Star Wars - Starships of the Galaxy

Don't worry, she'll hold together
vom Backcover von Starships of the Galaxy

Hier liegt es nun vor mir, das zweite der drei "ergänzenden Softcover-Bücher" zu Star Wars D20. Und so wie sich die Alien Anthology eben um Aliens und der Arms and Equipment Guide eben um Ausrüstung bemüht, so geht es in Starships of the Galaxy (im Folgenden SotG) eben um Raumschiffe aller Formen und Farben.

Bei der äußeren Betrachtung fällt zunächst einmal ins Auge, dass das Frontcover mal nicht aus den Archiven stammt, sondern brandneu für den Band angefertigt wurde. Da rauscht ein recht comichafter Millennium Falcon auf den Betrachter zu, verfolgt von unzähligen TIEs (so muss das ja auch…), während im Hintergrund diverse Sternenzerstörer, A- und X-Flügler, TIE-Fighter und TIE Advanced um die Luftherrschaft ringen. Nett, wenn auch etwas konfus, teilweise etwas wirr, was die Flugwinkel betrifft (vor allem das Gewusel am rechten Bildrand), aber thematisch passend.
Auf der Rückseite erspähen wir die typische Hangarszene der Allianz, ein X-Flügler, an dem zwei Menschen und eine R2-Einheit Wartungen vornehmen und ein Sullustaner, der eben wichtig herumsteht. Kein Meisterwerk, aber es reicht.

Das Buch selbst erstrahlt, anders als die Alien Anthology, in schwarzweiß, aber damit kann man leben, zumal das Buch eher wenig Filmfotos, sondern mehr comichafte Zeichnungen bietet, die aber hier durchaus zu gefallen wissen. Keine Meisterwerke, aber im Vergleich zu vorherigen Designverbrechen (Living Force…) durchaus eine Verbesserung…
Nett sind allerdings die Bausteine der Raumschiffpläne, also klassische Räume, die ein Raumschiff nun mal hat, die man herausscannen und zusammenfügen kann, um eigene Pläne flott zu erstellen. Ganz nett, zwar mehr ein Gimmick, aber durchaus zu gebrauchen, wenn auch in ihrer Vielfalt etwas eingeschränkt.

Inhaltlich gliedert es sich in neun Kapitel, die sich aber wiederum in drei große Themenkomplexe zerlegen lassen. Die ersten vier Kapitel, "Designing Starships", "Designing Space Stations", "Shipyard Secrets" und "New Rules" bieten allesamt neue Regeln und Mechanismen für den geneigten Raumpiloten.
In den ersten beiden Kapitel wird es ihm ermöglicht, anhand von vielen gegebenen Tabellen eben sein eigenes Schiff zu erbauen bzw. zu errechnen. So etwas kennt man ja schon von Shadowrun … war da kompliziert, ist es hier wieder. Aber wer auf Regeltreue wert legt, bekommt hier zumindest endlich seine Mechanismen.
Die Geheimnisse der Schiffswerften befassen sich dagegen mehr mit alltäglichen Problemen, etwa Konstruktions- und Modifikationszeiten, dem Schwarzmarkt oder schlicht der Instandhaltung - ebenfalls mehr was für Regelhammel, die kriegen aber eben auch hier wieder genau ihr Futter.
Kapitel vier letztlich bietet dann noch neue Abwandlungen bekannter Fertigkeiten, neue Feats (normal wie auch mit der Macht), neue Raummanöver, neue Kampfoptionen und einige Vereinfachungen des ganzen Salats.
Hier zeigt sich dann einmal mehr, dass D20 eben doch nicht so recht auf den Raumkampf passen wollte, wie sich dass das Grundregelwerk gewünscht hätte. Die hier gebotenen Mechanismen sind da durchaus eine Hilfe, verzwicken alles aber auch weiter, insofern eine zweischneidige Sache. Viele Lücken werden gefüllt, Leute, die ein regelarmes Spiel bevorzugen, weiter behindert.
Die müssen zwar alles hier angebotene nicht benutzen, haben aber auch diese 43 Seiten des Buches mitbezahlt…

Kapitel 5 steht dagegen thematisch recht alleine, dreht es sich um "Adventures in Space" und ihre Realisierung.
Die folgenden 9 Seiten entschädigen dann auch etwas für die bisherige Regellast, kümmern sich um generelle Themen wie die Frage, was für Abenteuerarten man überhaupt so im All abziehen kann oder den unvermeidlich sinnlosen Stats für typische Raumfahrer bis hin zu wirklich interessanten Problemstellungen, seien sie für die Spieler (sprich: Space Hazards) oder für den SL (mal bei der Frage angefangen, wie man eine ganze Gruppe so in einem Raumkampf beschäftigt halten kann).
Ebenfalls finden sich hier noch die 9 Seiten Starship Maps, auf die weiter oben schon eingegangen wurde.

Danach beginnt dann das, was man eigentlich erwartet, die Raumschiffliste, und die hält auch bis zum Ende. Kapitelweise wird noch in "Starfighters", "Space Transports", "Capital Ships" und "Space Stations" unterschieden und eine Gesamtsumme von 53 Schiffen erreicht, darunter allerdings, neben den Raumstationen, auch drei einmalige Schiffe (Erron Kels Deathraven, Mara Jades Jade Sabre und Vaders Executor). Die Einteilung klappt wie schon vom Grundbuch her gewohnt ganz gut, einzig das der Supersternenzerstörer Executor nicht als generisches Schiff, sondern eben als bestimmtes Schiff aufgeführt wird, der 16 Kilometer lange Super-Supersternenzerstörer Eclipse aus der Flotte des wiedergeborenen Imperators aber gar nicht erwähnt wird, erscheint auf den ersten Blick inkonsequent.

Die Schiffe erscheinen alle im bekannten Format, allerdings noch nicht auf dem Stand der Revised Edition, so das einige Angaben wie "Atmospheric Speed" noch nicht gegeben sind…
Und auf den ersten Blick scheint man echt alles zu finden, was man sucht. A- und B-Flügler, die man im Grundbuch auch sehr vermisst hat, letzteren sogar in normaler und E2-Ausführung.
E-Flügler, Scimitar Assault Bomber, TIE Advanced x1, TIE Bomber, TIE Interceptor, Firespray 31, der YT-2400, Dreadnaughts, Corellianische Schiffe, Kreuzer der Mon Calamari, vier normale Sternenzerstörer und eben einige Spezialitäten, etwa auch die aus Shadows of the Empire bekannte Skyhook Station. Fast fühlt man sich im Paradies bei so viel Auswahl…

Eine nähere Betrachtung hingegen fallen doch fatale Defizite ins Auge. Wo ist der T-Flügler? Der X-Wing XJ? Der TIE Defender? Die StarViper-Klasse, zu der Xizors Virago gehört? Der YT-1930, YT-2000 oder irgendeines der unzähligen anderen Schiffe der Reihe? Die Slave II? Schlicht der TIE Advanced x2?

Keine Chance, wer hier sucht, geht leider leer aus…
Auf den ersten Blick weiß SotG wirklich zu gefallen, aber nach einiger Spielpraxis macht das Buch, je näher man es betrachtet, einen unvollständigen Eindruck. Hier hätte einfach mehr reingepasst, hier hätte es auch weit mehr Material gegeben.
Warum nicht auch die anderen großen Schiffe des EU einbauen? Der Sonnenhammer wäre nett gewesen, die imperialen Weltenvernichter auch … aber auch dergleichen blieben außen vor.
So stellt sich für den Käufer nun doch eine Frage: Warum wurde hier die Chance nicht genutzt, ein wirklich umfassendes Nachschlagewerk zu schaffen, dann auch im Hardcover (wie ja schon genug andere Bücher der Reihe), in dem Umfang, den die gesamte Thematik auch verdient.

Nun, die Frage zu beantworten ist schwer, das Endergebnis festzuhalten dagegen leicht. SotG ist ein durchschnittliches Produkt, dass zu etwa 50% aus Regeln und zu 50% aus Hintergrund besteht, jedem also etwas bietet, mutmaßlich aber auch für jeden mindestens einen unnötigen Themenkomplex bereithält.
Dabei ist es bei weitem nicht so vollständig, wie es sein könnte, ohne dabei einfach nur lieblos zu wirken.
SotG ist halt ein Quellenbuch wie viele andere auch. Wen es interessiert, der kauft es und macht nichts damit falsch, wen nicht, der lässt es eben bleiben…


Name: Star Wars Starships of the Galaxy 
Verlag: WotC 
Sprache: englisch
Autoren: Owen K.C. Stephens{jcomments on}
Empf. VK.: 21,95 US-Dollar 
Seiten: 110