Dark Heresy - Haarlock #3 - Dead Stars
Nachdem meine Spieler sich durch die ersten beiden Teile der Haarlock-Kampagne gerätselt und gekämpft hatten und ihre Aktionen dabei sogar eine kleine Minikampagne auslösten, waren alle sehr auf den finalen Band Dead Stars gespannt. Und ich denke, es ist nicht vermessen zu sagen, dass wir alle sehr von Dead Stars überrascht wurden…
Die Aufmachung ist bei allen drei Bänden der Abenteuertrilogie um Haarlocks Vermächtnis gleich. 72 farbige Seiten im Hardcover, sehr viele Illustrationen von hohem Niveau, alles in bombiger Verarbeitung. Doch leider wurden gerade für Dead Stars keine vernünftigen Karten beigefügt. Warum das geradezu fatal ist, wird hoffentlich noch im Laufe der Rezension deutlich.
Das Finale der Trilogie führt die Charaktere nach Mara, einer eiskalten, lebensfeindlichen Welt, die zu allem Überfluss auch noch chaosverseucht ist. Dort befindet sich ein Relikt, dass zu dem legendären Freihändler Haarlock führen soll, der nach den bisherigen Ermittlungen zwar nicht mehr leben sollte, aber dennoch irgendetwas plant. Etwas, das nicht gut für das Imperium sein kann. Neben den Charakteren befinden sich aber noch weitere Fraktionen auf der Suche und es beginnt ein Rennen darum, welche Fraktion als erste das Geheimnis lüften kann.
Zumindest theoretisch, denn Dead Stars ist komplett anders aufgebaut, als die beiden vorherigen Teile der Reihe. Fanden diese in zivilisierten Gegenden statt und setzten einen klaren Fokus auf Ermittlungsdienste, bietet Dead Stars nur die Kampf- und Örtlichkeitseisenbahn. Der Spielleiter bekommt eine Menge von Begegnungen vorgesetzt, die er ihn beliebiger Reihenfolge irgendwie auftauchen lassen kann und die fast immer aus Kämpfen bestehen. Es gibt nicht einmal einen vernünftigen Plan der Basis, die es zu erkunden gibt, so dass die Spieler eine klassische Dungeon-Erkundung durchführen können. Was wann wo passiert, liegt also rein in der Hand des Spielleiters und nicht der Spieler. Das funktioniert überhaupt nicht gut und wird sowohl für SL als auch für die Spieler ermüdend. Gerade, da neben den Kampfbegegnungen oftmals nur Stimmungselemente beschrieben werden, die meine Spieler in der Regel mit „Ja und?“ oder „Okay… wir gehen weiter“ kommentierten, einfach weil weder irgendetwas Interagierbares auftrat, noch Informationen dabei herumkamen, die ihnen halfen.
Und so geht das Abenteuer zunächst auf Mara weiter und weiter, bevor das Artefakt gefunden wird und dann eine Reihe von Szenen abgespielt werden, in denen die Charaktere dann wieder nichts tun können, außer zu kämpfen. Die Begegnungen sind dabei an sich nicht schlecht, nur wirken in ihrer Masse erdrückend und die Spieler beschwerten sich zu Recht darüber, dass fast nur gekämpft wurde und einfach die Optionen fehlten, irgendetwas anderes zu tun, als zu würfeln. Auch das Element der konkurrierenden Fraktionen verkommt zur Spielleiterwillkür, weil dafür keine Mechanik existiert. Der SL kann die Gruppen irgendwo, irgendwann, irgendwie einbauen. Das ist sehr unbefriedigend und wird zudem durch die aus den anderen Bänden bekannte chaotische Struktur der Informationsverteilung erschwert.
Das Finale der Saga ist allerdings durch nichts zu entschuldigen und bringt realitätsbrechende, superstarke NSCs ohne Sinn ein und … ich muss es einfach schreiben … man löst die Kampagne durch das Umwerfen eines Steins.
Nachdem Tattered Fates und vor allem Damned Cities mit zu dem besten gehörten, was ich je an Kaufabenteuern gelesen und geleitet habe, versagt Dead Stars mit unstrukturierten Begegnungen, unmotivierten Kämpfen und einem der unklimatischsten Finale überhaupt. Möglicherweise kann man einige der Begegnungen noch verwenden, doch ich empfehle eher, das Finale um Haarlock selbst zu gestalten. Seine Saga ist eigentlich zu gut, um so ein unrühmliches Ende zu bekommen.
Name: Dead Stars
Verlag: Fantasy Flight Games
Sprache: englisch
Autor: Alan Bligh und John French
Empf. VK.: 24,95 Dollar
Seiten: 72 farbig, Hardcover
ISBN: 978-1589945524{jcomments on}