Warhammer-Fantasyrollenspiel – Spielleiter-Arsenal

Wer meine Rezension zum Spieler-Arsenal für das Warhammer-Fantasyrollenspiel bereits gelesen hat wird bereits viel über das Spielleiter-Arsenal wissen. Zum Beispiel, dass es eigentlich nicht optional ist, weil es die Plastikfüße für die Pappaufsteller des Spieler-Arsenals enthält. Und die besonderen Würfel, ohne die man die dritte Edition nicht spielen kann ...

Aber ich greife mal wieder vor! Das Spielleiter-Arsenal ist das schmalste der Arsenale und enthält auch am wenigsten Material. Zunächst einmal fallen die 24 Plastikenbasen für die Pappaufsteller auf, vor allem deswegen, weil es nur sieben Pappaufsteller in dieser kleinen Box gibt ... dazu kommen 12 Aktionskarten für verbesserte Grundaktionen, so dass nun zwei Spieler aus der Gruppe sich aus dem Pool bedienen können. Als weitere großformatige Karten liegt noch ein besonderer Gegenstand aus dem Einsteigerabenteuer des Spielleiter-Handbuchs bei und 24 Schauplatzkarten. Moment ... es sind eigentlich nur 12 Karten für besondere Orte, aber die sind jeweils zwei Mal enthalten. Das ist wieder so ein Blödsinn, dass man nur annehmen kann, dass der Planer des Packs ein Anhänger der Chaosgötter gewesen sein muss!
Nun hat man zwei Mal die Karte "Verbessertes Ausweichen" für einen Spielercharakter und zwei Mal die Beschreibung eines Magierturms. Vor allem, da nicht alle Schauplätze aus dem Spielleiter-Handbuch enthalten sind. Diese kommen erst mit den Werkzeugen des Spielleiters als Karten, als mit einem weiteren Set, denn sie waren nicht in der alten Box enthalten. Aber das ist ja ein Satz, den die Leser der Rezension zum Spieler-Arsenal bereits kennen dürften.

Dazu gibt es ziemlich viele kleinformatige Karten, 149 um genau zu sein. 30 davon sind Zustandskarten wie Angeschlagen, Demoralisiert oder dergleichen, bei denen die Auswirkungen des Zustands direkt dabei stehen. Sehr nützlich, um dem Spieler direkt den Zustand auszuhändigen, der auf seinem Charakter liegt. Allerdings ist jede der Karten nur zwei Mal enthalten. Hier hätte man zumindest jede in dreifacher Ausfertigung beilegen können, um zumindest diese geringe von Warhammer-Fantasyrollenspiel angenommene Spielerzahl komplett ausstatten zu können. 30 weitere entfallen auf Zauberpatzer. Davon darf ein Magier eine für einen gewürfelten Chaosstern bei einer Zaubernprobe ziehen.  Dann gibt es einen Effekt, der von einsetzender Übelkeit des Magiers, über seine Versteinerung bis hin zu aus ihm hervorbrechende Chaosflammen reicht! Natürlich sind auch hier nicht alle Effekte als Karte vorhanden, die im Spielleiter-Handbuch aufgelistet wurden. Die kommen in späteren Sets als Karte. Das gleiche gilt für die 30 Wahnsinnskarten, die jeweils mit einem Schlagwort versehen sind, damit die Geisteskrankheit auch zu auslösenden Effekt passt.

Nehmen wir an, wie ein Orkboss den geliebten Halbling-Koch des Dicken Dirks brutal zerteilt, dieser das miterlebt und seinen Willenskraftwurf versemmelt. Die erste Karte "Nagende Zweifel" zeigt die Schlagworte "Chaos" und "Übernatürlich", was beides nicht passt. Die nächste Karte "Zuckungen" enthält aber auch "Gewalt"! Ab jetzt leidet der Dicke Dirk immer wieder unter nervösen Zuckungen, wodurch er jeder Geschicklichkeitsprobe einen Pechwürfel hinzufügen muss. Die 70 Wundkarten sammelt man eigentlich vor allem als normale Wunden, doch wenn ein kritischer Treffer erzielt wurde, wird die Karte gedreht und die Auswirkungen darauf kommen zum Tragen. Das kann von einem kleinen Ärgernis  reichen, dass nur einen Pechwürfel für Initiative-Proben hinzufügt und leicht zu heilen ist, bis zu einer zertrümmerten Schulter, die den verursachten Schaden senkt und kniffliger loszuwerden ist. Das ist eine wirklich tolle Mechanik, die durch die Karten schneller und cooler wird, als einfach nur zu würfeln und zu notieren. Hier kann Material des Warhammer-Fantasyrollenspiels tatsächlich einen Mehrwert erzeugen, wovon ich nicht bei allen Karten überzeugt bin. Zusätzlich gibt es noch einigen Pappkram wie Haltungsleisten und allerlei Marker.

Das wichtigste Utensil des Spielleiter-Arsenals sind aber zweifelslos die Würfel. Das Dutzend spezialisierter Würfel in vielen Farben ist unverzichtbar für eine Runde des Warhammer-Fantasyrollenspiels ... und eigentlich ist ein Set zu wenig. Viel zu wenig. Man sollte mindestens drei, besser vier der auch einzeln kaufbaren Würfel-Sets haben, um flüssig spielen zu können. Das liegt vor allem an der doofen Zusammenstellung des Sets. Drei blaue Würfel für Attributsproben, zwei rote für aggressives Vorgehen, zwei grüne für vorsichtiges, ein gelber Trainingswürfel, ein lila Herausforderungswürfel, zwei weiße Glückswürfel und ... nur ein schwarzer Pechwürfel? Das heißt, um eine durchschnittliche Probe mit zwei Herausforderungswürfeln ablegen zu können, muss man ein zweites Set kaufen oder nachwürfeln. Das gleiche gilt für die schwarzen Würfel, von denen oft mindestens ein zweiter hinzukommt. Und wenn man zwei Sets hat, dann verfügt man über sechs blaue Attributswürfel, wobei der maximale Wert für Attribute bei fünf liegt. Ergo, wird man bei einer minimalen Ausstattung von drei bis vier Sets für die gesamte Gruppe wohlgemerkt, nicht pro Spieler, zwar die Attributswürfel gut verteilen können, der Rest wird aber herumgereicht werden müssen. Das ist keine spielgerechte Verteilung und kann eigentlich nur mit dem Wunsch nach weiteren Verkäufen erklärt werden. Pfui.

Wer auch immer die Arsenale konzeptioniert hat, gehört geteert und gefedert. Es ist reine Käufer-Verarsche, das Material so aufzuteilen, wie Fantasy Flight Games als Lizenzgeber es getan haben. Wie bereits bei der Rezension zum Spieler-Arsenal erwähnt, ist das Spielleiter-Arsenal einzeln betrachtet Quatsch und ergibt nur zusammen mit dem Spieler-Arsenal überhaupt ein brauchbares Produkt. Unter diesem negativen Licht erhält das größtenteils wirklich sinnvoll ins Spiel zu integrierende Material der Arsenale leider einen sehr negativen Beigeschmack, der sich nur schwer vertreiben lässt.

Mit freundliche Unterstützung des Heidelberger-Spieleverlags.


Titel: Warhammer Fantasy Rollenspiel – Spielleiter-Arsenal
Autor: Jay Little {jcomments on}
Verlag: Heidelberger Spieleverlag
EAN: 4015566018013
Sprache: deutsch
Preis: 24,95 Euro


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