Savage Worlds - Necessary Evil Explorer's Edition

Durch den Erfolg der Explorer's Edition von Savage Worlds dachte man sich bei Pinnacle, dass man auch die Settings in dem praktischen kleinen Format veröffentlichte könnte. Das erste Buch der Explorer's-Edition-Settings wurde dann Necessary Evil, das hauseigene Superhelden-Setting.

Das etwa DIN-A5 große, vollfarbige Softcoverbuch bietet auf nicht einmal 200 Seiten die Regeln zur Erstellung von Superhelden, die Hintergrundgeschichte des Settings, neue Fahrzeuge, Waffen und Gegner sowie eine Plot-Point-Kampagne, die etwa die Hälfte des Bandes einnimmt. Die Illustrationen sind gelungen und zeigen die sehr bunte Welt von Superwesen, die gerne in bunter, hautenger Unterwäsche herumlaufen. Weniger gelungen ist das Layout. Der blaue Hintergrund wird im gesamten Band mit der gleichen Stadtszene unterlegt, was bisweilen die Lesbarkeit erschwert und auch nicht sonderlich hübsch aussieht. Das Layout ist zweispaltig, mit gelben Überschriften und roten Kapitelnamen, was den bunten Eindruck weiter verstärkt.

Der besondere Twist bei Necessary Evil ist, dass die Spieler keine Superhelden spielen sollen, sondern Superschurken. Die gesamte Erde wurde von Aliens erobert, welche die versammelte Heldenelite fast völlig auslöschen konnten. Übrig blieben die Superschurken, die nun vom Erzbösewicht Dr. Destruction in Widerstandszellen organisiert werden. Das führt insgesamt aber leider zu einigen Problemen. Die Kampagne mit elf Abenteuern und mehr als doppelt so vielen optionalen Szenarien läuft zu oft nach dem gleichen Schema ab. Dr. Destruction kontaktiert die Spieler, sagt ihnen was sie tun sollen und die Spieler müssen das dann ausführen. Zudem bestehen die Abenteuer meist daraus, dass man zu einem bestimmten Punkt gehen und dort jemanden verprügeln oder etwas kaputt machen soll. Die optionalen Szenarien sind zwar um einiges freier und auch abwechslungsreicher, doch bleibt ein weiteres Problem des Settings bestehen: es wird niemals deutlich, dass man keine Helden sondern Schurken spielt. Eigentlich ist man konstant mit „guten“ Taten beschäftigt. Das Buch klärt zwar auf, dass man „Schurken nicht Psychopaten“ spielen sollte, doch das Konzept geht insgesamt nicht wirklich auf, da man immer nur der ausführende Handlanger von Dr. Destruction ist. Hinter dem auch mehr steckt, als man zunächst annehmen sollte, doch das ist einerseits ein großer Spoiler und andererseits eine ziemliche Enttäuschung. Wenn ich die Kampagne als Spieler erlebt hätte, wäre ich mir bei der großen Enthüllung sicher sehr verarscht vorgekommen. Das Konzept der Plot-Point-Kampagne mit ihren fixen, vorgegebenen Abenteuern, um die Handlung voranzutreiben und den optionalen Abenteuern zum Einstreuen (samt Missionsgenerator!) ist jedoch vom Prinzip her sehr gut.

Von regeltechnischer Seite gibt es kaum etwas zu beanstanden. Das System, sich seinen Supercharakter mit verschiedenen Kräften zusammen zu bauen, funktioniert prima. Mit dem Baukasten kann man sich menschliche Spezialisten mit besonderem Training wie etwa Batman erstellen, Menschen mit Supertechnologie a la Iron Man, wirkliche Superkräfte wie Flugfähigkeit, Elementarkontrolle oder übermenschliche Stärke wie bei Superman sowie Zauberer wie Dr. Strange. Das System wirkt ausgeglichen und ist noch skalierbar. So kann man recht preiswert einen Helden erstellen, der Gegner gefangen setzen kann. Für ein paar Punkte mehr ermöglicht man es ihm, diese Kraft auch auf Entfernung einzusetzen oder / und mehrere Feinde gleichzeitig einzunetzen. Wenn man besondere Schwächen für seine Superkräfte wählt, kann man die Kraft auch preiswerter erhalten. Dieses System eignet sich auch sehr gut, wenn man mächtigere Charaktere in anderen Settings darstellen möchte, etwa besonders mächtige Sword & Sorcery-Helden, Halbgötter oder Erwählte von irgendwelchen Gestirnen, Göttern oder geflügelten Echsen.

Necessary Evil bietet in seiner Explorer's Edition eine kompakte, aber sehr leistungsstarke Regelerweiterung für Savage Worlds. Das mitgelieferte Setting und die sehr umfangreiche Plot-Point-Kampagne kann jedoch nicht nicht auf gleiche Weise begeistern, da der eigentliche Aufhänger der Spielwelt zu wenig umgesetzt wird und die Spieler nicht selbstständig genug agieren können. Trotzdem ist das Quellenbuch, trotz des doppelt so hohen Preises wie für die Explorer's Edition von Savage Worlds, sein Geld wert und liefert immens viele Ideen für eigenes Material.


Name: Necessary Evil Explorer's Edition {jcomments on}
Verlag: Pinnacle 
Sprache: englisch
Autor: Clint Black,Shane Lacey Hensley und Scott Pyle 
Empf. VK.: 19,99 US-Dollar 
Seiten: 188 
ISBN: 0979245524