Shadowrun 4 - Spielleiterschirm

Du bist wen du kennst
- vom Backcover von Spielleiterschirm 4.01D

Zu Spielleiterschirmen gibt es in Rollenspielkreisen etwa so viele Meinungen wie Fussballexperten während der Weltmeisterschaft. Über Sinn und Unsinn dieser Produkte will ich mich deswegen hier gar nicht äußern, sondern nur auf das Produkt an sich eingehen. Egal welches Rollenspiel man zu Rate zieht, der Spielleiterschirm ist immer eines der ersten veröffentlichten Produkte, so auch bei Shadowrun 4.01D.

Der Schirm hat vier Panels und macht einen stabilen Eindruck. Material und Haltbarkeit scheinen dem Vorgängerschirm aus der dritten Edition zu entsprechen. Auf der Spielerseite findet man mehrere der Archetypenbilder aus dem GRW mit einigen Zierrahmen und Barcodes versehen. Zwar etwas einfallslos, aber nicht schlecht. Innen findet der Spielleiter dann wie nicht anders zu erwarten zahlreiche Tabellen. Endlich ist mal eine Kampfsequenz komplett mit allen Schritten nachvollziehbar zusammengefasst, so dass die Kämpfe nun auch unerfahrenen SR4.01D-SLs einfacher von der Hand gehen sollten. Ansonsten finden sich Tabellen mit jede Menge Modifikationen. Sei es nun ein Malus aufgrund der schlechten Sicht oder durch die lange Salve aus der MP oder sogar der Malus wenn man eine Shotgun verstecken möchte, die wichtigsten Modifikatoren sind einfach zu finden. Dazu gibt es eine Übersicht aller Fertigkeiten samt zugehörigen Attributen, Waffenreichweiten und eine Auflistung von Projektil- und Nahkampfwaffen sowie Granaten. Wieso man aber ein riesiges Abweichungsdiagramm für die Granaten abgebildet hat, entzieht sich ebenso meines Verständnisses wie die umfangreiche Liste zu Projektil- und Nahkampfwaffen. Das liegt vor allem daran, dass keine Standardwerte für Fernkampfwaffen auf dem Schirm zu finden sind. Die Angaben für den normalen Schaden einer schweren Pistole braucht der SL sicher häufiger als eine Tabelle mit den Schadenscodes für leichte, mittlere und schwere Armbrüste... Im Begleitheft finden sich dann zwei Seiten mit „Zusätzlichen Tabellen“. Diese enthalten aber auch keine Werte für Schusswaffen, sondern Tabellen für den Magier, Fahrer, Hacker und Bastler. Ob diese nun besser auf dem Schirm als im Begleitheft hinten abgebildet wären, kommt vermutlich auf die Gruppenzusammensetzung und den Spielstil an.

Das schwarz/weiße Begleitheftchen enthält einige neue Connections, die allesamt sinnvoll aber nicht umwerfend sind und so auch im GRW hätten stehen können. Also eine einfache Erweiterung des Grundbuches an dieser Stelle. Interessanter sind da schon die Szenarioideen für Shadowrun. Unter einem Oberbegriff wie Critter, Datenklau, Erpressung oder Wiederbeschaffung finden sich jeweils zwei Konzepte für einen Run. Dabei kann es sich um einen relativ gewöhnlichen Auftrag handeln, wie etwa die Jagd auf Paranormale Critter bis hin zu halbseitigen Verschwörungen und interne Konzern-Machtkämpfe bei denen die Shadowrunner absahnen können. Die Ideen sind bisweilen durchaus frisch und machen Lust auf mehr. Sie sollen aber nur als Vorlage dienen, der SL hat also trotzdem noch Arbeit. Wer einmal völlig ideenlos ist, der kann auch die Würfel befragen und sich per Shadowrun-Generator einen Auftrag erstellen. Ein erster Versuch ergab folgendes Szenario: Eine Connection der Runner will sich mit ihnen in der Matrix treffen. Es geht um einen Datenraub, welcher der Connection dickes Geld bringen würde, aber die Connection belügt die Runnern was die Gefährlichkeit angeht und zahlt entsprechend weniger als für einen solchen Auftrag üblich. Die Runner müssen dafür in eine andere Staat des Landes und dort die mittelmässige Sicherheit überwinden, sich aber einem Feind der Connection stellen. Nach der Beendigung des Runs taucht der Auftraggeber nicht am vereinbarten Treffpunkt auf. Dieses Gerüst kann der SL dann mit Leben und Details füllen, abändern wenn ihm etwas nicht passt oder es genau so durchziehen, wenn er mal totale Blockade im Hirn hat. Wer es nicht braucht, benutzt es nicht, aber hilfreich ist diese Doppelseite mit dem Generator schon.

Fragen bleiben allerdings doch einige. Was ist normale Bezahlung für eine Art von Run? Die Spanne der Entlohnung reicht bei den Szenarien von kümmerlichen 1000 Nuyen bis hin zu fünfstelligen Beträgen. Eine Übersicht mit Standardlöhnen für z.B. Wetwork, Datendiebstahl oder Entführung wäre hilfreich gewesen.
Im Heftchen wurde wie in den bisherigen SR4.01D-Publikationen eine sehr kleine Schriftgröße gewählt. So bekommt man zwar mehr Material pro Seite geboten, aber augenfreundlich ist das leider nicht. Das Lektorat hat sich erfreulicherweise verbessert, direkt sprangen dem Rezensenten keine Fehler ins Auge. Löblich. Die optische Präsentation und die Qualität der Illustrationen entspricht der im GRW, inklusive des Stilmixes, auch wenn dieser hier weniger stört.

Der Spielleiterschirm bietet mitsamt des Begleitheftchens hilfreiche Elemente und der Preis ist für das Gebotene durchaus okay. Wer bisher ohne SL-Schirm auskam, der wird dies auch weiterhin schaffen, aber gerade Neulinge finden hier viele nützliche Hinweise.


Name: Spielleiterschirm 4.01D 
OT: Shadowrun 4th Edition Gamemaster`s Screen 
Verlag: Fanpro {jcomments on}
Sprache: deutsch
Autoren: Elissa Carey, Davidson Cole, Adam Jury, Drew Little & Robyn King-Nitschke
Empf. VK.: 16 Euro 
Seiten: 32 s/w geheftet + 4 farbige Panels 
ISBN: 9783890647791