Star Wars - Hero's Guide

Follow your own path.
vom Backcover von Hero's Guide

Nach all den Softcover-Bücher der Star Wars D20-Reihe haben wir nun mal wieder ein waschechtes Hardback vor uns liegen. Den „Hero's Guide“. Mit 160 Seiten mal wieder einer der definitiv zu dünnen Vertreter dieser Gattung, mit einem Preis von 29,96 US-$ auch sicherlich nicht geschenkt, aber ich war ja schon neugierig, was überhaupt in diesem Buch drinstehen sollte.
Denn der bahnbrechende Backcovertext (s.o.) war nun auch nicht so richtig der Brüller.

Das Frontcover zeigt eine Gang, in einem Raumschiff vermutlich. Im Hintergrund kommt ein wild schießender Droide angewankt, was den meisten Personen auf dem Cover aber egal ist. Da steht links Han Solo, etwas jung und knollennasig, dahinter eine Twi'Lek-Jedi, die aussieht, als habe sie zu viel gegessen, zwischen ihnen R2D2. Noch dahinter, als einziger den wild feuernden Roboter bemerkend, steht noch ein Ding, dass ich nicht recht zuordnen kann, rechts hockt dann noch verstohlen ein Rodianer. Kurzum: das Bild ist hässlich.
Auf der Rückseite finden wir Jango Fett in Begleitung einer gemischten Truppe von Clone Troopern, einem Battle Droid und einer Droideka. Seltsame Mischung.
Jango scheint noch der Gruppe zu bedeuten, anzuhalten, ein Clone Trooper feuert daher auch einfach mal sein Gewehr ab. Nein, sieht auch nicht besser aus als das Cover...

Das Innenlayout dagegen ist ausnehmend gut. Zwar hat man leider wieder größtenteils auf Fotos aus den Filmen verzichtet, aber der Trend der Illustratoren, weg vom Comic und hin zum Pseudo-Fotorealismus, setzt sich auch hier fort. Sehr schön vor allem die Bilder von Chad Michael Ward, die teils wirklich schon fast wie Fotografien wirken.
Etwas bizarr muten dagegen die Bilder John van Fleet an, die so aussehen, als habe er Screenshots aus den Filmen etwas neu arrangiert und dann einige Photoshop-Filter draufgelegt. Das hat er nicht schlecht gemacht … sieht aber dennoch irgendwie billig aus.
Dennoch, der optische Gesamteindruck ist, bis auf die etwas dominanten Ocker- und Brauntöne ziemlich gut, da hofft man doch schon, dass der Inhalt mithält...

Das tut er … stellenweise. Das erste Kapitel geht schon recht durchwachsen los. Einerseits kriegt man einige Vorschläge für Charakterhintergründe, die sind aber kaum besser und innovativer als „Rebuilding the Jedi Order or the Republic“ oder „Xenophobia“, werden vor allem aber noch durch den unsäglichen Abschnitt übers „Min-Maxing“ sehr heruntergezogen.
Das zweite Kapitel setzt da noch ganz manierlich an und bietet mit dem Demagogue, dem Imperial Officer, dem Information Broker, dem Jedi Wanderer, dem Outlaw Tech, dem Prowler, dem Rebel Officer, dem Scrounger, dem Shipjacker, dem Spirit Adept und dem Urban Adept einen Satz neuer Charakterklassen, teils sinnvoll, teilweise Unfug, aber nichts, was wirklich weh tut.

Kapitel drei nun dreht sich um „Skills & Feats“, was auf der einen Seite bedeutet, dass der geneigte Leser „tolle“ Zweitverwertungen alter Skills angeboten bekommt (etwa, dass man mit „Sleight of Hand“ auch unbemerkt Sachen in Drinks fallen lassen kann...), vor allem aber, dass die Feat-Liste gehörig erweitert wird. Einiges ist eher uninteressant („Agile Riposte“ etwa) und einiges bereits von großen Bruder D&D bekannt („Armor Familiarity“), andere Sachen gefallen aber auch ausgesprochen gut. „Card Shark“ etwa ermöglicht es Schmugglern endlich, sich beim Sabacc richtig in Szene zu setzen werden die Techniker etwa mit „Kit-Bashing“ nun improvisierte Fahrzeuge und Waffen bauen können. Sehr schön.
Auch bei den Force-Feats sind einige schöne Sachen dazugekommen, etwa „Kinetic Combat“, mit dem man das Lichtschwert auf Distanz genauso gut führen kann als habe man es in den eigenen Händen, oder auch „Up the Walls“, der es einem Jedi jetzt ermöglicht, wie in „The Matrix“ oder „Tiger & Dragon“ Wände entlang zu laufen.
Was dann noch folgt sind die brandneuen „Martial Arts Feats“, Kampftechniken, die man erlernen kann. Teilweise ganz nett, teilweise eher unsinnig. So sind „Teräs Käsi“ und „Wrruushi“ durchaus im Hintergrund verwurzelt, ob es aber gleich sechs Stile oder wirkliche Signifikanz hätten sein müssen, weiß ich nicht … und auch ob es gleich sieben Lichtschwertkampfstile hätte geben müssen, weiß ich nicht. „Ist doch cool!“ mag jemand schreien, wäre es auch, wenn es dazu auch Beschreibungen gäbe. Gibt es hier aber nicht. Nur Regeln.

Damit wäre man schon bei Kapitel vier, weiter auf der Suche nach der großen Erleuchtung. Kapitel vier bringt diese definitiv auch nicht, hier werden mit dem Chief Engineer, dem Infiltrator, dem Loyal Protector, dem Martial Arts Master, dem Master Duelist, dem Outlaw Slicer, dem Priest, dem Sharpshooter und dem Treasure Hunter „nur“ neun neue Prestige Classes vorgestellt; die sind zwar alle nett, aber etwas wirklich Umwerfendes fand sich auch hier nicht.

Womit wir dann beim fünften Kapitel wären, einem wahren Riesen von 43 Seiten, einem Viertel des gesamten Buches: den „Fractions“. Ein ganz neues Konzept wird hier vorgestellt, durchaus nicht schlecht gedacht: denn nahezu jeder SW-Charakter gehört irgendeiner Fraktion an und hier werden alle wichtigen Fraktionen en Detail vorgestellt. Angefangen bei der Allianz der Rebellen und dem Galaktischen Imperium, über die Black Sun und die Bounty Hunter's Guild bis hin zu diversen Adelshäusern.
Das Kapitel ist recht gut geworden, bietet vor allem neben viel Regelballast auch viele Hintergrundinformationen und schafft durch ein besonders hervorzuhebendes Artwork, größtenteils Propaganda- und Werbeposter der einzelnen Fraktionen, eine sehr gute Atmosphäre.
Wer Interesse am Thema hat, der könnte hier seinen Kaufgrund gefunden haben...

Kapitel sechs schlägt dann mal wieder vollkommen unvermittelt quer, „Equipment“. Alles, was da so reinpasst, von Löhnen über die Verschlüsselung von Comlinks bis hin zu Waffen und Cyberware ist hier alles drin, und so variabel die Bandbreite ist, so variabel ist auch die Qualität. Allerdings fällt nichts so wirklich aus dem Rahmen, gerade die Cyberware war mit ihrer recht hohen Fehleranfälligkeit eine positive Überraschung.

Kapitel sieben greift dann gleich noch ein wichtiges Element auf: „Combat“. Neue Regeln, etwa zum Zielen oder zum Werfen von Lichtschwertern sowie eine Zusammenfassung und Klarstellung der Regeln zum Flanken machen das überaus kurze Kapitel sehr sinnvoll, wenn man sich auch die unangenehme Frage stellt, warum das alles nicht im Grundregelwerk war.

„The Force“ ist dann der Titel des vorletzten Kapitel. Neben einigen wenigen, recht unsinnigen Spezialfähigkeiten werden hier drei neue Traditionen von Machtnutzern abseits des Jediordens vorgestellt. Gut, zuvor gekannt habe ich weder die „Baran Do“, noch die „Matukai“ oder die „Zeison Sha“, aber das ist nicht notgedrungen schlecht, sie sind alle drei ganz nett und passen sich gut ein … warum allerdings etwa die Hexen und Nachtschwestern von Dathomir beispielsweise ganz fehlen war mir eher rätselhaft.
Abschließend gibt es noch Regeln für Force Spirits … wer's braucht...

Bleibt noch Kapitel neun: „Droids“. Angefangen bei dem Thema „Droids as Henchman“ bis zu zwei neuen Prestigeklassen gibt es hier eben alles, was mit Droiden zu tun hat. Die Regeln sind dabei eigentlich alle sinnlos und bringen kaum Neues zum Ausbau eines Charakters und ob ich es so prickelnd fände, wenn in meiner Gruppe der erste Droide die Prestigeclass des „Berserker Droid“ aufgreift? Ich glaube nein...
Verschwendetes Kapitel, Gott sei dank auch kurz.

Und damit endet unsere Tour durch den „Hero's Guide“, ein wirklich durch und durch durchschnittliches Buch. Es sieht nett aus, mit Ausrutschern, einige Kapitel sind klasse, einige durchwachsen und einige schlecht, der Preis ist hart an der Grenze, aber bezahlbar, gerade im Vergleich mit den Softcover-Büchern des Systems.
Wer nun unbedingt neues Lesefutter braucht und alles andere hat, für den geht der „Hero's Guide“ in Ordnung. Wer die Fraktionen will, der braucht ihn.
Alle anderen finden aber auch merklich bessere Produkte in der Star Wars-Linie...


Name: Hero's Guide 
Verlag: WotC {jcomments on}
Sprache: Englisch
Autoren: JD Wiker und Rodney Thompson
Empf. VK.: 29,95 US-Dollar 
Seiten: 160