samuel Araya ist sehr ansprechend, die Innenillustrationen von Travis Ingram und Ginger Kubic plastisch, wohl proportioniert, durchweg schön und passend geraten. Das Layout ist unspektakulär, aber dennoch nicht unschön.

Inhaltlich eröffnet der Band mit einem Vorwort von Derek Stoetling, gefolgt vom "Cover Shot" genannten Einseiter, in dem Charlie von Eschen (für WitchCraft) erklärt, was zur Hölle wir da auf dem Cover eigentlich sehen – eine nette Idee.
Darauf folgt ein Interview mit Jason Vey, der gerade für AFMBE "Dungeons & Zombies" fertig gestellt hat. Das Interview ist zwar ganz lustig, aber für mein teuer Geld hätten mich spielrelevantere Inhalte anstelle dieses Gesprächs sicherlich mehr beeindruckt.

Beeindruckt, gutes Stichwort, denn somit haben wir meinen Kaufgrund erreicht: "Spacefarers and Prairie Folk: A Cinematic Settin". Kennt ihr die TV-Serie "Firefly"? Die ist von Joss Whedon, dem Mann, der auch Buffy und Angel erschaffen hat, und kombiniert äußerst gekonnt und elegant Elemente des wilden Westens und klassischer SciFi-Serien.
Offenkundig ist aber nicht nur die gesamte DORP Fan der Serie, sondern auch Andre Peregine, von dem der vorliegende Artikel stammt. Der Artikel nämlich ist, wenn natürlich auch ohne Nennung der offiziellen Namen, eine 1:1-Adaption der TV-Serie auf das Unisystem. Primär auf das cinematische System, welches etwa in Angel und Buffy verwendung findet, Anmerkungen zum klassischen Unisystem gibt es aber auch...
Die Anleihe der "Firefly" zeigt sich überall im Artikel, selbst in den Illustrationen, denn das abgebildete Raumschiff ist bis auf ein marginales Detail exakt die "Serenity" aus der Serie und der Captain-Archetyp sieht, bis auf seinen Bart, genau aus wie Captain Malcolm Reynolds. Zwar fehlen einige wichtige Elemente (Reaver, chinesische Sprachfetzen, Details zu den "Blue Hands" etc.), aber das kann jeder Fan gut selbst ergänzen.
Die Adaption ist liebevoll gelungen, viele neue Vor- und Nachteile, neue Namen für einige Skills, Werte für Waffen und ein grobes Raumkampf-System sind für jeden Fan des Western/Weltraum-Mix eine unschätzbare Ressource, die auf ihren gerade mal 16 Seiten nahezu alle relevanten Fragen beantwortet. Zwar fehlen andere Extras, die man etwa von den Buffy- und Angel-Adaptionen kennt (etwa das "Lingo of..."-Kapitel), aber insgesamt sehr, sehr schön geraten.

Danach folgt dafür dann schon wieder ein Interview. "Conspiracy X 2.0" erwähnte ich ja schon zu Beginn, hier nun ist das Interview zu dem kommenden Produkt. David F. Chapman steht Rede und Antwort, aber einmal mehr gilt: so etwas hätte ich lieber online gelesen, als weitere drei Seiten ohne großen Langzeitwert kaufen zu müssen.

"Tiger Eye" ist ebenfalls für Conspiracy X, allerdings ein Abenteuer. Jason Little hat fast 20 Seiten Raum in dem Magazin bekommen und darin eben das, daher auch sehr detaillierte, Szenario abgeliefert – das sind Inhalte, wie ich sie meinte. Zwar kenne ich das System selbst nur flüchtig, aber das Abenteuer sieht spielenswert aus und ich denke, da weiß man als SL zumindest im Ansatz, warum man das Heft kauft.

Gleiches gilt wohl auch für die neuen Monster für das Buffy- und Angel-Rollenspiel-Universum, welche David F. Chapman mit Unterstützung von Derek Stoelting hier präsentiert. Präsentiert werden generell im Buffy-Grundregelwerk schon genannte, aber nie mit Werten versehene Kreaturen, vier an der Zahl, zum fröhlichen Vertrimmen. Okay, keine Offenbarung, aber ganz nützlich...

"L is for Liberty" präsentiert auf sieben Seite eine "Terra Primate Apeworld", geschrieben von Daniel Proctor mir Ergänzungen von Derek Stoelting und Jason Vey. Viel dazu will ich aber auch gar nicht sagen, da mir Terra Primate so richtig unbekannt ist; das Material sieht nützlich aus, soviel sei gesagt.

Es folgen noch zwei Archetypen für AFMBE (Elvis Worshipper – genial!) und drei weitere für WitchCraft bzw. Armageddon, dann sind wir auch schon am Ende angelangt.
Das ging schnell, oder?

In einer abschließenden Betrachtung kann ich sagen, dass Unisystem-Fanatiker, Firefly-Fans und Conspiracy-X-Spieler wohl am ehesten mit der ersten Ausgabe des mit ESP liebevoll abgekürzten Magazins haben werden.
Das Hauptproblem ist sicher nicht der Inhalt, sondern der mehr als gesalzene Preis, der selbst für die generell teuren Eden Studios eine Superlative darstellt. Das Hauptproblem da liegt auch darin, dass das Magazin so gemischt ist – zwar ist für jeden was dabei, aber kaum jemand wird wirklich alles gebrauchen können, was den Wert noch einmal mindert.

Es ist etwas paradox, doch obwohl ich fanatischer Verehrer von "Spacefarers and Prairie Folk" den Kauf nicht wirklich bereue, kann ich eigentlich auch niemandem wirklich dazu raten. Nun, ihr wisst jetzt, was drin steht – vielleicht hilft das ja bei der Entscheidungsfindung.


Name: Eden Studios Presents – Volume 1 
Verlag: Eden Studios 
Sprache: Englisch
Autoren: Derek Stoelting u.a.
Empf. VK.: 15,00 US-Dollar 
Seiten: 64{jcomments on}