Star Wars - Secrets of Naboo

Wipe them out ... all of them...
vom Backcover von Secrets of Naboo

Das vorliegende Buch war tatsächlich das erste Supplement, das auf das Star Wars D20-Grundregelwerk in seiner ersten Edition gefolgt ist. Dass es dennoch erst so spät rezensiert wird, liegt dabei an verschiedenen Faktoren, von denen das Thema wohl den größten Einfluss übt.
Naboo – der Planet steht für nahezu alles, was die Fans an den Prequels nicht mochten, von der Märchenlandschaft des Planeten über die Gungans bis hin zur Handelsföderation – die kommt zwar nicht von Naboo, aber die hat man dennoch gleich mal mit aufgenommen.
Ebenso sieht das Buch aber auch schlicht und ergreifend unattraktiv aus. Das Cover von D. Alexander Gregory zeigt – etwas dem Dualismus des alten Grundbuch-Titelbilds folgend – vorne die namhaften Charaktere des Planeten und hinten die Streitkräfte der Handelsföderation, sieht aber weder sonderlich gut aus, noch überzeugt die Darstellung des Motivs. Dies, vereint mit der Grundfarbe lila, die das Design auszeichnet, macht das Buch schlichtweg hässlich.

Ein Eindruck, der sich auch im Inneren fortsetzt. Während die Filmfotos problemlos in Ordnung gehen, sind die meisten Illustrationen bestenfalls Durchschnitt und der Randbalken, wenn auch zumindest nur schwarzweiß und nicht lila, dennoch eine Beleidigung fürs Auge. Noch beleidigender ist aber die Bindung, denn wo die anderen Softcover-Bände der Reihe doch zumindest halbwegs stabil waren, ist hier die Bindung so in sich verzogen, dass es kaum Spaß macht, überhaupt in dem Band zu blättern. Ob das nur an meinem Exemplar liegt, kann ich nicht sagen, aber bei mir ist es schlimm und dabei doch in einem Rahmen, der eher nach schlampiger Arbeit denn nach einmalig missratener Bindung aussieht.

Aber nachdem wir all das herunter geschluckt haben stellt sich ja doch die Frage, welche Geheimnisse uns Naboo wohl bieten wird – denn diese verspricht der Titel ja. Doch bevor wir überhaupt zu Naboo kommen, folgt erst mal die schon angekündigte Handelsföderation. Der steht mit 19 Seiten etwa ein Fünftel des Bandes zur Verfügung und dieser Raum wird an sich auch gut genutzt. Man erfährt, was die Föderation so macht und was für Technik ihr zur Verfügung steht, sowie einiges über die Neimodianer. Allerdings sind gerade die Anmerkungen zu der nun spielbaren Spezies gerade mit der neuen Edition und der 'Ultimate Alien Anthology' überholt und leider nur noch bedingt nützlich; aber schlecht auch nicht.

So, damit sind wir endlich auf Naboo angelangt. Wer sich nun aber die versprochenen Geheimnisse verspricht, der wird bitter enttäuscht werden. Die folgenden 42 Seiten widmen sich zunächst allgemein dem Planeten, um dann, nacheinander, auf die Kulturen der Naboo und der Gungans einzugehen. Und während gerade die Beschreibung der Gungans noch gefällt, merkt man doch, dass hier eigentlich nur wiederholt wird, was man nach dem Betrachten von Episode I oder spätestens nach der Lektüre des dazugehörigen Romans auch weiß.
Richtig, nur Episode I, denn das Buch ist vor dem "Angriff der Klonkrieger" erschienen. Während das aber noch ein verständlicher Umstand ist, ist es wiederum vollkommen rätselhaft, warum man sich so krampfhaft auf die "Rise of the Empire"-Ära beschränkt hat. Gerade bei Naboo, der in der klassischen Trilogie ja nie wieder erwähnt wird, wäre es spannend gewesen zu erfahren, was später aus ihm wird ... oder aber wenigstens, was vorher war!
Denn wo "Secrets of Tatooine" noch mit sehr spannenden und einfallsreichen Geschichtsdetails protzen konnte, fehlt ein solcher Abschnitt hier ganz, was schon nicht mehr entschuldbar ist. Hier kann mir auch keiner sagen, dass Naboo da nichts zu bieten gehabt hätte – immerhin reden wir hier von einem Planeten, der seine Könige und Königinnen demokratisch wählt – wie es genau dazu gekommen ist und was man vorher so getrieben hat, hätte mich schon interessiert. Statt dessen erfährt man dann, dass Naboo eine friedvolle Welt ist und daher Charaktere von dort bei der Charaktererschaffung keinen Kampf-Feat als First Level Feat nehmen können. Na danke!
Wenn man dann auch noch in dieser Sammlung des geheimen Wissens Sachen lesen darf wie etwa, dass Naboo einen kalten Kern hat, aber niemand in der Galaxis weiß, wie das funktioniert, dann fühlt man sich schon regelrecht um sein Geld betrogen. Das ist aber auch kein Einzelfall, Sätze dazu, dass diese oder jene Information bisher nicht errungen werden konnte, säumen das Buch an allen Ecken und Enden.
Da nützt es dann auch nichts mehr, dass sehr detailliert beispielsweise Flora und Fauna des Planeten beschrieben werden – es ist einfach egal, denn das, was ihn zu einem attraktiven Szenario gemacht hätte, ist schlicht in dem Buch nicht zu finden.

Abgerundet wird das Bändchen durch ein Abenteuer, das fast ein Drittel des Bandes einnimmt, jedoch auch nicht überzeugen kann. Zu gerade heraus, zu fixierend und bei weitem zu zahlreich mit Texten zum laut vorlesen ausgestattet, zwingt es einem Spielleiter und einer Gruppe Charaktere der zweiten Stufe hier einen zudem noch sehr langweiligen Plot auf.
Ein kleiner Lichtblick sind zwar noch die letzten Seiten, die noch mal alle regeltechnischen Werte aller vorgestellten Rassen, Waffen und anderer Dinge auflisten, andererseits macht das dann auch nichts mehr an der Endwertung.

Secrets of Naboo ist kurz gesagt ein richtig schlechtes Produkt. Man könnte zwar etwas Gnade gewähren wenn man bedenkt, dass es ja der Erstling nach dem Grundregelwerk war, aber das ändert ja nichts daran das Kunden auch heute noch knapp zwanzig Dollar für das Buch hinblättern sollen; unter uns gesprochen: in Anbetracht, dass außen zwei drei netten Details über die Handelsföderation und die Gungans nichts Lohnendes drin steht, wäre es mir nicht einmal die Hälfte wert, wenn ich die Entscheidung noch mal treffen könnte!
Finger weg und lieber "Secrets of Tatooine" kaufen!


Name: Secrets of Naboo 
Verlag: WotC {jcomments on}
Sprache: Englisch
Autoren: Steve Miller und JD Wiker
Empf. VK.: 19,95 US-Dollar 
Seiten: 96