Shadowrun 3 - Cannon Companion

Mehr "Bang" für die Kröten
Sinnwahrend Übersetzt vom Backcover vom Cannon Companion

Nun ist es also endlich draußen, der Nachfolger von Kreuzfeuer (Fields of Fire, FoF) und dem Straßensamuraikatalog (Streetsamurai Catalog, SSC): das brandneue Cannon Companion.
Und was ist es genau? Es ist zunächst mal ein Update der o.g. Waffenbände auf den aktuellen Stand von Shadowrun, sprich, auf die dritte Edition. Jedoch hat sich der Stil gänzlich geändert:
Die alten Bücher waren ja bekanntlich alle in Katalogform dargestellt: pro Seite eine Waffe / ein Gegenstand, inklusive Bild, anpreisender Beschreibung des Herstellers und Shadowtalk. Ein Form, wie sie auch unter anderem im Handbuch: Kozernsicherheit (Corporate Security, CS) oder im Rigger Handbuch (Rigger Blackbook) zu finden ist.
Diese Form gibt es jetzt jedenfalls nicht mehr. Die Waffen werden in genau dem selben Stil wie im Grundbuch beschrieben, daß heißt: durchschnittlich fünf bis zehn Zeilen pro Waffe, gelegentlich ein Bild, und die Tabellen immer direkt auf der entsprechenden Seite. Ach ja, und kein Shadowtalk.
Über diese neue Darstellungsform mag man sicherlich geteilter Meinung sein, mir für meinen Teil als Spielleiter gefällt sie jedenfalls besser, schließlich spielt in meiner Position der persöhnliche Geschmack nicht ein so große Rolle.
Spieler mögen da mit Sicherheit anders drüber denken, denn irgendwo muß man ja einen Grund haben, wenn man sich beispielsweise zwischen einer "Ares Alpha Combatgun" oder einem "AK 98" zu entscheiden hat...

Kommen wir aber mal zu den präsentierten Waffen und Zubehörteilen. Das sind zunächst mal die bekannten Sachen aus FoF und dem SSC, seltsamer Weise nicht die Chemiewaffen aus CS und Shadowtech (Shadowtech, ST), wie die "Ares Squirt" bespielweise. Dazu noch diverse Zubehörteile aus anderen Büchern, beispielsweise die "Individualisierte Biometrische Sicherung" aus CS (hat sich eigentlich schon mal jemand gefragt, warum das Ding im Englischen ganz simpel "Biometric Safety" heißt?). Dazu kommen dann noch diverese Granaten (die "White Phophorus" aus FoF beispielsweise) und Rüstungen.
Aber da es langweilig wäre, nur altes zu wiederholen gibt es natürlich auch einige neue Spielsachen. Während die "Ares Predator III" (mit Smartlink-II) weder besonders einfallsreich noch toll ist sind andere Sachen ausgesprochen interessant: Die neue Waffengattung "Flamethrower" ist ja ohnehin häufig vermißt worden, und die "Ares Redline"-Laserpistole dürfte wohl so manches Knight Errant-Sicherheitsteam aufwerten...
Und auch die Nahkampfwaffen wurden gehörig aufgestockt, vor allem was japanische Sachen angeht: von Nunchakus bis hin zu Kusarigamas (die Sicheln mit Kette und Kugel, für Leute, die gelegentlich einen Hong-Kong-Film eingeschaltet haben wohl nichts Neues) gibt es viele Auswahlmöglichkeiten, dazu gesellen sich noch improvisierte Sachen, die von der Kettensäge (*grins*) bis hin zu geworfenen Körpern geht...
Übrigens sind nicht nur neue Sachen entstanden, auch alte wurden modofiziert: so schießen "Sniper Rifles" jetzt statt bisher 400 Meter maximum einen ganzen Kilometer weit...
Doch ist das Buch, wenn man die letzte Ausrüstungsseite aufschlägt, erst auf Seite 57 angelangt, da fehlt also noch einiges. Das nun folgende Kapitel wirkt allerdings etwas deplaziert in einem Cannon Companion, heißt "Applied Simsense", das Thema ist also klar. Auf den folgenden werden also Skillsofts, BTLs und die s.g. "Programmable ASIST Biofeedback", alles gut beschrieben, aber, wie gesagt, recht deplaziert.
Das nächste Kapitel kommt dafür umso passender daher: "Firearm Design and Customization" beschäftigt sich damit, wie man aus dem Runners liebsten Spielzeug ein noch individuelleres Vernichtungsgerät basteln kann. Aber hier geht es nicht darum, ultimative Doomsday-Waffen zu fabrizieren, vielmehr soll dieses Kapitel dazu anregen, Waffen, die man sich persöhnlich gewünscht hat, aber nie bekommen hat, selber herstellen zu können und plötzlich mit 18T-Hold-Out-Pistolen konfrontiert zu werden.
Im nächsten Kapitel geht es um den "Advanced Melee Combat", der aber meiner Meinung nach etwas sehr verkompliziert wird. Es werden auch s.g. Martial Arts Styles vorgestellt, also Karate, Tae Kwon Do oder Ninjutsu, und mit diversen Manövern ausgestattet. Ob man nun aber immer im Nahkampf mit "Full Offense", "Kick Attack" oder "Vicious Blow" arbeiten will weiß ich nicht - mir ist es, obwohl ich selbst einige Jahre Tae Kwon Do praktiziert habe, zu viel Aufwand; andere mögen da anders denken...
Die "Advanced Combat Rules" haben mir da wesentlich besser gefallen: Kampf mit zwei Waffen, Modifikatoren für Deckung, Indirect Fire, Rauch-Regeln, Unterwasserkampf oder Fallschirmspringen sind da nur einige der abgehandelten Themen, und anders als die Martial Arts-Regeln sind sie gut, um bestimmte Situationen anhand von Regeln klären zu können, ändern aber nichts am grunsätzlichen Spielablauf; eben genau das, was ich mir gewünscht habe, als ich den Kapitelnamen las.
Das letzte Kapitel ist dann altbekannt: "Equipment Table". Und diese Tabelle kann man getrost als komplett bezeichnen. Auf den Seiten 115 bis 126 findet man wirklich alles, was jemals erschienen ist (nur keine Fahrzeuge und keine Decks), inklusive der Chemiewaffen aus CS oder der Ares Predator I, die nur noch im Grundbuch zu finden ist. Auch nicht ausrüstungsbezogene Dinge wie die verschiedenen DocWagon™-Kontrakte sind hier zu finden. Sehr schön.
Abschließen findet man noch zwei Sheets, eins zur Waffenmodifikation und eins zur Verwaltung der eigenen Waffen, Martial Arts-Styles etc. Ebenfalls schön gestaltet, vor allem das Modifikations-Blatt macht Sinn.
Bevor ich zum Fazit komme, wie immer ein paar Worte zum Layout:
Das Cover stammt aus der Feder von Paul Bonner, sicherlich kein Unbekannter, und ist recht schön und thematisch passend, wenn es auch nicht unbedingt das allerbeste ist; mit hat's jedenfalls gefallen.
Auch die Innenillustrationen sind nicht allzu zahlreich (in einem englischen Forum war von 48 Stück die Rede und ich hatte keine Lust, das nachzuzählen), aber insgesammt ganz gut gelungen. Die Bilder der Waffen sind halt ... ähm ... Bilder von Waffen, aber sie gefallen mir besser als die, die Beispielsweise in Deutschland in den Schatten (DidS) zu finden waren...
Aber es finden sich ein paar ganz lustige Bilder: beispielsweise das, welches eine Gruppe Runner nach einem Einkauf zeigt: das Team stapft schwerbewaffnet aus dem Laden, im Hintergrund winkt noch der Verkäufer und an den Waffen baumeln noch die Preisschilder.
Außerdem habe ich den ersten Runner mit langen, nicht hochgekämmten Haaren gesehen - wer jetzt nicht weiß, wovon ich rede denke an Travolta in Pulp Fiction...
Ansonsten sieht das CC eigentlich genauso aus wie das 3. Ed. - Grundbuch, mit der bekannten Leiste oben; diese Einheitlichkeit im Layout ist aber auch FASA-typisch und gefällt mir ganz gut...
Also alles in allem würde ich sagen: kaufen!!
Das 20$ teure Buch ist (für mich zumindest) ein würdiger Nachfolger von FoF und dem SSC, mal davon abgesehen, daß die 3. Edition-Spieler sowieso noch ein Waffenbuch brauchen...

Nachtrag zur der deutschen Ausgabe des Cannon Companions: Arsenal 2060
Gestern, d.h. am 29. 9. 2000, hatte ich bei einem Mitschüler die Gelegenheit, mir mal die erst seit einigen Tagen erhältliche deutsche Ausgabe des Cannon Companion anzusehen, und um einen Rat schon mal vorweg zu nehmen: sie ist besser!
Zunächst fällt mal auf, das sie dicker ist. Satte 32 Seiten haben die Leute von FanPro noch hinzugefügt, und anders als etwa bei Mensch und Maschine 3.01D sind die neuen Ausrüstungsgegenstände auch in den eigentlichen Fließtext eingegliedert.
Was neu ist? Nun, ich habe das Buch ja nur durchgesehen, hab's ja auch nicht selber, aber dem Backcover nach sind alle Ausrüstungsgegenstände aus dem Grundregelwerk, Deutschland in den Schatten, Chrom und Dioxin und Walzer, Punks und schwarzes Eis - den drei Deutschlandbüchern, die FanPro ja selber geschrieben haben - enthalten.
Aber auch der ursprüngliche Teil von FASA wurde reichlich überarbeitet. Das auffälligste sind wohl die Bilder, die nun nahezu jeden Ausrüstungsgegenstand verzieren. Die Qualität schwankt dabei wirklich von Extrem zu Extrem: einige Waffen sehen echt gut aus, einige sehen echt erbärmlich aus (ich weiß nicht mehr, welche es war, aber irgendwo bei den Pistolen ist ein übelst verpixeltes Bild zu finden), einige auch recht befremdlich (die 'Street Sweeper' etwa sieht mehr nach einer Muskete aus als nach einer Schrotflinte...) ... ich glaube, auch sonst sind einige Illustrationen hinzu gekommen, das kann ich aber nicht beschwören.
Noch viel wichtiger aber: es gibt auch wieder Shadowtalk! Gelayoutet ist dieser, wie im übrigen das ganze Buch, eigentlich wie in Mensch und Maschine 3.01D.
Ein letzter, aber auch - gerade bei einem so essentiellen Buch für SL und Spieler - wichtiger Punkt ist die Produktionsqualität, denn irgendwie wirkt das ganze FanPro-Werk wesentlich robuster als meine FASA-Ausgabe.
Das Cover und das Design ist auch gleich, nur beim Layout aufgefallen, und das war soweit ich weiß auch schon beim Vergleich von Man & Machine zu Mensch und Maschine 3.01D so: finden sich im englischen Buch die Werte der Waffen sowohl stets im Fließtext, meist sogar auf der entsprechenden Seite, und im Anhang, so sind die Infos im Fließtext beim Arsenal 2060 soweit ich das gesehen habe verschwunden. So passiert das selbe wie beim Cyberwarebuch: Man liest etwas Interessantes, blättert sich aber erst mal durch das Buch um letztlich die Werte zu lesen, liest dann im Text weiter usw. usf.
Das ist ärgerlich, ändert aber nichts daran, dass das Arsenal 2060 das Cannon Companion im Vergleich schlägt.
Wer die Englische schon hat, braucht das Buch von FanPro eigentlich nicht, auch wenn's besser ist, wer aber erst jetzt ein Waffenbuch kaufen will, der sollte auf jeden Fall zum Arsenal 2060 greifen, das neben dem sprachlichen Vorteil halt auch noch die o.g. Vorteile bietet.


Name: Cannon Companion{jcomments on}
Art: Quellenbuch 
Seiten: 128 Seiten
Sprache: Englisch 
Autor: Boyle, Grendel, Mulhivill 
Verlag: Fasa