Shadowrun 3 - Schweif des Kometen

Das Sondenrennen der Konzerne zum Halleyschen Kometen geht in die Endrunde. Nur noch wenige Teilnehmer sind übrig geblieben, und das richtige Shadworunner-Team am rechten Ort zur rechten Zeit kann leicht zum Zünglein an der Waage werden, das über Sieg und Niederlage entscheidet.
- vom Backcover von Schweif des Kometen

Der Ratcon 2003 hatte sich für mich ja wirklich gelohnt. Die Lose waren dieses Jahr endlich wieder mit sinnigen Preisen verbunden und so konnte ich mit einem Stapel neuen und vor allem auch brauchbarer Bücher gen Heimat reisen. Dabei waren auch relativ viele Shadowrun-Quellenbücher. Und was läge da näher als sich direkt mal das dünnste der Bücher zu krallen, zu lesen und dann zu rezensieren?
Nun, dagegen würden vor allem die umfangreichen Literaturlisten in Germanistik sprechen, aber das lassen wir mal außen vor und kommen zu „Schweif des Kometen“. Dabei handelt es sich um einen Abenteuerband rund um die Geschehnisse des Sondenwettlaufs zum Halleyschen Kometen. Drei Abenteuer, namentlich „Der Bote“, „Fang eine Sternschuppe“ und „Der Preis der Freiheit“, sind in dem Band auf 84 Seiten enthalten, eingebunden unter einem sehr guten Cover von Marko Djurdjevic und Kai Spannuth.

Das Layout entspricht dem Standard der Shadowrunbücher: zweispaltig und gut lesbar. Die Qualität der Zeichnungen schwank allerdings, doch dazu mehr in den folgenden Abschnitten.

Der Bote
Im ersten Abenteuer geht es um die Extraktion eines Wissenschaftlers aus einer Südseearkologie des Proteus Konzerns. Wie üblich bei Shadowrun klingt das natürlich einfacher als es ist. Denn mal ganz von dem Problem abgesehen in eine befestigte und sehr gut bewachte Arcologie einzudringen, gibt es da noch Ärger mit einem Weltuntergangs-Kult… Und wäre das noch nicht genug werden sie dann noch in einen Mordfall verwickelt! Frei nach der Devise „Mann, geht´s uns scheiße!“ werden die Runner von einem Problem in das nächste Katapultiert. Eine interessante Handlung ist ja grundsätzlich vorhanden, wird aber durch fragwürdige Kleinigkeiten geschmälert. So greift ein Einsatzteam von Proteus nach der Extraktion des Wissenschaftlers die Runner in ihrem Versteck an. Schlagen die Runner das Team zurück, kommt am nächsten Tag wieder eins. Tolle Taktik. Die Zeichnungen in diesem Abenteuer sehen klassisch nach Shadowrun aus und damit meine ich wie vor 10 Jahren. Man kann die Zeichnungen eigentlich nicht benutzen um die im Abenteuer vorkommendenden NSCs und Situationen zu illustrieren, da sie nicht übereinstimmen.

Fang eine Sternschnuppe
Dieses Abenteuer besteht eigentlich aus zwei Runs. Der erste ist relativ harmlos und erfordert nur den Einbruch und Datenraub in eine Konzernanlage. Sehr nett geraten ist der Mr.Johnson, der etwas skurril wirkt und die Runner tatsächlich zum Treffen in eine Eisdiele lädt.
Der zweite Teil führt die Runner dann in verschneites Stammesgebiet technologiefeindlicher Elfen. Bei dem durchschnittlichen Vercyberungsgrad einer Runner-Gruppe dürfte das alleine schon interessant werden. Die abgestürzte Sonde, die es zu bergen gilt, wurde nämlich schon von dem Stamm gefunden und versteckt. Wollen die SCs nun an das Datenpaket der Sonde gelangen, so müssen sie wohl oder übel verhandeln. Dazu gilt es die wichtigen Leute des Stammes auf seine Seite zu ziehen und das kann schwierig bis unterhaltsam werden, denn es werden auch verschiedene Prüfungen vorgeschlagen um sich Respekt zu verdienen. Das kann Wettfischen, ein Geschichtenerzählwettbewerb oder die Suche nach dem besten Witz sein. Sicherlich mal was neues für die SCs. Schwieriger und noch interessanter kann es dann noch werden wenn eine Konzerntruppe eintrifft und die Sonde ebenfalls einfordert…
Illustriert wurde dieses Abenteuer von Larry McDougal der dankenswerterweise mal nicht wieder mit Tusche rumkleckst, sondern einige sehr schöne Arbeiten abliefert. Eine der Zeichnungen scheint den Redakteuren so gut gefallen zu haben das sie zweimal vorkommt.

Der Preis der Freiheit
Tja, ich weiß nicht recht was ich von diesem Abenteuer halten soll. Die Runner kommen hier nämlich auf eine Raumstation. Ja, richtig, in eine Raumfähre und dann ab in den Orbit. Zwar bekommen sie von der Schieberin gefälschte Ausweise, die sie als Mechaniker ausweist, aber man damit an den Sicherheitskontrollen vorbeikommt? So etwas würde meiner Meinung nur in einer Satire funktionieren. Der Troll Schläger, der Cybermantische Streetsam und die Magierin mit der zweistelligen Initiationsstufe stellen zusammen mit dem Zwergenrigger und dem Elfendecker sicherlich das glaubwürdigste Technikerteam aller Zeiten dar. Aber das ist ja nur der erste Teil des Abenteuers. Stellen wir uns einfach mal vor das dieser Auftrag von einem anderen Runnerteam erledigt wurde. Als zweiter Teil steht dann mal wieder eine Extraktion ins Haus. Das besondere ist allerdings, dass der Prof diesmal seine Extraktion selbst in Auftrag gegeben hat. Ganz nebenbei hat er noch Geheimnisse aus der Firma mitgenommen, die er nun meistbietend verkaufen möchte. So etwas sieht sein alte Konzern natürlich nicht gerne und die Runner werden am Ende gar vor eine moralische Frage gestellt! Gute Reputation oder Nuyen? Illustriert ist dieses Abenteuer von Marko Djurdjevic, der sich ja auch schon für das hervorragende Cover verantwortlich zeichnete.

Runner die auf richtige Action, wilde Feuergefechte, neue Cyberware und so einen Kram stehen, können einen Bogen um dieses Produkt machen. Shadowrungruppen die Rollenspiel schätzen und auch mal gerne nachdenken bevor sie etwas unternehmen können aber zugreifen, vor allem zu dem guten Preis von 15 Euro.

 


 

Name: Schweif des Kometen 
OT: Wake of the Comet 
Verlag: Fanpro {jcomments on}
Sprache: deutsch
Autoren: Brian Schoner, Davidson Cole, Andy Frates, Rich Tomasso, Michelle Lyons, Malik Toms 
ISBN: 3890647596
Empf. VK.: 15 Euro 
Seiten: 84 s/w